Alarm auf Wolke sieben
dass sie sich die Haare gebürstet und Lippenstift und Wimperntusche aufgelegt hatte. „Also“, sagte sie, „was kann ich für die Herren tun?“
„Victoria und ich haben letzte Nacht erfahren, dass Ford seine jährlichen Prämien in Form von Inhaberpapieren erhalten hat. Sie sind in der Vermögensaufstellung allerdings nicht aufgetaucht, und wir wollen uns versichern, dass sie nicht irgendwo im Haus versteckt sind, bevor wir mit der Information zur Polizei gehen. Deshalb hätten wir gern Ihre Erlaubnis, die Suite zu durchsuchen.“
Sie zuckte mit den Schultern und gab den Weg frei. „Na dann – viel Spaß“, sagte sie. Anscheinend fiel ihr selbst auf, wie gleichgültig sie klang, und so setzte sie noch rasch eine Trauermiene auf. „Ich konnte mich noch nicht dazu überwinden, die Sachen meines lieben Mannes durchzusehen, deshalb ist alles genau so, wie er es verlassen hat. Sie können hier anfangen, während ich mich anziehen gehe.“
Als sie dieses Mal das Zimmer verließ, sah Jared ihr nicht mehr so bewundernd nach. „Ich verstehe sie überhaupt nicht“, sagte er. „Es ist, als hätte sie eine gespaltene Persönlichkeit. Eine Minute tut sie so, als wäre mein Vater die Liebe ihres Lebens gewesen, in der nächsten scheint ihr sein Tod völlig egal zu sein.“
„Sie ist wirklich schwer einzuschätzen. Ich weiß auch noch nicht so genau, was ich von ihr halten soll. Vielleicht ist sie einfach einer dieser Menschen, die immer im Rampenlicht stehen müssen.“ Er zeigte auf einen kleinen Schreibtisch in einer Ecke des Zimmers. „Wie wäre es, wenn du mit dem da anfängst? Ich sehe mir währenddessen die Bücher im Regal an.“
„Alles klar.“ Einen Augenblick lang stand Jared nur da und sah ihn an. „Wie sieht so ein Inhaberpapier eigentlich aus?“
„Gute Frage.“ Er zog ein Stück Papier aus der Tasche, faltete es auseinander und gab es dem Jungen. „Hier. Das ist eine der Kopien, die uns die Assistentin deines Dads gestern Abend gegeben hat.“
Jared seufzte. „Die Nadel im Heuhaufen wäre wahrscheinlich leichter zu finden. Das ist ja total ätzend.“
Nichtsdestotrotz machte er sich auf die Suche. John war erstaunt über die Arbeitsmoral und Ausdauer des Teenagers, als Jared ohne zu klagen weitersuchte, obwohl sie auch nach eineinhalb Stunden noch nicht die kleinste Spur gefunden hatten. Dee Dee war längst in den Country Club gefahren.
Sie waren gerade dabei, im Schlafzimmer gemeinsam die riesige Matratze hochzuheben, als die Tür zur Suite plötzlich mit einem Knall aufflog.
„John!“
Victorias Stimme war so voller Panik, dass der Mann und der Junge sich nur rasch ansahen und sogleich die Matratze fallen ließen. Victoria kam ins Schlafzimmer gestürmt, die Augen weit aufgerissen, nackte Angst im Blick.
„Oh Gott, John, oh Gott!“ Ihre grünen Augen füllten sich mit Tränen. „Esme ist verschwunden!“
Krank vor Sorge stand Victoria im Zimmer und sah zu, wie John einen Satz über das Bett machte und auf sie zukam.
Er blieb vor ihr stehen und fasste sie an den Schultern. „Was soll das heißen, sie ist verschwunden?“
„Sie ist nicht da, wo sie sein sollte!“ Ihre Stimme klang halb hysterisch. „Ich kann sie nicht finden!“
„Schhhhhh. Tut mir leid, das war eine blöde Frage. Tief durchatmen, Süße. So ist es gut. Also.“ Seine eben noch so warme beruhigende Stimme nahm mit einem Mal einen kalten professionellen Kommandoton an. „Wann hast du sie zum letzten Mal gesehen?“
Sie blinzelte die Tränen weg, schluckte ihre Panik herunter und versuchte sich zu konzentrieren. „Gegen neun Uhr zwanzig“, sagte sie. „Wie vermutet, wurde ihr die Suche bald langweilig, also brachte ich sie zu Helen.“
„Und Helen hat dann entdeckt, dass sie nicht mehr da ist? Wann war das?“
„Keine Ahnung. Vielleicht vor zwanzig Minuten oder so.“ Sie schüttelte den Kopf. „Da kam sie zu mir. Natürlich hatte sie vorher auch schon eine Weile nach ihr gesucht.“
„Haben sie irgendetwas Ungewöhnliches gemacht, bevor Esme verschwand?“
„Nein. Helen sagt, sie haben eine Weile mit Puppen gespielt, dann hat Es mit Rebecca telefoniert. Danach sagte sie Helen, sie würde mir jetzt wieder helfen.“
„Und sie ließ sie einfach so gehen?“, fragte John ungläubig. Er verzog den Mund und schüttelte den Kopf. „Natürlich –Esme war ja im Haus und wollte nur zu ihrer Mutter zurück.“ Er sah sie an. „Wo habt ihr schon überall gesucht?“
„Überall im Haus, inklusive
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