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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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Felsen fand, setzte sie sich, um die Morgendämmerung abzuwarten. Ihr war kalt, sie war durchnässt und müde. Gerade begann sie einzudämmern, als eine schwache Brise aufkam, die den Nebel vertrieb und die Straße freilegte. Gähnend stieg Alanna auf ihre Stute und drängte sie in einen Trab. Trusty legte sich wortlos schlafen. Alanna beneidete ihn darum. Bei jedem Gähnen knackten ihre Kiefer und ihre Augenlider waren schwer wie Blei. Schließlich nickte sie ein.
    Ein Ruck – und ein stechender Schmerz, als sie auf die Straße stürzte – weckten sie auf. Sie fluchte wie die Stallburschen und die Soldaten, bei denen sie in die Lehre gegangen
war. Für Leute, die einschliefen und aus dem Sattel kippten, gab es Namen!
    Moonlight starrte auf Alanna hinunter und fragte sich, warum ihre Herrin beschlossen hatte abzusteigen und sich in den Schlamm zu setzen.
    Fluchen hilft nicht, bemerkte Trusty. Außerdem hast du mich aufgeweckt.
    »Wollen Euer Gnaden vielleicht, dass ich die Vorhänge zuziehe, damit Euch das Licht nicht in den Augen schmerzt?«, schrie Alanna, die vor Verlegenheit hochrot angelaufen war. »Soll ich Euch zum Mittagessen rufen, oder wollt Ihr für den Rest des Tages schlafen?«
    Wenn du so bist, lässt sich nicht mit dir reden, antwortete der Kater in süffisantem Ton und schlief wieder ein.
    Als Moonlight sie anstupste, erhob sie sich ächzend. »Es ist meine eigene Schuld«, knurrte sie. »Ich hätte in eine Klosterschule gehen können. Dort hätte ich nie ringen lernen müssen, keiner hätte mich auf den Kopf geschlagen, ich hätte mir keine Knochen gebrochen und wäre auch nicht in den Dreck geflogen. Stattdessen wäre ich sauber und hätte hübsche Kleider an. Inzwischen wäre ich mit einem Adligen verheiratet, er hätte ein kleines Lehnsgut und wäre nicht sonderlich hell im Kopf. Vermutlich hätte ich sogar saubere, hübsche Kinder, ebenfalls nicht sonderlich hell im Kopf.« Als sie versuchte, sich die Hände abzuwischen, bevor sie die Zügel aufnahm, stellte sie fest, dass ihre Kniehosen so schlammverschmiert waren wie ihre Hände. »Erklär mir bloß nicht, dass ich mir dieses Leben selbst ausgesucht habe und dass ich keinen dafür verantwortlich machen kann.« Moonlight schüttelte den Kopf, als wolle sie sagen, das hätte sie auch gar nicht vorgehabt. »Ich
wusste schon immer, dass in meiner Familie der Wahnsinn erblich ist.«
    Als Alanna das Klappern von Hufen hörte, erstarrte sie. In dieser peinlichen Lage durfte sie kein Passant sehen! Entschlossen blickte sie in eine andere Richtung, als sich das Pferd näherte. Sie krallte ihre Hände in die Zügel ihrer Stute, und ihr Gesicht wurde noch röter. Schrecklich, wenn mich jetzt ein Fremder sieht, dachte sie. Und das Allerschlimmste, was mir passieren könnte, wäre, dass da Liam Eisenarm kommt. Ausgerechnet jetzt, wo ich vom Pferd gefallen bin wie ein Anfänger. Sie drehte sich um.
    Tatsächlich. Liam gab sich keine Mühe sein Grinsen zu verbergen. »Ein schöner Morgen für einen Ausritt«, begrüßte er sie. »Bloß ein bisschen feucht.«
    Alanna schluckte und versuchte sich zu beherrschen. »Ich kann dazu nur sagen, dass mir so was normalerweise nicht passiert!«
    »Das habe ich auch keinen einzigen Moment lang angenommen.«
    »Was hast du überhaupt hier verloren?«, erkundigte sich Alanna, die so verlegen war, dass sie jegliche Höflichkeit vergaß. »Für einen Morgenritt ist es eine ordentliche Strecke!«
    »Ich sah dich fortreiten. Als du nicht zurückkamst, dachte ich mir, dass ich besser mal nach dir Ausschau halte.« Übertrieben freundlich fügte er hinzu: »Oh, komm bloß nicht auf die Idee, ich hätte gedacht, du wolltest dich aus dem Staub machen, ohne Windfelds Rechnung zu begleichen. Du hast ja deinen Lehnsmann und das Gepäck zurückgelassen. Also war mir klar, dass es darum nicht ging.«
    Alanna war so wütend, dass sie nach Luft schnappte. »Wie kannst du es wagen  ...«
    »Du magst es wohl nicht, wenn man dich neckt, was?« In
versöhnlichem Ton redete Liam weiter: »Bind deine Stute an mein Pferd und reit mit mir. Ich werde dafür sorgen, dass du oben bleibst.«
    »Ich komme schon allein zurecht!«
    Mit einem Seufzer sprang der rothaarige Mann vom Pferd. »Hat dir deine Mutter denn nicht beigebracht, dass man zu Fremden, die man unterwegs trifft, höflich ist?« Er band Moonlight an seinem grobknochigen Gaul fest. »Ich könnte ein Zauberer sein und dich in eine Maus oder etwas Ähnliches verwandeln.«
    »Du bist

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