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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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hätte mit Corams riesigem altem Schwert fechten lernen sollen, sagte sie sich. Dann wäre er jetzt nicht so müde.
    Rasend vor Wut beleidigte Dain ihre Ahnen, ihre Mutter, ihr Aussehen. Alanna ignorierte es. Viel mehr Sorgen machten ihr die Schweißtröpfchen, die sie auf ihrer Stirn spürte. Der einzige Klang in der großen Halle war das Tapsen ihrer bestrumpften Füße und Dains rauer Atem. Alanna sah eine Chance und machte einen verzweifelten Ausfall. Dain stolperte rückwärts. Während er sich wieder fasste, versuchte sie ihr Gesicht am Ärmel abzutrocknen. Sie war nicht schnell genug. Mit einem Triumphschrei stürzte der Ritter nach vorn. Sie wich zu langsam zurück, und die Spitze von Dains Schwert sank gerade unter dem Ellbogen tief in ihren rechten Arm. Auf ihre schlechte Reaktion fluchend senkte Alanna das Schwert. Sie hatte verloren. Da er ihr als Erster eine Wunde zugefügt hatte, war Dain Sieger. So verlangten es die Regeln. Der Kampf war vorüber.
    Mit weit aufgerissenen Augen und wahnsinnig vor Wut, zielte Dain auf ihre Brust. Alanna sprang beiseite. Der Hieb hätte sie fast das Leben gekostet.
    »Unfair!«, brüllte Gary wütend. Andere fielen mit ein. »Unfair!«, schrien auch sie.
    Dain kümmerte sich nicht darum. Er umkreiste Alanna
und wartete auf eine Blöße in ihrer Deckung. Herzog Gareth trat nach vorn; in seiner Faust schimmerte sein Schwert. Offensichtlich plante er den Kampf zu beenden, und aus seinem Gesichtsausdruck zu schließen, war es ihm ziemlich gleichgültig, ob Dain dabei zu Schaden kam oder nicht!
    Alanna hielt ihren Lehrer mit einem Kopfschütteln zurück. Sie spürte eine kalte Wut im Bauch. Sie achtete die Gesetze des Rittertums, doch dieser Tusainer Barbar hatte sie eben übertreten. Dafür würde er bezahlen, und zwar teuer.
    Langsam trat sie zurück und nahm unter Schmerzen ihr Schwert in die linke Hand. Aus ihrem rechten Arm tropfte das Blut auf den Boden. Ich muss aufpassen, dass ich nicht darauf ausrutsche, dachte sie, als sie sich bereit machte.
    Trusty stieß einen ermutigenden Schrei aus, als Alanna einen heftigen Ausfall machte. Blitz traf mit lautem Klirren auf Dains Schwert auf. Sofort wich sie zurück und stieß erneut vor. Der Ritter parierte unbeholfen und verlor unter ihrem Angriff an Boden. Ihr Schwert bewegte sich unentwegt, und unentwegt hielt sie Ausschau nach einer Blöße. Da war sie! Sie trieb Blitz nach unten, vorwärts und wieder nach oben, traf Dains Schwertknauf und riss ihm die Waffe aus der Hand. Sie flog in hohem Bogen davon. Hastig wollte der Ritter zurückweichen, doch er stolperte und fiel. Schnell wie der Blitz machte Alanna einen Schritt nach vorn und presste ihre hell schimmernde Schwertspitze gegen Dains Kehle. Der Ritter aus Tusain sah in die kältesten Augen, die er jemals erblickt hatte.
    »Dumm«, sagte Alanna leise und ihre Stimme zitterte vor Wut. »Das war ausgesprochen dumm. Und Ihr habt Glück, dass ich ein besserer ›Ritter‹ bin als Ihr. Sonst wärt Ihr jetzt
tot.« Verächtlich drehte sie sich um und ging zu ihren Freunden zurück. Während Herzog Gareth ihre Wunde verband, ließ sie es zu, dass Jon sie stützte.
    »Er hat hinterm Berg gehalten«, murmelte Botschafter Mikal nachdenklich. »Dieser Junge hat die ganze Zeit hinterm Berg gehalten.« Er sah Roald an. »Wenn all Eure jungen Ritter so sind wie dieser Knappe, dann muss Euer Heer tatsächlich Furcht erregend sein.«
    »Überzeugt Euch selbst.« Der König deutete auf den stillen, Respekt einflößenden Jonathan; den kräftigen Gary und den noch kräftigeren Raoul; den schlanken, dunklen Alex mit seiner katzenartigen Grazie. »Sie sind Teil unserer Zukunft«, sagte der König. »Es ist eine Zukunft, die wir alle schützen wollen.«
     
    Alanna reinigte eben in ihrem Zimmer ihr Schwert, als Myles eintrat. »Du hast ihn nicht getötet«, sagte der Ritter. »Er hätte dich umgebracht, aber du hast ihm das Leben geschenkt.«
    Alannas Arm tat weh. Sie hatte noch keine Gelegenheit gefunden ihre magische Heilkraft anzuwenden. Und weil sie solche Schmerzen hatte, war sie kurz angebunden mit ihrem Freund.
    »Na und? Er war ein Dummkopf. Wenn ich jeden Dummkopf gleich umbrächte, käme ich nicht mehr zum Schlafen.«
    »Er hat dir allen Grund gegeben, ihn zu töten«, beharrte Myles. »Hättest du es getan, so hätte das selbst der Botschafter verstanden.«
    »Dass er sich schlecht benimmt, ist noch lange kein Grund, dass ich mich ebenfalls schlecht benehme.« Alannas Unterlippe

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