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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Richtungs-gefühl, es polte sich praktisch um, und ich hatte das Empfinden, von einem Trampolin emporgeschleudert worden zu sein.
    Unten war wieder unten. Die Schwerkraft drückte mich etwas zur Seite, und ich landete neben dem Loch, durch das der rötlich schimmernde Boden des Auges – weit unter mir – zu erkennen war.
    Spinks griff gedankenschnell zu, als ich – durch den Anblick der schwindelnden Tiefe und den raschen Wechsel der Orientierung aus dem Gleichgewicht gebracht – verwirrt nach Halt suchte. Er packte mich am Arm und zog mich vom Loch weg.
    Dann sah ich mich erstaunt um. Wir befanden uns in einer blaßblauen Kuppel von der Größe einer Kongreßhalle. Aber diese Kuppel war leer. Wir standen auf einem dunkelblau glänzenden, spiegelglatten Boden. Hier sah es ganz anders aus als in der Schiffssektion, die wir auf so ungewöhnliche Weise verlassen hatten. Der Raum war streng geometrisch geformt, ohne Vorsprünge und Vertiefungen. Keine Zotten und – keine Sonnensteine! In mir festigte sich der Gedanke, daß wir uns vorher im Gehirn dieses gigantischen Raumkreuzers befunden hatten. Was das hier aber für eine Sektion war, konnte ich mir nicht vorstellen.
    Von den Wänden der Kuppel starrten uns runde, dicht nebeneinander liegende dunkle Öffnungen wie blinde Augen an.
    Es mochten an die fünfzig, sechzig sein.
    „Schau an, sie können auch mit dem Lineal arbeiten!“
    brummte Spinks überwältigt.
    Der Gegensatz war so kraß, daß man das Gefühl hatte, aus einem Urwald in die riesige gläserne Halbkugel des antarkti-schen Sonnenkraftwerkes geraten zu sein.
    Bob ließ uns keine Zeit, die Halle zu bestaunen, die in dieser Größe von uns nie in einem Raumkreuzer vermutet worden wäre. Zielsicher ging er auf eine Öffnung zu, geleitet von den für uns unhörbaren, in dem Gerät gespeicherten Stimmen der Sonnensteine.
    Jetzt war mir auch der Sinn dieses Mnemographen klar. Hier gab es keine Heliolithe, also höchstwahrscheinlich auch keine Kontaktmöglichkeit, denn die Konstrukteure des gigantischen Schiffes konnten nicht ahnen, daß einst Menschen durch seine Gänge wandern würden. Dieser Mnemograph, ein Empfänger, Speicher und Sender für bioelektrische Signale, diente uns als Wegweiser und Auftraggeber.
    Daß nur Bob in der Lage war, sich mit den Sonnensteinen zu verständigen, schien mir logisch. Sein Gehirn hatte man ja gerade zu solch einem Zweck präpariert, und daß es sich hier um Sonnensteine und nicht um den Zentralautomaten des BOXERS handelte, dürfte kaum von Belang sein. Es war anzunehmen, daß die korenthischen Ge noplastiker das Schmerz-zentrum weitgehend blockiert hatten, um die „Funktionstüchtigkeit“ ihrer Synthome nicht durch Übersteuerungen oder Kurzschlüsse in der elektronischen Komponente einzuschränken. Das mochte auch der Grund für die erschreckend niedrige Lebenserwartung dieser bedauernswerten Menschenwesen sein.
    Bob führte uns in den Gang hinein. Die schnurgerade Röhre hatte verspiegelte Wandungen. Ein nur schwer zu beschreiben-des Gefühl befiel mich. Es war unmöglich, die Begrenzung der Röhrenwandung zu erkennen. Man glaubte, auf einem unsichtbaren Steg durch einen skurril verzerrten Raum unbestimmter Form zu gehen, der seine Gestalt mit jedem Schritt verändert.
    Von Spinks, der den verspiegelten Epsilonanzug trug, waren nur der Kopf und die Hände zu sehen – ein gespenstischer Anblick! Und wenn er Bob halb verdeckte, schien dessen Oberkörper ohne Unterleib und Beine durch dieses verwirrende Spiel des reflektierten Lichtes zu torkeln. Einziger Orientie-rungspunkt war die dunkelblau leuchtende Öffnung des Ausgangs. Unweit davon konnten wir einen dunklen, nicht näher zu bestimmenden Fleck erkennen.
    Minuten später standen wir davor. Es handelte sich um eine Qualle. Das Wesen lag schlaff und leblos auf dem Boden. Eine Verletzung war nicht zu erkennen, aber es war zweifellos tot.
    „Hände weg!“ befahl ich, als Spinks sich über das tote Wesen beugte. „Rühren Sie nichts an, Magister!“
    Spinks gehorchte, ohne zu murren. Er zuckte nur die Achseln und sagte gleichgültig: „Dann eben nicht, Inspektor.“ Seit ich ihm die Waffe verächtlich vor die Füße geworfen hatte, schien er mich als Anführer unserer kleinen Schar zu akzeptieren.
    Ich gab Bob, der stehengeblieben war, ein Zeichen, den Weg fortzusetzen. Wir näherten uns dem Ende des Ganges. Bob trat in das dunkelblaue Leuchten, ihm folgte Spinks. Als ich den Gang verließ, glühte eine rote

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