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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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auf ihr Haar. »Bist du sicher, Alanna?«
    »Bis zum Tod und darüber hinaus, Jonathan«, sagte sie und sah ihm dabei in die Augen.
    Er musste schlucken. »Ich nehme deine Treue an, Sir Alanna. Ich nehme sie an und gelobe, Treue mit Treue und Ehre mit Ehre zu vergelten, bis zum Tod und darüber hinaus.« Dann zog er sie hoch und küsste sie auf beide Wangen. Das Majestätische an ihm verlor sich. »Du weißt nicht, was es für mich bedeutet, dich wieder hierzuhaben«, sagte er und plötzlich füllten sich seine Augen mit Tränen. »Alanna, mein Vater hat sich umgebracht! Er hat dafür gesorgt, dass es aussah wie ein Jagdunfall, aber es war keiner. O Götter! Warum musste ich innerhalb so kurzer Zeit alle beide verlieren?« Er schlug die Hände vors Gesicht und weinte. Alanna hielt ihn umschlungen, tröstete ihn und weinte mit.
    Als sich Jon wieder beruhigt und Alanna ihre Tränen weggewischt hatte, sagte sie: »Möglich, dass wir eine ganze
Weile keine Gelegenheit mehr finden werden, allein zu sein. Was soll ich mit dem Juwel machen?«
    Jonathan holte tief Luft. »Du hast es also wirklich?«
    »Ich hole es, wenn du willst.« Sie versuchte, sich von ihm zu lösen, aber Jonathan packte sie fester.
    »Noch nicht. Es ist fast ein Jahr her, seit ich dich das letzte Mal in den Armen hielt, weißt du noch?« Mit einem Seufzer ließ er sie los. »Bewahr es vorerst gut auf. Ich muss mir überlegen, wie ich dich – und es – auf passende Weise präsentiere.« Er lächelte, aber nur kurz. »Du weißt nicht, wie viel es mir bedeutet, den Leuten sagen zu können, dass wir das Juwel der Macht besitzen. Vielleicht verstummen dann sogar die Gerüchte, ich und meine Regentschaft seien verflucht.«
    Kurze Zeit später kam Georg wieder. »Also, ist alles in Ordnung?« Alanna und Jonathan lächelten sich an. »Endlich«, seufzte Georg. »Mir war nie wohl, solange ihr beiden verkracht miteinander wart. Wir tranken gerade Tee, Alanna«, fuhr er fort. »Willst du auch welchen?« Als sie nickte, holte er eine dritte Tasse und füllte sie aus einem Kessel, der auf dem Feuer stand. Auch Jonathan und sich schenkte er noch einmal ein. »Er kommt von den Kupferinseln und nennt sich ›Roter Vogel Greif‹«, erklärte er Alanna, die sich mit schiefem Blick die scharlachrote Flüssigkeit besah. »An den Geschmack gewöhnt man sich.«
    Jonathan hob seine Tasse und prostete ihnen zu: »Auf meine besten, meine alten Freunde.«
    »So soll es sein«, entgegnete Alanna.
    »Hört, hört«, meinte Georg.
    »Oh, Entschuldigung«, erklang da eine dunkle weibliche Stimme. Jon drehte sich zur Tür, erstarrte und riss die Augen auf. »Große Gnädige Mutter!«, hauchte er.

    Dort stand Thayet mit zerzaustem Haar und hielt sich den Morgenmantel am Hals zusammen. »Trusty hat mich aufgeweckt, und dann konnte ich nicht mehr einschlafen.« Der Kater landete mit einem Satz auf Alannas Schoß. Sie fuhr zusammen, denn sie hatte ihn nicht mal springen sehen. Thayet wurde nervös und mied Jons Blick, während sie den Versuch machte, die bloßen Füße unter dem Saum ihres Mantels zu verstecken. Alanna verbarg ein Lächeln hinter der Hand.
    Georg zog die Prinzessin ins Zimmer. »Wir trinken gerade Tee«, erklärte er und schloss die Tür. »Da drüben am Feuer neben Jon ist noch Platz.«
    Der zukünftige König hob Thayets Hand an die Lippen. Ihre Blicke begegneten sich, der Thayets war verwirrt, der Jons prüfend. Rasch zog die Prinzessin ihre Hand zurück und sagte: »Wir wurden nicht vorgestellt.«
    Alanna war so belustigt, dass sie kein Wort herausbekam. Thayet hatte Jon schon jetzt durcheinandergebracht, und schon jetzt schienen sie Gefallen aneinander zu finden. Ich wusste es!, sagte sie sich triumphierend. Ich wusste, dass ich recht damit hatte, sie mitzubringen!
    »Thayet jian Wilima«, sagte Georg und musterte dabei die grinsende Ritterin, »darf ich Jonathan von Conté vorstellen? Bist du inzwischen offiziell König, Jon, oder kommt das erst nach der Krönung?«
    Jonathan hörte nicht zu. »Genügt diese Vorstellung Euren Anforderungen, Hoheit?« Seine Stimme war ebenso heiser wie die Thayets zuvor.
    Die Tochter des Kriegsherrn machte einen Knicks, der gerade so tief war – und auch keinen Zoll tiefer –, wie es sich für eine Prinzessin geziemte, wenn sie einen König begrüßte. Anstatt bescheiden den Blick zu senken, hielt sie ihn auf
Jon gerichtet. »Ich bin keine ›Hoheit‹ mehr, Eure Majestät. Mein Vater ist tot, und ich bin eine Verbannte.

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