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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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mein Theater vorhin?“ vergewisserte er sich.
    Ich nickte vorsichtshalber und war verdattert. „Mein Gott!
    Warum sollte ich nicht pokern? Und das sage ich Ihnen: Das Spiel ist noch nicht vorbei! Ein Spinks gibt nicht auf. Aber ein Spinks ist ehrlich. Denken Sie daran: Wir sind keine Freunde mehr. Aber wir sitzen vorläufig im selben Boot. Das ist klar.
    Wir ziehen für eine Weile am selben Strick und müssen auf-passen, daß er sich nicht von selbst um unseren Hals legt. Doch sobald ich kann, lasse ich mein Ende los und…“
    „… und Sie ziehen am anderen, ja?“ fragte ich ironisch.
    Der Korenther musterte mich abschätzend. „Das wird sich zeigen…“, sagte er.
    Seine Ehrlichkeit war zumindest verblüffend. Immerhin hatte er uns nicht im Zweifel über seine Absichten gelassen. Irgendwie flößte er mir einen unangenehmen Respekt ein. Es ist nicht einfach, einen Gegner achten zu müssen. Wir waren nun Gegner. Denn meine Seite war die andere, Bobs Seite.
    Auf einmal änderte sich die Haltung des Piloten. Bob richtete sich kerzengerade auf, und sein Gesicht zeigte Unruhe. Er schien in sich hineinzuhorchen. Seine halbgeschlossenen Augen verrieten höchste Konzentration. Nie wieder fühlte ich es so deutlich wie in diesen Sekunden: Bob war ein Mensch und gleichzeitig etwas anderes. Seine Reaktionen und sein Denken waren absolut menschlich. Aber jetzt war es nichts Menschliches, was ihn bewegte, was sein Gesicht erstarren ließ. Jetzt war es der BOXER! So fein zu unterscheiden hatte ich schon gelernt.
    Bob empfing ein Signal aus seinem gigantischen Ich – dem Raumschiff! Er konnte mir nie richtig erklären, wie er die Sprache dieses mechanischen Körpers verstand, ob als Schmerz, Unwohlsein, Lust, Kälte, Wärme oder wer weiß wie.
    Vielleicht habe ich es auch nur nicht begriffen. Er hat oft dar-
    über gesprochen.
    Seine Stimme klang tonlos, monoton. „ADLERHORST an BOXER. Dringende Psiorder für Komma ndant Spinks!“
    Ich war überrascht. Spinks auch. „Warum stellst du den Ruf durch, Bob?“ fragte er verwirrt. Ich fragte mich dasselbe.
    ADLERHORST – das war die Korenther Basis! Bob könnte sich ebensogut selbst erschießen.
    „Nehmen Sie die Order entgegen, Magister?“ fragte die Automatenstimme gleichgültig.
    Die Augen des Korenthers verengten sich unmerklich. Der Widerschein eines stillen Triumphes flackerte über sein Gesicht. Ich war unfähig, etwas zu unternehmen. „Stell durch, Bob!“ befahl Spinks herrisch.
    Das Bildfenster wechselte, die Farbe. Anstelle der Konturen des Fremden erschien ein hagerer, spärlich behaarter Kopf. Das Gesicht war durch zwei Narben entstellt, die als blaßrotes Kreuz auf der rechten Wange brannten. Der Mann mochte an die Siebzig sein. Ein alter Haudegen der Kosmosfliegerei, wie die Orden und Auszeichnungen auf seiner Brust verrieten. Erst als ich die stumpfen, leeren Augen sah, deren erloschener Blick über unsere Köpfe hinweg etwas suchte, was sie nie wieder erblicken würden, erkannte ich ihn. Auf Fotografien und in Filmausschnitten hatte ich ihn schon gesehen: den blinden Commodore Quixloff, den ranghöchsten Offizier der korenthischen Wehrflotte. Er hatte einst die Rettungsaktion auf der Tagseite des Merkurs befehligt und sein dort abgestürztes Raumschiff erst verlassen, als der letzte Überlebende an Bord des entsandten Hilfsschiffes war. Dabei hatte er sein Augen-licht verloren.
    „Commodore!“ meldete sich Spinks erregt und sprang auf.
    Auch ich erhob mich unwillkürlich.
    Es war ein anerzogener Reflex, daß ich wie Spinks salutierte, und weit mehr als förmliche Höflichkeit. Ich bin kein Freund von Monumenten, aber einem lebenden Denkmal gegenüber zu stehen – das ist etwas ganz anderes. Sekunden vergaß ich, daß uns ein Abgrund trennte, unüberbrückbar für uns beide.
    Starke Persönlichkeiten lähmen meinen Willen durch ihr bloßes Erscheinen. Ich stand da wie angewurzelt und starrte in die blinden Augen des legendären Commodore. In Gedanken sah ich die Gluthölle der Merkurwüste, dampfende Lavaströ-
    me, die wie rotleuchtende Raupen auf ein Raumschiffwrack zukriechen, Fontänen aus Rauch und Felstrümmern, die lautlos aus Kratern aufstieben und mörderische Schauer von Gesteins-brocken auf die schwelende Ebene regnen lassen. Und inmitten dieses Infernos einen Ma nn im rußbedeckten Skaphander, mit einer Hand die Augen vor der sengenden Strahlung der lodern-den Sonnenfackeln schützend, weil ein Felssplitter den Visier-filter vom Helm

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