Alarm! Das Weiberschiff
dreiundvierzig Jahre alt werden, um das Gegenstück zu sich selbst zu finden, um die andere Hälfte zu entdecken, die aus einem erst den vollkommenen Menschen, den ganzen Jack Nicholson macht! »Und wie wollen Sie helfen?«
»Ich habe vier Freundinnen, für die der Sex fast der ganze Lebensinhalt ist. Sie bleiben noch drei Monate unter Wasser, davon einen ganzen Monat unter dem Nordpol, unter der ewigen Eisdecke, um dort Übungen zu machen.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ihre Offiziere sind auf weichen Mädchenkörpern so mitteilsam wie Schallplatten!«
»Natürlich. Ich vergaß das.« Nicholson kaute an der Unterlippe, Monikas Nähe begann ihn zu beschäftigen. Er roch, daß sie sich mit Rosenseife gewaschen hatte, daß ihr Blondhaar nach einem herben Parfüm duftete, er bemerkte, daß die Warzen ihrer Brüste genau in der Mitte der festen Hügel saßen und schwach durch den Kleiderstoff stachen. Ihre Beine, die sie beim Sitzen von sich streckte, waren schlank und doch muskulös, die Fesseln alles andere als dürftig, nämlich gut durchgebildet. Beine, auf die man sich im Leben fest verlassen konnte. Beine, die nicht so leicht nachgaben. Beine, die einen Willen ausdrückten, so lustig das auch klingen mag. Ich bin das Leben, die Lust zum Leben … sagten sie.
Er schüttelte die Gedanken wieder ab und konzentrierte sich auf das Problem seines Bootes. Fünf Mädchen sind an Bord, und die Ordnung scheint zerbrochen.
»Ihr Vorschlag?« fragte er kurz.
»Setzen Sie uns wieder aus.«
»Unmöglich!« Er war bei ihren klaren Worten zusammengezuckt wie unter einem Schlag.
»Warum?«
»Meine Offiziere und die Mannschaft werden das verhindern. Sie meutern unter Garantie.«
»Und wenn wir das wollen? Ich könnte meine Freundinnen dazu überreden. Wir haben stundenlang darüber gesprochen. Endlich sehen sie ein, daß dreihundert Männer gegen vier Mädchen ein ungesundes Verhältnis ist! Lassen Sie uns mit unserem Gummifloß und genug Lebensmitteln wieder hinaus. Man wird uns schon auffischen.«
»Das geht nicht.« Nicholson vermied es, sie jetzt anzusehen. »Amtlich sind Sie bereits tot!«
»Was heißt das, Commander?«
»Ich habe der Admiralität gemeldet, daß ich Sie bereits ausgesetzt habe. Aber niemand hat Sie gefunden. Also sind Sie tot!«
»Das ist ja verrückt! Und wenn wir nach drei Monaten wieder auftauchen?«
»An die Zeit nach drei Monaten denke ich noch nicht, Miß Herrmann.«
»Und warum haben Sie das getan?«
»Um mein Boot zu retten!« Jetzt sah er sie doch an, und ihr Blick war wieder eine Heimat für ihn. »Und warum wollten Sie mir helfen und sich aussetzen lassen?«
»Auch, um Ihr Boot zu retten …«
»Ich danke Ihnen, Monika«, sagte er leise. »Sie sind eine wunderbare Frau.«
Plötzlich hatte er sie umarmt, und sie leistete keinen Widerstand, als er sie küßte. Er spürte ihre Brüste, ihre Wärme, ihre verhaltene Zärtlichkeit, ihre beinahe rührende Unsicherheit im Spiel der Liebe.
»Sag nicht, daß du mich liebst«, sagte sie, als sie sich trennten und wieder nebeneinander saßen. »Ich weiß es auch nicht. Aber irgend etwas ist mit uns los. Warten wir, ja?«
»Ja, warten wir.« Er seufzte. Es war ein Seufzen, mit dem sich ein Herz öffnet. »Wir haben so viel Zeit.«
Er hatte sie gerade wieder im Raum zwei eingeschlossen und war zu dem Bett zurückgekehrt, als Nicholson Schritte im Gang hörte. Er sprang auf, entsicherte die MPi und riß die Tür auf. Durch das Halbdunkel hetzte Oberleutnant Cornell zum Bordlazarett.
»Sir!« schrie er, als er Commander Nicholson im Licht des Vorraums stehen sah. »Sir, kommen Sie sofort zu den Offiziersunterkünften! Fähnrich Duff … der kleine Duff …« Er holte tief Luft. »Er ist tot, Sir! Man hat ihn mit seinem eigenen Kissen erstickt.«
6
Der Raum sah nicht danach aus, als habe ein Kampf stattgefunden. Herbert Duff, der liebe Junge, der heimlich Gedichte schrieb und Briefe an seine Mutter, die er nie abschickte, weil er sein Herz ausschüttete: Ich habe Angst, Mutter, Angst vor dem Meer, vor dem Boot, vor dem Dienst, vor dem Offiziersein. Ich hätte Gärtner werden sollen, ich liebe Blumen, aber auf dem Meer wachsen keine Blumen, und die Blumen hier im Boot sind aus Plastik. Doch ich halte durch, Mutter, weil Du es willst und weil Vater wollte, daß ich Offizier werde …
Dieser kleine, von allen wie ein Sohn geliebte Duff lag in seiner Koje auf dem Rücken, die Augen gläsern und starr, mit offenem Mund und in der Mundhöhle ein
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