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Alarm auf Wolke sieben

Alarm auf Wolke sieben

Titel: Alarm auf Wolke sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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der Kopf des alten Mannes auf dem Marmor des Kamins aufschlug. Dann herrschte Totenstille.
    „ Oh Gott, oh Mann!“ Jared hockte sich hin. „Dad? Hallo? Es tut mir leid, ich wollte dir nicht wehtun.“
    Sein Vater rührte sich nicht. Jared streckte die Hand aus. Der Kopf seines Vaters lag in einem merkwürdigen Winkel auf dem hellen Marmor. „Bist du okay? Komm schon, Dad, wach auf!“ Er tastete nach einer Verletzung, aber am Hinterkopf seines Vaters war kein Blut. Aber dieser Winkel, der konnte doch nicht normal sein, oder? Jared legte seine Finger auf die Vorderseite des Halses und suchte die Arterie. Kein Puls war zu spüren.
    Mit einem Satz schreckte Jared hoch. Verwirrt sah er auf die Blumenreihen, die zu beiden Seiten seines Körpers aufragten. Dann atmete er erleichtert auf. Jetzt wusste er wieder, wo er war: im Civic-Center-Park von Denver.
    Er fluchte leise. Seit er in der Stadt war, hatte er nur hier und da mal ein Stündchen unruhig geschlafen – und das auch nur am Tag. Er hatte Angst, nachts einzuschlafen. Er war ständig auf der Hut vor den Bullen. Außerdem wusste man nie, wer einem im Schlaf die Kehle durchschneiden wollte. Die Sonne stand schon ziemlich tief. Nicht nur, dass er eingenickt war, er hatte auch wieder diesen Traum gehabt. Es schien, als würde er jedes Mal, wenn er die Augen schloss, diese furchtbaren zehn Minuten erneut durchleben. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als sie ungeschehen zu machen.
    Aber das konnte er nicht. Egal, wie er es drehte und wendete, es änderte nichts an der Tatsache: Er hatte seinen eigenen Vater getötet. Übelkeit überkam ihn, und er schlang die Arme um die Knie und wippte vor und zurück.
    Noch schlimmer war, dass er einfach abgehauen war, ohne den Notarzt zu rufen. Vermutlich hätten sie seinen Dad ohnehin nicht mehr retten können, aber genau wusste er das nicht. Er hatte nur noch rasch die Brandyflasche und seinen Rucksack gegriffen, bevor er aus dem Haus gestürmt war. Einer der Gäste seines Vaters hätte jede Minute in das Zimmer kommen können. Der Gedanke, von einem oder mehreren von ihnen angestarrt zu werden, während sie mit dem Finger auf ihn zeigten und ihn einen Mörder nannten, hatte ihn mit so viel Panik erfüllt, dass er an nichts anderes mehr hatte denken können.
    Einen Augenblick lang sehnte er sich verzweifelt nach seiner Mutter, aber die Sehnsucht verschwand so schnell, wie sie gekommen war. Er war so klein gewesen, als sie starb, dass er sie im Grunde nur aus den Geschichten kannte, die Tori ihm erzählte, um die Erinnerung an sie aufrechtzuerhalten.
    Was er wirklich wollte, war Tori. Gott, er wünschte sich so sehr, sie anrufen zu können. Er wollte sie aber nicht zu einer … Komplizin? … machen, und er hatte ihre Nummer in London sowieso nicht dabei.
    Außerdem – was sollte er zu ihr sagen? Sorry, ich habe Dad umgebracht? Er nahm seinen Rucksack und stand auf. Er musste aus dem Park verschwinden und einen Ort finden, wo noch andere Ausreißer herumhingen. Also trat er hinaus auf die Colfax Avenue und ging in Richtung des Einkaufszentrums in der 16. Straße.
    Victoria blieb in der Tür zu Fords zweitem Büro stehen und beobachtete John. Er saß am Schreibtisch, hatte den Telefonhörer zwischen Schulter und Ohr eingeklemmt und kritzelte wie wild auf einen Notizblock. Sie hatte keine Ahnung, warum ihr Vater zwei Büros benötigt hatte. Das Büro im Südflügel, in dem sie sich jetzt befanden, war angebaut worden, als sie schon in Europa lebte. Vielleicht hatte er sein altes Büro zu etwas anderem umbauen wollen? Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Sie hatte Rocket diesen Raum gestern zur Verfügung gestellt, weil er weiter vom Mittelpunkt des Hauses entfernt war als das andere Büro.
    Das erklärte jedoch nicht, wieso sie nun in der Tür stand und Johns muskulöse Schultern begutachtete. Man könnte meinen, sie hätte noch nie die Schultern eines Mannes gesehen. Sie schob das Unbehagen, das sich in ihr breit machte, in den Hintergrund und trat ins Zimmer.
    Und hörte, wie er murmelte: „Du bist die Frau, Gert. Sicher, dass du nicht mit mir durchbrennen willst?“
    Ha! Der Kerl war ein Frauenheld. Das sollte sie sich besser immer wieder vor Augen halten. Sie setzte einen freundlichgelassenen Gesichtsausdruck auf und wartete, bis er aufgelegt hatte. „Du wolltest etwas von mir?“
    Sein Kopf fuhr hoch, und sie erschrak, als es in seinen Augen gefährlich aufblitzte. Dann wurde sein Gesicht ausdruckslos, und er griff

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