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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Warum?“ antwortete er störrisch. Da verstand ich. Die Sonnensteine verlangten eine Erklärung, eine Rechtfertigung! Sie wollten wissen, warum Spinks das Quallenwesen getötet hatte. Und sie ha tten ein Recht darauf.
    Ich ließ Bob zu Boden gleiten und baute mich vor dem Korenther auf. Nicht eine Spur Mitleid empfand ich, als ich sagte:
    „Sie werden es den Sonnensteinen sagen.“
    Er schaute mich verständnislos an: „Was soll ich ihnen sagen?“
    „Warum! Warum Sie den Fremden getötet haben.“
    „Sie sind verrückt, Inspektor! Sie wissen, daß ich dabei draufgehen kann. Das verträgt kein normaler Mensch ein zweites Mal.“
    Blitzschnell hatte ich meinen Werfer in der Hand. Es war das erstemal in meinem Leben, daß ich einen Menschen mit einer Waffe ernsthaft bedrohte; die Szene vor Commodore Quixloff war nur ein notwendiges Schauspiel gewesen. Ich hätte nie abgezogen. Nie? Die Frage stand plötzlich vor mir. Und wenn Spinks sich nicht gefügt hätte? Nein, es wäre nicht nötig gewesen; Duck hätte ihn gebändigt.
    Spinks versuchte gar nicht erst, nach seiner Waffe zu greifen.
    Er blieb sogar erstaunlich gelassen. Seine Erfahrungen mit mir sagten ihm wohl, daß der Mensch Pyron nie auf den Menschen Spinks schießen würde. „Sie haben von mir gelernt, Inspektor, gratuliere!“ bemerkte er spöttisch.
    „Los, Spinks, tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe!“ herrschte ich ihn an. Ich hob den Werfer und zielte auf seine Stirn.
    Spinks wurde unruhig. „Hören Sie, Mann! Das können Sie nicht tun! Das bringen Sie nicht fertig!“ Mir fiel auf, daß das typische Redensarten eines Westernhelden waren. Als ich deshalb grinsen mußte, verstand er das völlig falsch.
    Sein Gesicht wurde aschfahl, und er würgte hervor: „Okay, schießen Sie, das geht schneller. Lieber lasse ich mich von Ihnen abknallen, als daß ich freiwillig von der Klippe springe.“
    Als Spinks so vor mir stand – käseweiß, aber trotzig und bockig –, hätte ich ihm am liebsten eine runtergehauen. Aber ich nahm mich zusammen und verdrängte diese rührselige Anwandlung. Dafür zischte ich ihn an: „Du bist ein Feigling.
    Deine sogenannten Ideale sind keinen Pfifferling wert! Ehre?
    Du hast keine – sonst würdest du zu dem stehen, was du angestellt hast!“ Damit schmiß ich ihm meinen Handwerfer vor die Füße und trat an die Sonnensteinwand heran.
     
    Die Heliolithe flackerten auf, als hätte ich Benzin in ihr Feuer gegossen. Spinks zögerte nicht. Zwei stahlharte Pranken schlossen sich um meine Schultergelenke und rissen mich zurück. Nun stand er unschlüssig vor den Sonnensteinen und kämpfte mit sich. Mir war jedoch schlagartig klargeworden, daß es zwecklos sein würde, ihn zu einer Antwort zu zwingen.
    Was sollte er den Sonnensteinen denn sagen?
    Es gab nur einen, der die vage Chance nutzen konnte, das war ich. Ich wußte zwar auch nicht, wie es am deutlichsten auszusprechen sei, aber ich wußte, was ich sagen durfte und mußte. Sie würden es verstehen.
    „Spinks, kümmern Sie sich um Bob. Das andere ist meine Sache. Ich habe die Lage falsch eingeschätzt“, sagte ich und wandte mich wieder den Heliolithen zu.
    „Sie sind tatsächlich verrückt, Inspektor! Sie sind der verrückteste Typ, der mir jemals begegnet ist“, erwiderte er.
    Mir war klar, daß das keine Beleidigung war, doch ich dachte nicht weiter darüber nach. Das war im Augenblick unwichtig.
    Meine ganze Konzentration galt den Sonnensteinen. Als ob sie mein Vorhaben ahnten, riefen sie mich mit feurigen Blitzen zu sich. Eine Sekunde lang zuckte ein irrsinniger Gedanke in meinem Hirn auf: Ob sie mich ke nnen? Hat ihnen mein Heliolith über mich berichtet? Wissen sie, daß ich ihnen nichts Bö-
    ses will? Was wissen sie überhaupt über uns? Stimmt es, was Spinks sagt, daß die Heliolithe Kundschafter einer fremden, bizarren Welt sind?
    Der Gedanke an meinen kleinen, zutraulich glühenden Sonnenstein, den Spinks so unüberlegt vernichtet hatte, gab mir Kraft und Zuversicht. Ich preßte beide Handflächen gegen das Mosaik und schrie es hinaus: „Er ist kein Mensch!“
    Die Antwort der Heliolithe schoß wie flüssiges Blei durch meinen Körper, das sich in mein Herz ergoß und dessen Rhythmus unterbrach, das mit glühenden Tropfen mein Gehirn verbrannte, mit sengender Hitze meine Gedärme zerfraß. Ich schien auseinanderzubröckeln, zu verdampfen, in Fetzen ausei-nanderzufliegen. Aber ich verstand sie, bevor ich die zuckenden Hände zurückriß. „Ist er ein

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