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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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hinein und zog ihren Kater an seinem langen, schwarzen Schwanz. »Wer soll es denn sonst tun, wenn nicht ich?«
    Trusty brummte empört, steckte ihr die kalte Nase ins Ohr und entlockte ihr so ein Lachen.
     
    Zusätzlich zum Knotenzauber brachte Alanna ihren Schülern die Namen und Eigenschaften von Kräutern, Steinen und Metallen bei. Kourrem und Kara jammerten, weil sie sich so viel merken mussten, aber sie lernten eifrig. Ishak raubte Alanna jetzt den Schlaf; er lernte schneller als die anderen beiden, hatte auch Gespür für die Gabe, aber seine Versessenheit, gefährliche Dinge zu lernen, machte ihr Angst. Die Selbstbeherrschung der beiden Mädchen fehlte ihm. Ob es wohl daran lag, dass er eher vom Stamm akzeptiert worden war als sie? Oft ertappte ihn Alanna dabei, wie er ihr Kristallschwert anstarrte, und sie befürchtete, er könne eines Tages ihren Befehl ignorieren und versuchen, es in die Hand zu nehmen.
    Als Weberlehrling hatte Alanna zwei linke Hände. Die beiden Mädchen konnten es nicht fassen. Alanna sagte sich, beim Schwertfechten habe sie sich zuerst ja auch ungeschickt
angestellt, doch auch dieser Gedanke besänftigte sie in ihrem verletzten Stolz nicht. Was die Sache noch schlimmer machte, war die Tatsache, dass sie keine Möglichkeit hatte Kourrem die Fertigkeiten zu lehren, die ihr noch fehlten.
    »Ich schaffe es einfach nicht!«, rief Kourrem, als sie eines Abends an der Arbeit saß. Auf ihrem Webstuhl thronte ein Durcheinander von wirren Fäden wie eine riesige Spinne. »Ich bin dumm und weiß nicht genug ...«
    »Du hast das Muster aus den Augen verloren«, erklang von der Öffnung her, die zum Tempelteil des Zeltes führte, eine trockene Stimme. Alanna und ihre Lehrlinge drehten sich um und starrten die winzige, alte Frau an, die dort stand. Alanna erkannte sie. Halef Seif hatte ihr Hakims Mutter einmal gezeigt, die Frau, von der Kourrem sagte, sie sei die beste Weberin des Stammes.
    Die alte Frau hob ein noch nicht entzündetes Weihrauchstäbchen hoch. »Ich wollte eben der Muttergöttin meinen Respekt erweisen, als ich hörte, was ihr sagtet«, erklärte sie. Sie kam näher und streckte Alanna das Weihrauchstäbchen hin. »Nimm mir das mal ab!« Dann trat sie neben Kourrem vor den großen Webstuhl. »Siehst du? Da und da hast du dich im Muster geirrt. Und da.« Sie inspizierte die übrige Arbeit. Kourrem hielt währenddessen Karas Arm umklammert. »Hm. Nicht übel für eine, die kaum eine ordentliche Ausbildung erhielt. Fest und gleichmäßig gewoben.« Kourrem strahlte über das Lob.
    Vermutlich das erste, das sie seit Jahren von einer Frau des Stammes erhält, dachte sich Alanna.
    Frau Fahrar kam herüber, nahm die Karden hoch und begutachtete auch Alannas Arbeit. »Du musst geduldiger sein«,
sagte sie. Ihre graubraunen Augen waren belustigt. »Da hängen noch kleine Schmutzteile.« Damit gab sie Alanna die Wolle zurück. »Fang noch mal an und lass dir mehr Zeit! Sobald du dich daran gewöhnt hast, geht es schneller.« Sie holte Luft und schaute sich um. »Du bist eine vielversprechende Weberin, kleine Kourrem, doch solltest du dein Gewerbe erst mal selber lernen, bevor du es anderen beibringst. Deine Weberei, Kara, könnte ganz sicher besser sein.« Das große Mädchen errötete und sah auf seine Füße hinunter. »Und du, Schamanin, solltest eine Lehrerin haben, die sich aufs Unterrichten versteht«, erklärte sie dann Alanna in entschiedenem Tonfall. »Du wirst, mit Kourrems Erlaubnis, bei mir in die Lehre gehen. Diesen beiden jungen Frauen werde ich zeigen, was sie sonst noch wissen müssen. Zweifellos wird sich dieser junge Mann zu beschäftigen wissen, während wir Frauen arbeiten«, fügte sie trocken hinzu.
    Für die dankbaren Tränen und die Erleichterung, die den beiden Mädchen ins Gesicht geschrieben stand, hätte Alanna die beeindruckende alte Frau küssen mögen. Stattdessen nickte sie mit angemessen ernster Miene. »Ich nehme für meine Lehrlinge und mich selbst das freundliche Angebot an, Frau Fahrar.« Endlich, freute sie sich insgeheim. Eine Frau des Stammes nimmt zur Kenntnis, dass wir existieren. Und ich muss weder Halef Seif noch Ali Mukhtab dafür in Anspruch nehmen!
    »Man nennt mich Mari«, entgegnete Hakims Mutter. »Und jetzt kommt, Mädchen. Zeigt mir, was ihr sonst noch zustande bringt.«
     
    Als Coram eine Woche später zurückkehrte, fand er die Lage vollkommen verändert vor. Über die Wandlungen, die im
Stamm vor sich gegangen waren, hatte er einiges

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