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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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Kralle Männer an, damit sie für ihn Morde begehen oder einen guten Namen ruinieren. Selbst die, die ihm folgen, verrät er.« Kopfschüttelnd fuhr der kleine Mann fort: »Einen Edlen, der so verkommen ist, hält man nicht auf.
Unmöglich. Er wird sagen, dass man ihm etwas schuldet und dass er gekommen ist, um es sich zu holen.«
    Myles schickte Marganit mit wohl verdientem Lob und einer prall gefüllten Börse nach Hause. Der Agent hatte ihn noch nie im Stich gelassen und diesmal hatte er mehr Erfolg gehabt, als Myles in seinen kühnsten Träumen zu hoffen gewagt hätte. Der Ritter überdachte die Angelegenheit von allen Seiten, dann, etwa eine Stunde später, ging er und erzählte das Ganze Eleni Cooper und ihrem Sohn.
     
    Der Zufall und der erste milde Tag seit mehr als einer Woche führten an diesem Frühlingsmorgen viele Menschen auf den Marktplatz von Corus. Man hatte Jonathan lange überreden müssen, doch dann willigte er ein auszureiten – es war das erste Mal seit der Beerdigung des Königs, dass er einen solchen Ausflug unternahm. Er war eine imponierende Gestalt in seiner schwarzen Trauerkleidung, flankiert von Roger und Sir Gary, ebenfalls in Schwarz. Mit ihnen ritten weitere Ritter und Damen, darunter auch Delia von Eldorn, Alex von Tirragen und Josiane von Talos.
    Die Gruppe war schön anzusehen, selbst wenn sie in ihrer schwarzen, lavendelblauen und grauen Trauerkleidung etwas düster wirkte. Auf dem Marktplatz versammelte sich rasch eine große Menschenmenge, um die Edlen vorüberreiten zu sehen. Die Männer der Königlichen Leibgarde – derzeit waren viele von ihnen Bazhir in Uniform – wechselten argwöhnische Blicke und behielten die Leute im Auge, die sich um die Reitergruppe scharten. Das Schweigen der Menge beunruhigte sie. Keiner rief dem zukünftigen König seinen Segen zu; viele machten das Zeichen gegen das Böse, als Roger an ihnen vorüberkam. Niemand jubelte; die sonst
üblichen lautstarken und manchmal spöttischen Kommentare, was Kleidung und Privatleben der Edlen betraf, blieben aus.
    Georg Cooper sah auch zu. Er hatte riskiert, dass seine Wunde wieder aufbrach oder dass ihn Kralles Männer oder die des Obersten Richters entdeckten, weil er sehen wollte, wie die Leute ihren neuen König empfingen. Er musterte die Gesichter und versuchte, mehr als nur Misstrauen oder Argwohn darin zu finden.
    »Dieser Herzog von Conté – er wirkt wie ein König«, murmelte jemand. »Gegen den ist Prinz Jonathan ein Jüngling.«
    »Über den Prinzen hab ich nie was Schlechtes gehört«, zischte ein anderer. »Aber über diesen Herzog eine ganze Menge! Es ist nicht natürlich, wenn einer zweimal lebt ...«
    »Man sagt, der Prinz soll verflucht sein«, kam eine dritte, vom Alter brüchige Stimme. »Erst die Schwitzkrankheit, als er ein Junge war – sie hat mir meinen Alish genommen –, jetzt sind beide Eltern tot, und dann kam noch der da, der Zauberer, zurück ...«
    »Drunten im Süden hat er böse Mächte aus der Schwarzen Stadt verjagt«, wandte eine vierte Stimme ein. »Mit den Bazhir schloss er Frieden – das hat nicht mal sein Großvater, der Alte König, geschafft.«
    »Er hat’ner Frau dabei geholfen, Ritterin zu werden. Wenn das nicht widernatürlich ist ...«
    »Pst! In einer Menge gibt es immer Spione, und du hast ein ziemlich loses Mundwerk!«
    Der Oberste Richter, der gerade zur Spitze der Gruppe ritt, um mit Gary den Platz zu tauschen, weckte das Interesse der Menge, und jetzt kam Bewegung in sie. Georgs langjähriger Gegner hatte blaue Augen und war schlank, sein
sonnengegerbtes Gesicht war umrahmt von silbergrauem Haar und einem kurzen silbergrauen Bart. Bei den Tortaller Gaunern wurde er »der alte Teufel« genannt, und sie waren sehr stolz auf ihn. Sogar von auswärts kommende Schurken machten das Zeichen, wenn man ihn erwähnte.
    Die Leute in der Menge – die ehrlichen – mochten den unbeugsamen alten Mann. Einer klatschte, dann ein anderer. Eine Frau stieß einen Hurraschrei aus, in den andere mit einstimmten.
    Jonathan lächelte. Einer schrie: »Gott segne Euch, Majestät!« Daraufhin jubelten viele, und Georg lächelte über das launenhafte Wesen der Menge.
    Eine Frau, die ein Stück vor den Reitern stand, hielt ihr Kind hoch, damit es besser sehen konnte. Als sich der Kleine strampelnd aus ihren Armen befreite und zwischen die Pferde rannte, kreischte sie auf. Jon beugte sich weit nach rechts hinunter, packte das Kind mit einer Hand und riss es aus der

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