Alarm im Tunnel Transterra
das als seine letzte Chance angesehen!
„Bob“, flüsterte Spinks heiser, „wirst du schießen, wenn sie kommen?“
„Ja“, antwortete der Pilot.
Spinks atmete hörbar auf. Und wieder wußte ich nicht, wor-
über sie sprachen. Vor allem die Reaktion des Korenthers kam für mich unerwartet.
„Okay, Bob! Sind wir uns wenigstens in diesem Punkt einig.“ Spinks machte einen verdächtig friedfertigen Eindruck.
„Sicher, Magister. Sie möchten für Ihre Ideale nicht sterben, weil Sie an diesen Idealen zweifeln. Sie wissen es nur noch nicht.“ Bobs blecherne Automatenstimme klang fast väterlich.
„Wollen wir darüber jetzt nicht streiten“, murmelte Spinks unwillig. „Aber wenn die ‘Hunde’ kommen, mußt du sie abknallen!“
„Sie werden nicht kommen, Magister Spinks.“
„Warum?“
Bob lächelte geheimnisvoll. Ich mußte mich abwenden. Sein entstelltes Gesicht wirkte durch die Schwellungen und blutun-terlaufenen Stellen noch maskenhafter. Man konnte sich nicht vorstellen, daß in solch einem Gesicht Mund und Augen lächelten, grauenvoll lächelten.
„Magister Spinks befürchtet, daß man den Flughunden befehlen werde, den BOXER zu vernichten“, klärte Bob mich auf. „Aber das wird nicht geschehen. Sie werden diesen Befehl nicht erhalten. Und selbst wenn – sie vernichten uns nicht. Es fällt kein Schuß, weder von ihnen noch von uns. Ich glaube, Magister Spinks versteht das nicht, obwohl er mir eher glauben müßte als du, Pyron. Er unterschätzt uns noch immer…“
„Aber KITTY und HAWKER III gehören zur Brigade Brixter!“ warf Spinks irritiert ein.
„Genau!“ konterte Bob. „Die Brigade Brixter ist die Garde-einheit der Wehrflotte“, erläuterte er, an mich gewandt. „Wir sprechen von den beiden Flughunden, die sich in dieser Region aufhalten. Du hast sie auf dem Bildschirm in der Einsatzzentrale von ROTA gesehen. Sie sollen die Erprobung des BOXERS
absichern. Sie tun es.“
Er sprach wieder Spinks an: „Wir haben uns völlig mißverstanden, Magister. Von den Flughunden droht keine Gefahr.
Die Entscheidung liegt auch nicht deshalb bei Ihnen, weil Sie vermutlich der einzige wären, der mit den Fäusten umgehe n kann. Ich meine die Fäuste des BOXERS… Diesen Irrtum dürften Sie spätestens begriffen haben, als Sie sich an Pyron erinnerten.“
Aha, das war es! Spinks’ schneller Blick, Ducks vorsorglich erhobener Stahlarm! Auch ich würde die Fäuste bedienen können.
„Und daß Sie Duck vergessen haben, war ebenfalls ein gro-
ßer Fehler“, fuhr Bob fort. „Die Entscheidung fällt nicht hier.
Sie können die Vernichtung des BOXERS herbeiführen, indem Sie mich denunzieren – falls ich Ihnen die Gelegenheit gebe.
Sie könnten sie durch den Einsatz der Fäuste verhindern, um Ihr Leben zu retten. Beides, mich denunzieren und gleichzeitig Ihr Leben retten, vermögen Sie nicht. Denn ehe die Liga den BOXER der Wehrflotte überließe, würde sie ihn selbst vernichten… Ich würde die Flughunde dazu zwingen. Denn ich bin der BOXER, ich fliege.“
„Du hast recht“, gab Spinks zu.
„Auf der Erde könnten Sie Ihre Haut retten. Dort müßten Sie sich entscheiden…“
„Und wenn ich versuche, dich zu töten?“ Spinks richtete sich gespannt auf.
„Vielleicht würde es Ihnen gelingen, Pyron und mich zu übertölpeln. Vielleicht könnten Sie sich und auch den dann steuerlos durch das All treibenden BOXER durch ein Wunder retten. Die Chancen sind gering, aber nicht aussichtslos. Aber die Formation HELIOS könnte keiner mehr retten…“
„Versuch nicht, mich bei meiner Ehre zu packen!“ antwortete Spinks böse.
Da mischte ich mich ein. „Haben Sie so etwas, Magister?“
Spinks fuhr wütend herum. Der Schlag hatte kräftiger getroffen, als ich vermutete.
„Ich werde es Ihnen beweisen. Ich werde euch beiden beweisen, daß ich Ideale besitze, an denen ich nicht zweifle, weil es wirklich Ideale sind, so alt wie die Menschheit. Ethische Werte, die unvergänglich sind: Ehre, Treue, Vaterlandsliebe, Kameradschaft!“
Kaum zu fassen: Spinks erregte sich immer mehr. Bot sich hier eine Chance? „Sie nehmen da große Worte in den Mund, Magister. Mit Verlaub: Sie haben eine große Klappe, zugege-ben, aber meinen Sie nicht, daß diese Worte trotzdem ein bißchen zu groß sind?“ Das war reine Intuition, und bis heute weiß ich nicht, wie ich in der Lage war, in dieser Situation zu spotten.
Wieder reagierte Spinks anders, als zu erwarten war. Er grinste. „Sie meinen
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