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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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herausgekommen, wenn ich probiert habe, einen von den beiden zu etwas zu drängen.
     
    Thom sank seufzend in einen Sessel. Die leuchtenden Farben seiner seidenen Robe erdrückten sein blasses Gesicht und die glanzlosen, kupferroten Haare und ließen seine Augen
zu einem fahlen Amethystblau verblassen. Er rieb sich mit der Hand über die aufgesprungenen Lippen und zuckte zusammen, als ein Riss zu bluten begann.
    Roger von Conté kam herein. »Du bist also zurück. Eben habe ich meine Aufzeichnungen über Palawynn den Wind-Erwecker zu Ende gebracht.«
    »Danke«, sagte Thom mit rauer Stimme, während er zuschaute, wie sich Roger setzte. Im Gegensatz zu ihm sah Roger wie die Gesundheit in Person aus. Sein braunschwarzes Haar und der Bart glänzten, die saphirblauen Augen leuchteten, dazu hatte er eine blühende Gesichtsfarbe. Er sah nicht so aus, als habe er im Grab gelegen, um als Zauberer ohne Zauberkraft wieder aufzutauchen.
    Es ist ein Witz , dachte Thom. Ich erwecke ihn vom Tod und sieben Monate später sehe ich selbst aus, als wäre ich gerade aus dem Grab gekrochen . »Ich hatte gerade mal wieder ein schönes Schwätzchen mit unserem zukünftigen König«, sagte er bitter. »Diesmal brachte er den Obersten Richter mit. Ich mag ihn nicht, den Alten – ich mochte ihn noch nie. Ob ich immer noch sicher sei, dass du keine Gabe mehr hast«, äffte Thom den Richter nach. »Ob ich Meldung erstatten würde, falls es irgendwelche Anzeichen gäbe, dass sie wiederkommt. Ob ich gesehen hätte, dass du dich mit jemandem verschwörst. Ob ich dich in Verdacht hätte, dass du am Tod des Königs irgendwie beteiligt warst. Oder an dem der Königin. Oder an dem meines Vetters dritten Grades, den der Blitz getroffen hat!« Thoms Gesicht wurde dunkelrot vor Wut. »Sie fragen mich, ob ich dir vertraue«, fügte er verdrießlich hinzu.
    Roger inspizierte seine Fingernägel. »Vertraust du mir?«, erkundigte er sich mit seiner melodischen Stimme.
    »Natürlich nicht. Ich vertraue keinem.«

    »Abgesehen von deiner Schwester«, wandte Roger ein. »Was sagten sie noch?«
    »Nichts«, entgegnete Thom. »Gewöhnlich halten sie mir einen Vortrag, dass es meine Pflicht ist, dir nachzuspionieren und jeglichen Verdacht zu melden. Aber diesmal ließen sie nichts Derartiges verlauten.«
    »Ich verstehe. Gibt es Neuigkeiten von deiner Zwillingsschwester?«
    Thom warf ihm einen scharfen Blick zu, dem Roger mit ausdruckslos-höflicher Miene begegnete. »Jon hat Nachricht aus Udayapur erhalten, und zwar von einer Hexe von niedrigem Rang«, antwortete Thom widerstrebend. »Dort hat Raoul meine Schwester gefunden. Möglicherweise kommen sie irgendwann nächste Woche mit dem Schiff in Caynnhafen an.«
    »Bestimmt freust du dich«, murmelte Roger. »Habe ich nicht irgendwo gehört, dass sie zur Seekrankheit neigt?«
    »Sogar ziemlich stark.« Thom grinste. »Stell dir vor, das hatte ich ganz vergessen.«
    »Ist aus dem, was so geklatscht wird, ersichtlich, ob sie das gefunden hat, weswegen sie zum Dach der Welt ritt?«
    Zum tausendsten Mal überlegte sich Thom, wie Roger in Wirklichkeit zu der Frau stand, die ihn getötet hatte. »Falls seine Majestät es weiß, sagt er nichts darüber. Wir werden es bald erfahren. Freust du dich auf ihre Rückkehr?«
    Roger nahm einen Kristall in die Hand und zuckte die Achseln. »Ich habe vor, ihr aus dem Weg zu gehen. Soll ich mir als Nächstes die Schriftrollen über den Drachen-Bezwinger vornehmen?«
    »Mach, was du willst«, gab Thom unwirsch zurück. »Ich bin weder dein Gefängniswärter noch dein Kindermädchen.«

    Roger lächelte so charmant wie er konnte. »Mein lieber Junge, ich stehe hoch in deiner Schuld. Wenn es dich nicht gäbe, wäre ich immer noch zwischen hier und dem Reich der Toten gefangen. Falls ich mich revanchieren kann, werde ich es tun.«
    »Sie werden dir niemals trauen«, sagte Thom, dem es die Schamröte in die Wangen getrieben hatte. »Bei allem, was du tust, beobachten sie dich und suchen nach einem Zeichen, dass deine Zauberkraft wiedergekommen ist.«
    Roger erhob sich. »Glaub mir, Thom – wenn meine Gabe zurückkehrt, bist du der Allererste, der es erfährt.«
     
    In der Schenke Zum Tanzenden Täubchen war es still. Es war eine Stunde vor Sonnenuntergang, und die Schurken streiften noch durch die Straßen. Georg, der sich im leeren Gastraum umsah, wurde klar – und nicht zum ersten Mal –, dass es ihm keinen Spaß mehr machte, hier das Sagen zu haben.
    Zum Teil lag das an

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