Alanna - Das Lied der Loewin
die Skizze zurück.
Jonathan hielt ihre Hand fest. Sein Blick war ernst. »Ich liebe dich auch, Alanna. Du bist ein Teil von mir – mein Schwertarm.«
Sie küsste ihn auf die Stirn. »Schön. Das gefällt mir. Aber du brauchst auch eine Königin. Thayet wäre eine gute.«
»Bist du sicher?«, wollte er wissen. »Bist du wirklich davon überzeugt, dass wir beide kein gutes Paar abgeben würden?« Ebenso ernst erwiderte sie seinen Blick. Er seufzte. »Du hast recht. Trotzdem, es wäre sicher spannend geworden.«
Mit einem Kopf, der von den Ereignissen der letzten drei Tage schwirrte, kehrte Alanna langsam wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Bei den gesellschaftlichen Anlässen im Palast sah man sie so gut wie nie; Jonathan, der wusste, dass sie Zeit zum Nachdenken brauchte, ließ sie in Ruhe. Stattdessen fragte er nach Thayet, wenn er zum Hause Olau kam, und nahm sie zu Ausritten oder in den Palast mit.
Er lud auch Buri zu diesen Ausflügen ein, wobei er ganz richtig vermutete, dass die kleine K’mir lieber mehrere Tode gestorben wäre als höfliche Unterhaltungen mit Edlen zu führen. Thayet konnte so viel drohen, wie sie wollte, Buri weigerte sich bei derartigen Gelegenheiten als Anstandsdame zu dienen. Lieber gesellte sie sich zu Alanna, während die sich wieder mit Corus und dem Palastgelände vertraut machte.
Alanna stellte Buri dem Rest von Georgs Hof und ihren Freunden unter den Pferdeknechten und dem Personal im Palast vor. Dazu trainierten sie stundenlang mit Liam und machten Übungskämpfe. Georg nahm die beiden zu Picknicks am Fluss und zu Erkundungsgängen in den Katakomben der Stadt mit. Außerdem brachten die beiden Mädchen den Gassenkindern, Jungs und Mädchen gleichermaßen, den spielerischen Kampf mit Knüppel und Schwert bei und veranstalteten Wettrennen mit ihnen. Alanna nahm Buri auch zum morgendlichen Training im Palast mit, wo sie Raoul, Gary und die anderen Ritter und Knappen kennenlernte. Viele der jungen Edlen, vor allem die, die Alanna nicht gut kannten, wussten nicht so recht, was sie davon halten sollten, dass sich zwei Frauen – darunter eine unbewährte Fremde – an ihrem Training beteiligten. Aber es dauerte nicht lange, bis sie Buri Respekt und Alanna Ehrfurcht entgegenbrachten.
Alanna wusste nicht, um wie viel sie besser geworden war, seit sie bei Liam in die Lehre ging. Wenn sie ihre alten Freunde schlug – was oft geschah –, sagte sie sich, sie seien in letzter Zeit wohl zu viel auf Stühlen geritten. Alex forderte sie nie heraus; beim Kampf mit Messern war immer noch Georg der Bessere und Liam gewann jedes Mal.
»So werde ich wenigstens nicht eingebildet«, erklärte sie Coram nach einer Übungsstunde mit Liam ärgerlich. Coram lachte und verwuschelte ihr Haar.
Den Herzog von Conté, der oft da war, wenn sie Thom besuchte, behielt sie im Auge. Kurze Blicke reichten, um sie in ihrem Gefühl zu bestärken, dass sie ihm weniger traute als je zuvor. Sie teilte jedem, der bei Hof eine Rolle spielte, ihren Argwohn mit; je mehr es waren, die Roger beobachteten, desto besser. Er verhielt sich weiterhin auffallend unschuldig, doch das milderte ihre Befürchtungen nicht, sondern verstärkte sie nur noch mehr.
Die Tage vergingen wie im Flug. Sie bekam Kleider geschneidert, die sie an den ruhigen Abenden zu Hause mit ihrer Familie oder bei Ausflügen mit Georg oder ihren Freunden vom Hof trug. Der Sommer begann mit dem Fest Beltane im Juni. Da das die Jahreszeit war, in der sich die Männer den Mädchen, die sie sich ausgesucht hatten, näherten (als Vorwand dazu diente der Brauch, Hand in Hand durchs Feuer zu springen, um eine reiche Ernte zu sichern), wartete sie darauf, dass Georg sie wieder umflirtete. Bestimmt hatte er inzwischen gemerkt, dass ihre Beziehung zu Liam genauso platonisch war wie die zum Mond! Georg blieb freundlich, aber seit seiner enthusiastischen Begrüßung bei ihrer Rückkehr gab er ihr durch nichts zu verstehen, dass seine Gefühle tiefer gingen.
»Ich bin dazu verurteilt, eine alte Jungfer zu werden«, erklärte sie Trusty kläglich, als sie sich am Morgen des Festes im Spiegel musterte.
Es gab eine Zeit, da wolltest du das, erinnerte er sie und leckte sich das schimmernde Fell. Du wolltest eine Kriegerin werden ohne irgendwelche Bindungen.
»Ach, sei bloß ruhig«, sagte sie wütend. »Musst du mir alles, was ich als Mädchen sagte, vorhalten?«
Damals kam es mir so vor, als wärst du fest entschlossen, spottete der Kater
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