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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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euch verlangen, so kommt!« Gemeinsam durchschritten die Mädchen das Licht. Für einen kurzen Moment wurde Kara langsamer, blieb fast stehen, doch dann traten beide auf der anderen Seite hervor. Nun schufen Alanna und Umar Komm vor den Füßen der Mädchen einen tiefen Graben in der Erde. Zum dritten Mal befahl Alanna: »Wenn ihr eure Pflicht tun wollt für euer Volk und euren Stamm, so kommt!«
    Diese Aufgabe war die schwerste, denn sie erforderte ein Höchstmaß an Willenskraft. Nur wenige Zauberer erhoben sich vom Boden, denn es kostete zu viel Energie, auch nur eine kleine Strecke auf diese Art und Weise zurückzulegen. Ausgelaugt wie sie war von der Anstrengung, Ali Mukhtab
am Leben zu halten, hatte Alanna ihre Zweifel, ob sie selbst es geschafft hätte.
    Kourrem zögerte und bemühte sich ihren Willen zu stärken. Es war ihr verboten, Garn zu benutzen oder Steine zu bewegen, um den Graben zu füllen. Sie musste hinüberfliegen. Kara biss sich auf die Unterlippe, trat vor und schwebte sehr langsam über den Graben hinweg. Fast war sie auf der anderen Seite angelangt, als Kourrem angeflogen kam und sie einholte. Am Ziel stürzten beide erschöpft zu Boden. Erst als Kourrem von Umar Komm und Kara von Alanna aufgehoben wurde, rührten sie sich wieder.
    »Nun seid ihr Schamaninnen der Bazhir«, sagte Alanna.
    »Willkommen in unserer Bruderschaft.« Umar Komm lächelte sie an.

7
Die Stimme der Stämme

    Am nächsten Morgen übergab Alanna ihre Pflichten an Kara und Kourrem. »Auf diese Weise«, erklärte sie, »weiß jeder, dass ihr mit meiner Billigung und meiner Unterstützung wirkt. Habt ihr entschieden, wer von euch oberste Schamanin sein will? Wenn ihr euch über etwas nicht einigen könnt, muss eine von euch die Macht haben die endgültige Entscheidung zu treffen.«
    Einen Augenblick lang musterten sich die beiden Mädchen argwöhnisch. Alanna wusste, dass sie ihnen einen schwierigen Entschluss abverlangte, doch wusste sie auch, dass die beiden ihn fassen mussten und nicht sie selbst.
    »Kourrem«, sagte Kara. »Sie tut sich nicht so schwer wie ich, Entscheidungen zu treffen. Und sie kann sich unter den Männern besser behaupten.«
    Alanna legte den Arm um die Schultern des größeren Mädchens und zog es an sich. »Wenn es nötig wäre, könntest du dich unter den Männern ebenfalls behaupten, Kara.« Sie warf Kourrem einen Blick zu. »Findest du, dass sie recht hat?«
    Kourrem zuckte die Achseln und lächelte ironisch. »Ich weiß nicht, ob sie recht hat oder nicht, aber vermutlich bin ich jetzt oberste Schamanin. Sowieso müssen wir uns gegenseitig helfen, wenn wir alles schaffen wollen.«

    Alanna hob ihre Heilertasche auf. »Ich sage Halef Seif und Ali Mukhtab Bescheid«, verkündete sie. »Vorerst solltet ihr eure Studien bei den anderen Schamanen fortführen, schlage ich vor.«
    In den nächsten zwei Wochen verbrachte Alanna einen Großteil ihrer Zeit mit Ali Mukhtab. Er wurde zusehends schwächer, bestand nur noch aus Haut und Knochen, sein Gesicht war grau, seine Augen glanzlos. Doch irgendwie fand er die Kraft Jonathan zu unterrichten. Stundenlang dröhnte seine eintönige Stimme, während er sich verbissen abmühte den Prinzen in die vielen Gesetze der Bazhir einzuweisen.
    In dieser Zeit arbeitete Jonathan schwerer, als ihn Alanna jemals hatte arbeiten sehen – einerseits, um seine Studien zu meistern, andererseits, um die Bazhir-Häuptlinge und – Gesetzesgeber für sich einzunehmen. Gründlich und entschlossen suchte er alle Männer der Reihe nach auf, sprach mit ihnen und entlockte ihnen mit einer Diplomatie, von der Alanna nicht gewusst hatte, dass er sie besaß, ihre Ansichten. Dies waren die Augenblicke, in denen Jonathan am lebendigsten und glücklichsten wirkte. Während der übrigen Zeit war er ruhelos und gereizt, und sobald er mit Alanna allein war, jammerte er über den Sand, die Hitze und seinen Unterricht bei Ali Mukhtab. Er fragte sie nicht, ob sie sich nun entschlossen habe ihn zu heiraten. Darüber war sie froh.
    Nur einmal verlor er in aller Öffentlichkeit die Fassung. Als sie nach ihrem morgendlichen Zauberspruch das Zelt der Stimme verließ, fand sie draußen den Prinzen vor, der auf sie wartete. Seinen finsteren Blick kannte sie in letzter Zeit nur allzu gut.

    »Komm, wir reiten aus!«, sagte er übergangslos. Ihre Erschöpfung und ihre Blässe schien er nicht zu bemerken. »Ich will für eine Weile weg von hier.«
    Sie starrte ihn an. »Jon, das geht nicht. Er ist jetzt

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