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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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Brüder namens Orem und Shem und ein kleiner, agiler Kerl namens Ercole. Dann war da noch ein weiterer Mann, den Alanna nicht kannte. Er hieß Joesh, war dunkel und gut aussehend, schlank, mit breiten Schultern und einem Gang, der Alanna mit ihrem geübten Blick zeigte, dass dieser Joesh über eine nahezu perfekte Balance verfügte. Sie hatte keine Ahnung, was er hier zu suchen hatte. Die anderen Männer, ebenso wie Harra, Rispahs füllige Freundin, waren da, um Georg dabei behilflich zu sein, mit der
Gehorsamsverweigerung der Caynnhafener Diebe fertigzuwerden.
    »Ich weiß nicht, woran es liegt«, erklärte Georg an diesem Abend, als sie vor dem Feuer saßen und sich unterhielten, »aber ganz plötzlich bilden sich die Kerle hier ein, sie könnten sich mehr nehmen als nur ihren Anteil und auch das, was für die Stadt und meine Leute bestimmt ist, für sich behalten. Als ich sie sanft an ihre Verpflichtungen mir gegenüber erinnerte, da sagten sie doch glatt, sie wollten mich nicht mehr haben als Herrscher.« Er schüttelte den Kopf. »Also kam ich auf dem schnellsten Weg her, um mich mal um ihre Bandenchefs und Anführer zu kümmern.« Alanna, die genau wusste, dass Georg die Ohren – und manchmal auch alles Übrige – von denen sammelte, die sich seinen Befehlen widersetzten, lächelte hinter vorgehaltener Hand. Für Diebe hatte sie so oder so nicht viel übrig, und schon gar nichts für solche, die Georg unterschätzten. »Wenn sich inzwischen alles geklärt hat, wieso bist du dann noch her?«
    »Ich dachte mir, ich sollte herausfinden, ob es noch mehr Unzufriedenheit gibt«, entgegnete er. »Außerdem wollte ich diesen Schurken zeigen, dass es mich gibt und wie ich arbeite. Möglich, dass ich von meinen Leuten in den anderen Städten Tortalls zu weit weg bin, wenn ich mich sonst immer in der Hauptstadt aufhalte.« Er sah sie offen an. »Jetzt gibt es nicht mehr viel, was mich hier zurückhalten könnte.«
    »Hör auf, Georg«, flüsterte sie. Ihr war unbehaglich zumute.
    »Na gut, mach ich«, sagte er liebenswürdig. Schweigen machte sich zwischen ihnen breit, bis Alanna es schließlich brach.

    »Wer ist dieser Mann, Joesh? Ist er neu? Ich erinnere mich nicht an ihn.«
    Georg grinste, als er es sich in seinem tiefen Sessel bequemer machte. »joesh? Das ist kein Dieb. Er nennt sich ›der Falke‹, kommt aus Shang und ist ein Freund von Rispah. Ich vertraue ihm, dass er Stillschweigen wahrt, sonst wäre er nicht hier.«
    Alanna fuhr zusammen und setzte sich aufrecht hin. »Ein Shang-Krieger?« Im Gegensatz zu Jon hatte sie nie Gelegenheit gehabt einen dieser berühmten Kämpfer in Aktion zu sehen. Jedes Mal, wenn einer von ihnen dem Palast einen kurzen Besuch abgestattet hatte, war sie unterwegs gewesen oder hatte sich um ihre Aufgaben kümmern müssen. Sich wirklich und wahrhaftig mit einem Mann zu messen, der sich schon von Kindesbeinen an im Kämpfen übte...
    Als Georg den nachdenklichen Schimmer in ihren Augen sah, schüttelte er den Kopf. »Nein, Kleine, du wirst ihn nicht herausfordern. Nicht unter meinem Dach. Ich hab keine Lust mitzuerleben, wie du aus Versehen getötet wirst. Diese Shang-Männer sind um einiges schneller als der beste Ritter, den es jemals gab, das kannst du mir glauben. Außerdem will ich, dass du dich von deinem Leben als Ritterin ein wenig erholst, solange du hier bist.«
    »Seit ich eine wurde, habe ich nichts anderes getan als mich davon auszuruhen«, bemerkte Alanna bitter, als sie in ihren Stuhl zurücksank. »Vermutlich roste ich langsam ein.«
    »Du nicht, Kleine«, lachte Georg. »Nie im Leben.«
     
    Es war Alanna nicht vergönnt herauszufinden, ob sie so gut war wie Joesh, denn als sie am Morgen aufstand, war »der Falke« fort. Georg gab ihr keine Erklärung ab, wieso der
Mann verschwunden war, aber vermutlich hatte er ihn selbst dazu aufgefordert. Sie war etwas enttäuscht über die verpasste Gelegenheit, aber sie machte sich nicht weiter Gedanken darüber. Das Leben im Haus Azik war erholsam für sie und daran zu denken, Fremde zum Zweikampf herauszufordern, passte nicht hierher. Georg und seine Leute überschlugen sich fast, ihr und Coram den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Alanna behandelten sie mit einer Fürsorge und Rücksicht, die sie niemals erfahren hatte – weder als Page noch als Knappe und auch nicht als Frau-die-wie-ein-Mann-reitet.
    An einem frischen Herbsttag ging Rispah mit ihr auf den Markt von Caynnhafen, wo Alanna mit einem Teil der

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