Alarm! Das Weiberschiff
dieses verkniffene Gesicht gewöhnt, an diesen etwas schiefen Pfeifenrauchermund, an welchem man erkennen konnte, daß Collins die Pfeife hauptsächlich im linken Mundwinkel hängen hatte. Aber jetzt war dieses Gesicht kantig und wie roh behauen, und die Augen darin waren fast so erschreckend wie ein Haiblick.
»Sir, in etwa zwanzig Minuten kreuzen die Sowjets genau unsere Torpedorohre. Sie werden genau breitseits stehen.«
»Collins, Sie sind total verrückt!« Nicholson warf die Zigarette in einen mit Wasser gefüllten Aschenbecher. Zischend verglühte sie. »Jagen Sie sofort diesen Gedanken aus Ihrem Hirn!«
»Es ist eine bessere Lösung, als uns selbst zu versenken. Ein sowjetisches U-Boot wird vermißt. Das ist alles. Sie werden keine Zeit haben, einen Notfunkspruch loszulassen. Wenn wir sie treffen, zerplatzen sie wie ein rohes Ei.« Collins beugte sich über den Tisch, und seine Stimme wurde beschwörend. Er hat Angst, dachte Nicholson fast beruhigt. Der sonst so souveräne Collins hat eine hündische Angst vor dem Sterben. Er ist also auch nur ein Mensch und nicht nur ein Teil seiner Elektronik. »Sir, ich will nicht mehr daran denken, aber der Gedanke ist faszinierend, das müssen Sie zugeben.«
»Der Gedanke ist Mord, Frank! Außerdem haben wir es mit drei russischen U-Booten zu tun.«
»Aber nur eins ist im Packeisgürtel.«
»Doch im ständigen Kontakt mit den anderen, das ist doch wohl klar? Plötzlich reißt der Kontakt ab … das jagt uns die andern auf den Hals! Frank, schätzen Sie Ihr Leben höher ein als einen neuen Weltkrieg, einen Krieg, diesmal mit Atomen, mit der Verseuchung ganzer Erdteile – ein Krieg, bei dem vielleicht unser ganzer Erdball zugrunde geht?«
»Es war nur ein Gedankenspiel, Sir.« Collins lehnte sich wieder zurück. Die Sonarpeilungen und die Radartastungen zeigten an, daß das sowjetische U-Boot langsam näherkam. Es schlich sich zu dem Loch im Packeis.
Nicholson griff zur Rundsprechanlage. »An alle«, sagte er leise, aber überall im Boot verstand man ihn genau. »Ich befehle völlige Ruhe. Die Freiwachen legen sich ins Bett, die Männer auf Gefechtsstation rühren sich so wenig wie möglich. Die Küche stellt den Betrieb sofort ein! Jedes Klappern, jedes Geräusch kann uns verraten! Die Luftfilter werden gedrosselt. Rauchen ist verboten. Ende.«
Nicholson schaltete ab. Das akustische Sonargerät piepste leise. In der vollkommenen Stille klang es wie Glockengeläut. Nicholson starrte Collins an.
»Kann man das nicht auch hören?« sagte er leise.
Collins schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Es liegt unterhalb der Empfangsgrenze. Der Russe ist jetzt vierhundert Meter von uns steuerbord. – Er müßte uns auch im Radar haben, oder die Kerle da drüben schlafen.«
»Da Sie ein gläubiger Mensch sind, Frank, bitten Sie Gott, daß sie tatsächlich schlafen.«
»Ich werde es tun, Sir!« Collins sah seinen Commander an. »Soll ich für Sie mitbeten?«
»Tun Sie das«, sagte Nicholson dumpf. »Mich hört er doch nicht an …«
Das Schlauchboot hatte die Küste erreicht … oder das, was Cornell optimistisch Küste nannte. Vor dem eigentlichen Land, den zerklüfteten Felsen, lag ein Riegel aus aufeinandergetürmten Eisschollen, vielleicht dreißig Meter breit und drei Meter hoch. Erst dann ging das Eis ins Festland über, in eine Steilküste, die Cornell auf zwanzig Meter schätzte.
Der kleine Außenbordmotor tuckerte mit halber Kraft, dann stellte ihn Slingman ganz ab und ließ das Gummiboot gegen die Eisbarriere treiben. Tamaroo und drei andere Matrosen standen an der Seite, Seile mit Enterhaken und Stangen mit Stahlhaken in den Händen. Sie warteten, bis sie das Eis erreichen konnten.
»Daß wir zum Nordpol fahren, war mir bekannt«, sagte Dr. Blandy zu Monika. Die Mädchen hockten beisammen in der Mitte des Bootes und zitterten trotz der dicken Pelze. »Aber daß ich einmal wie Amundsen über das Ewige Eis wandere, das steht in keinem Marinevertrag! Bernie, Ihre schöne Küste ist ein Mist!«
»Ich bin bei Kriegsübungen im nördlichen Alaska schon anders an Land gekommen, Doc!« rief Cornell zurück. »Achtung! Fertigmachen zum Entern. Jetzt!«
Die Eisbarriere stand vor ihnen, Scholle über Scholle gedrückt, wie eine Treppe. Die Seile mit den Haken flogen herüber, die Stangen hakten zu, die stählernen Greifer gruben sich ins Eis. Das Boot schwankte, aber dann lag es sicher und ruhig im Wasser.
»Haken halten, Oberleutnant!« meldete Tamaroo.
Leutnant
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