Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alarm! Das Weiberschiff

Alarm! Das Weiberschiff

Titel: Alarm! Das Weiberschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Ausnahme eines Sommermonats eine feste, geschlossene Packeisdecke. Erst nach knapp hundert Meilen begann der Treibeisgürtel, und dort lauerten die drei sowjetischen U-Boote. Die Luftüberwachung hatte sie deutlich geortet. Wenn es die Aufgabe der Sowjets war, die Küste Grönlands zu überwachen, war es möglich, daß auch sie von dem großen Loch im Packeis erfuhren und versuchen würden, es zu erreichen und dort aufzutauchen.
    Wenn … wieder dieses verdammte Wenn! Es wirkte ansteckend, und man kam nicht darum herum. Adams Befehl lautete: Sofort ablaufen! Aber lief man damit nicht direkt den Sowjets in die Arme? Andererseits: Wenn man hier auf Grund wartete, war es möglich, daß die russischen U-Boote plötzlich neben der POSEIDON I lagen. Die Katastrophe wäre vollkommen!
    »Wir bleiben liegen, Collins«, sagte Nicholson ziemlich vorsichtig. Als Collins den Satz pflichtgemäß wiederholte, zuckte er sogar zusammen. »Die Männer bleiben auf Gefechtsstation.« Er drückte einen anderen Sprechknopf … aus dem Atommaschinenraum meldete sich Chief McLaren. »Victor, wir bleiben liegen«, wiederholte Nicholson. »Aber richten Sie alles darauf ein, daß wir so schnell wie möglich und so leise wie möglich weglaufen können.«
    »Verstanden, Sir.« McLarens Stimme war ruhig und überlegen wie immer. »Wenn vom Sonar rechtzeitig die Warnung kommt, verschwinden wir wie ein Gespenst.«
    Das Katz-und-Maus-Spiel unter Wasser begann. Stunden, da die kostbaren Nerven aufgerieben wurden. Stunden, da man um Jahre altern kann. Stunden, da man wieder an Wunder und Glück zu glauben lernt.
    Am Abend – sieben Stunden nach dem Alarmtauchen – summte es in der Zentrale. Nicholson schaltete auf Empfang. Collins' Stimme kam aus dem Sonarraum.
    »Ein massiver länglicher Schatten Steuerbord, Sir. Noch unklar. Bewegt sich träge parallel zu uns.«
    »Das sind sie!« Nicholson lehnte sich zurück. »Alles fertigmachen nach Plan Y! Und völlige Stille!«
    Plan Y … das war die Selbstvernichtung. Der einzige Ausweg, damit Amerikas größtes Geheimnis auch wirklich ein Geheimnis blieb.
    Nicholson öffnete die Lade seines Schreibtisches und holte das Bordbuch heraus. Die vielleicht letzte Eintragung in ein ebenfalls gefälschtes Dokument. Wenn man es einmal auffischen würde, konnte niemand ahnen, daß es von der POSEIDON I stammte. Nur die Eingeweihten wußten, wer die versunkene MS Lucky gewesen war. Für die Weltöffentlichkeit war es ein Fischfang-Mutterschiff, auch wenn später die Sowjets das hartnäckig bestreiten mochten. Eine Anklage ohne Beweise sind Worte und sonst gar nichts.
    »Plan Y«, sagte Collins stockend. »Wir werden beten, Sir …«
    »Sie haben uns betrogen!« schrie Joan. Sie saß neben Dr. Blandy auf einer Kiste mit Konserven und trommelte jetzt in wilder Verzweiflung mit den Fäusten gegen Blandys mächtigen Brustkasten. »Der Commander, dieser Dreckskerl! Dieser Lump, dieser Schuft! Er bringt uns alle um, alle, alle!« Dann weinte sie, drückte den Kopf gegen Blandys Schulter und begann heftig zu zittern.
    Dr. Blandy starrte hinüber zu Oberleutnant Cornell, der neben dem Außenbordmotor saß. Bill Slingman, der schwarze Riese, bemühte sich mit der Reißleine, den abgestorbenen Motor wieder anzulassen.
    »Was halten Sie davon, Bernie?« fragte Blandy stockend.
    »Ich weiß es nicht, Doc. Ich habe keine Erklärung dafür.«
    »Ich bin der Ansicht, daß Nicholson uns nie auf diese Art verraten würde! Nie! Das wäre mehr als unmenschlich.«
    »Er ist ein Unmensch!« schrie Lili ins Meer hinaus. »Er ist der leibhaftige Satan!«
    Der kleine Motor tuckerte ein paarmal, aber er sprang nicht an. Anscheinend waren die Zündkerzen abgesoffen. Bill Slingman begann die Verkleidung abzuschrauben, um nachzusehen. Vor ihnen wiegte die Küste Grönlands auf und ab, so wie das Meer das kleine Gummiboot schaukelte. Eine in Jahrmillionen von Stürmen und Wasser zerfressene felsige Gegend, mit Eis überzogen. Trostlos, feindlich, urweltlich. Oben, wo die Felsen aufhörten, begann das Festlandplateau, ein flacher weißer Tisch, über den die Stürme fegten und auf dem nichts blieb, wenn die Eiswinde tobten.
    »An die Ruder!«
    Sechs Männer hoben die Ruder aus dem Boot und tauchten sie ins Wasser.
    »Sechs Ruder klar«, meldete Tami Tamaroo. Er hockte, dick vermummt, auf der linken Seite des Bootes und hatte wieder Heimweh nach seiner sonnigen und warmen Heimat. Bernie Cornell blickte noch immer auf den Fleck, wo vor wenigen

Weitere Kostenlose Bücher