Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce

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sagte, was den Vorteil hatte, dass ihm nicht mehr so sarkastische Bemerkungen rausrutschten wie früher. Myles hatte berichtet, Gary habe die Aufgaben seines Vaters übernommen, und Alanna fand, dass die Verantwortung ihrem Freund guttat. Sogar Geoffrey schien schlauer, cleverer; er erzählte Alanna, wie ihn Plünderer aus Scanra an den nördlichen Grenzen den ganzen Winter auf Trab gehalten hätten.
    »Komm, Alan – Alanna«, korrigierte er sich, als die anderen lachten. »Lass uns mal sehen, ob du noch in Form bist.« Er warf ihr ein hölzernes Übungsschwert zu.
    »Natürlich ist sie in Form«, sagte Gary scharf.
    »Ich glaub ja nicht, dass sie mit dem Shang-Drachen viel gefochten hat«, bemerkte Alex. Als ihm Alanna einen Blick zuwarf, um zu sehen, ob seine Bemerkung als Unverschämtheit gedacht war, erklärte er: »Ich weiß, dass Eisenarm lieber mit der bloßen Hand kämpft als mit Waffen.«
    Alanna wog das Übungsschwert in der Hand, um festzustellen, wie schwer es war. »Das bedeutet nicht, dass er nie eine Waffe anrührt.«

    Gary, Raoul und Alex setzten sich aufs Geländer, um zuzusehen. »Ist es wahr, dass in Sarain das totale Chaos herrscht?«, rief Gary, als Alanna und Geoffrey in Kampfstellung gingen.
    »Ja.« Alanna wich Geoffreys Ausfall seitwärts aus, band seine Klinge und riss ihre eigene mit einer Drehbewegung zuerst hinunter und dann nach oben. Er befreite sein Schwert und zog sich blitzschnell zurück. Respektvoll sah er sie an. Alanna konzentrierte sich. Man stellte sie auf die Probe, um zu sehen, ob sie sich geändert hatte, das war ihr klar. Aus den Gesprächen am vorherigen Abend wusste sie, dass Jonathan sie als Ritter brauchte, um den Skeptikern zu zeigen, dass seine Vasallen treu ergeben waren und stark. Ein Problem war ihr Geschlecht, aber das konnte sie wettmachen, indem sie bewies – hier und jetzt –, dass sie deshalb nicht weniger leistete. Zum ersten Mal seit Monaten kam sie sich nützlich vor.
    In einem Versuch, sie zu reiner Abwehr zu zwingen, brachte Geoffrey eine Serie von harten Hieben an. Sie tauchte jedes Mal weg und veranlasste ihn, sich ständig zu drehen. Als er taumelte, schnellte sie vorwärts, bis ihre Schwertspitze an seiner Kehle lag. Geoffrey senkte seine Waffe.
    »Ich hatte vergessen, wie götterverdammt schnell du bist«, meinte er grinsend.
    Gary kletterte vom Geländer. »Jetzt bin ich an der Reihe.«
    Alanna stellte sich in Positur. Mit einem Auge nahm sie wahr, dass Bedienstete und Edle auf den Hof kamen, um zuzusehen. Mit einem entschlossenen Lächeln ging sie an die Arbeit und zwang Gary zum Angriff. Sie schlug ihn schließlich mit dem Entwaffnungshieb, den sie auch bei Geoff angewandt hatte, band seine Klinge und hakt sie ihm aus der Hand.
    Raoul hielt nicht so lange durch wie Gary; er gab sich keine Mühe – was sie ihm auch sagte.
    »Ich bin daran gewöhnt, dass du mich schlägst«, verteidigte er sich. »Es ist schwer, eine alte Angewohnheit zu ändern. So wie es aussieht, kann ich mir die Mühe sparen. Du bist immer noch die Beste, abgesehen vielleicht von Alex.« Er nickte zu dem dunkelhaarigen jungen Mann hinüber, der auf dem Geländer saß. »Komm, Alex. Gib der Löwin eine Chance.«
    Alannas Nackenhaare sträubten sich. Es war seltsam, von den Lippen eines alten Freundes ihren Kriegernamen zu hören. Das sagte ihr – mehr als alles andere, was sie gesehen oder gehört hatte –, wie weit sie sich von ihren Mit-Rittern entfernt hatte.
    Alex schüttelte den Kopf. »Ich will mit unserer Lady kämpfen, solange sie noch frisch ist.« In seinen Augen lag etwas, was Alanna nicht deuten konnte. »Ein anderes Mal, ich verspreche es.«
    Andere Freiwillige, die Lust hatten einen Ausfall oder zwei zu probieren, meldeten sich. Alanna machte noch bei fünf weiteren Übungskämpfen mit, bevor sie sich verabschiedete – langsam wurde ihr zu heiß. Die Männer und Jungs protestierten, aber Alanna sah, dass sie in die Übungshöfe strömten, sobald sie ihren verließ. Eigentlich müsste ich stolz sein, dass sie ihr Training aufgeschoben haben, um mir zuzusehen, dachte sie und nahm ein Handtuch, das ihr jemand reichte. Sie beobachtete, wie sich Schwertkämpfer mit neuem Eifer in Kampfstellung begaben. Vielleicht bin ich auch stolz, zumindest ein bisschen. Trotzdem, es ist, als würde ich nach Trebond zurückkehren und müsste feststellen, dass es kleiner ist, als ich es in Erinnerung hatte.

    Gary legte ihr den Arm um die Schultern und begleitete sie zu