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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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bereit für deine Unterweisung.«
    »Das ist mir egal«, fauchte der Prinz. »Ich werde unterwiesen, seit ich den Fuß in dieses Dorf gesetzt habe. Ich reite aus.« Damit wandte er sich ab. Sie packte seinen Arm.
    »Über deine Langeweile oder was auch immer kannst du reden, so viel du willst, solange du mit mir allein bist«, zischte sie. »Aber der Mann da drinnen klammert sich an seinem Leben fest, weil du wissen musst, was er dir beizubringen hat. Ich würde es wirklich toll finden, wenn du aufhören könntest dich wie ein verwöhnter Junge aufzuführen. Sofern du die Macht der Stimme willst, musst du lernen, was dich die Stimme zu lehren hat!«
    »Ich habe ihn nicht darum gebeten, mich auszuwählen!«, zischte Jonathan und schob seine breiten Schultern zwischen sie und die Stammesleute, die sie anstarrten. Die Bazhir waren überrascht, sie im Streit zu sehen, auch wenn sie nicht hören konnten, worum es dabei ging.
    »Aber du bist willens zu nehmen, was er dir anbietet!«, zischte sie zurück. »Ausgerechnet du müsstest doch am besten wissen, dass alles seinen Preis hat. Und sag mir bloß nicht, du seiest müde diesen Preis zu bezahlen! Das ist weder die rechte Zeit noch der rechte Ort dafür!« Sie starrte ihn an, bis er wegsah. Ohne ein weiteres Wort betrat er Mukhtabs Zelt. An diesem Abend überschlug Jonathan sich fast vor Zärtlichkeiten und Entschuldigungen. Alannas Wut schwand. Sie liebte ihn aus ganzem Herzen. Aber ihn heiraten?

    Am nächsten Abend aß sie allein mit Myles in dem Zelt, das ihr zugeteilt worden war, nachdem sie das größere Kara und Kourrem überlassen hatte. Nach dem Mahl fasste sie sich ein Herz und fragte ihren Adoptivvater um Rat.
    »Myles, was passiert, wenn Jon heiratet?«
    Der Ritter warf ihr einen scharfen Blick zu. »Die erste Pflicht einer jeden Edelfrau ist es, ihrem Gatten einen Nachkommen zu schenken. Die Erbfolge muss gewährleistet sein, besonders dann, wenn es um einen Thron geht. Das gilt vor allem für die Frau, die Jonathan heiratet. Sollte dem König etwas zustoßen – die Götter mögen es verhüten – und Jon, so ist aus der Linie derer von Conté kein naher Verwandter mehr übrig. Roger hätte die Erbfolge angetreten, wäre er am Leben geblieben – das hatte er ja auch geplant, ich weiß! –, aber nachdem er nun tot ist, ist keiner mehr da. Seinen Vater verlor er, als er noch ein Junge war, seine Mutter starb bei seiner Geburt.«
    »Wie meine«, wisperte Alanna.
    Myles nickte. »Es ist traurig, aber es passiert leider häufig. Rogers einziger naher Verwandter war der König. Die Contés haben nur selten große Familien«, fügte er mit einem Seufzer hinzu. »Jetzt gibt es nur noch Vettern und Basen vierten Grades. Wenn Jon stirbt, ohne einen Erben zu hinterlassen, gibt es in Tortall einen Bürgerkrieg.«
    Alanna wusste nichts zu entgegnen. Myles hatte sie in ihren Befürchtungen bestärkt. Sie kämpfte gegen die Panik an, die in ihr aufstieg. Ich bin noch nicht bereit, Kinder zu kriegen, dachte sie.
    »Was?«, sagte sie dann. Myles hatte etwas gefragt.
    »Ich wollte wissen, ob du Jon dein Jawort gabst.«
    »Ich habe mich noch nicht entschlossen.«

    »Nein?« Myles war offensichtlich überrascht. »Daran, wie er sich benahm, meinte ich ablesen zu können, dass du ihm zugesagt hast.«
    »Im Ernst?«
    »Ich sehe euch häufig genug beisammen. Wenn er sich deiner nicht sicher wäre, hätte ich angenommen, er verwende mehr Zeit darauf, dir den Hof zu machen, dich für sich zu gewinnen. Nun, vielleicht irre ich mich. Allwissend bin ich nicht.« Myles hob Trusty hoch, setzte ihn sich auf den Schoß und kraulte ihn mit sanften Fingern hinter den Ohren. »Wieso hast du dich noch nicht entschieden, falls die Frage gestattet ist?«
    »Weißt du noch, dass ich sagte, Jon wolle mich möglicherweise aus den falschen Gründen heiraten?« Myles nickte. »Tja, nichts von dem, was inzwischen passiert ist, hat mich vom Gegenteil überzeugt. Ich weiß, dass er hart arbeitet, dass er sich darauf vorbereitet, das Amt der Stimme zu übernehmen, und dass er sich bemüht die Männer für sich zu gewinnen. Aber wenn er sich nicht gerade mit den Stammesangehörigen befasst, kommt er mir vor – nun ja – wie ein verwöhnter Junge. Den Eindruck hatte ich im Palast eigentlich nie. Irgendwie ist natürlich jeder Prinz ein bisschen verzogen. Wärst du’s nicht auch, wenn dich die Leute unentwegt umschmeichelten?«
    »Ich glaube, in diese Gefahr käme keiner von uns beiden«, sagte

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