Alarm im Tunnel Transterra
Nein, sie sind überall. Leute mit Verstand, Rang und Namen gehen Ihnen scharenweise auf den Leim! Da predigen Universitätsprofessoren plötzlich Demokratie, obwohl sie wissen, daß es keine wirkliche Demokratie geben kann und noch nie gegeben hat – und sie predigen noch, wenn die Hand-schellen schon ihr Klickklack ertönen lassen… Da wird eine Elitestaffel der Wehrflotte standrechtlich erschossen, als im letzten Moment ein geplanter Putsch auffliegt. Da muß man eine Synthomsiedlung niederwalzen, weil sich herausstellte, daß sie eine militärisch durchorganisierte Fabrik zur Herstellung autonomer Sensorkappen beherbergte. Und da mußte sogar…. sogar die Bevölkerung eines ganzen Stadtteils von ZOARIX vergiftet werden, weil dieser Stadtteil nichts weiter war als eine mit perfekter Waffentechnik ausgerüstete Garnison der Liga!
Kapieren Sie nun, warum ich Angst habe? Ich weiß nicht einmal, vor wem ich mich mehr fürchte: vor diesen Fanatikern, die ohne eine Träne in den Tod gehen, oder vor meinen eigenen Leuten, die sie ohne eine Träne eliminieren. Manchmal frage ich mich, wie es geschehen kann, daß sich ein halbes Volk so verblenden läßt, wo es uns doch so gut geht…“ Spinks war verbittert und wütend.
Plötzlich verstand ich sein Problem. „… wo es uns doch so gut geht!“ Das war der springende Punkt. Da gab es Leute, die mit seiner heilen Welt nicht einverstanden waren – das brachte ihn maßlos auf!
Aber nie hätte ich gedacht, daß diese Leute so stark sind.
Bob hatte mich nur ein winziges Bruchstück dieser Organisation sehen lassen, hatte mir nur gesagt, daß sie die Befreiung der Synthome auf ihre Fahne geschrieben hat. Aber hier ging es um viel mehr. Das kannte ich zwar nur aus der Geschichte, aber in diesem Augenblick begann ich zu ahnen, was in Korenth geschah. Dort hatte sich ein ganzes Volk erhoben. Noch stand es nicht auf beiden Füßen, aber der Augenblick konnte nicht fern sein. Vielleicht ahnte das sogar Spinks. Die Fronten waren geklärt. Aber warum hatte er die Karten auf den Tisch gelegt, sein falsches Spiel so schnell aufgegeben?
„Ich kann Bob nicht zwingen. Er fürchtet den Tod nicht“, fuhr Spinks fort. „In dieser Beziehung ist er wirklich einer von denen. Aber auch Bob muß wissen, daß wir uns in Lebensgefahr befinden. Die Wehrflotte wird ihren modernsten Zerstörer nie in die Hände der Liga fallen lassen! Der geringste Verdacht reicht aus, um…. um uns sofort zu töten!“
„Das liegt an Ihnen, Magister!“ schaltete sich Bob ein.
„Einleuchtend, Magister Spinks“, sagte ich, und ich muß zugeben, daß ich einen gehörigen Schreck bekam. Wenn sogar ich den Dialog zwischen Bob und den Neun Weisen abhören konnte…
„Ja, du hast massig recht, Bob! Solange wir hier sind, liegt es nur an mir.“ Spinks knirschte mit den Zähnen. Er sah Bob das erstemal in das zerschlagene Gesicht. Und da geschah etwas zwischen den beiden. Frage und Antwort flogen, von den Blicken getragen wie von Brandpfeilen, hin und her. In Bobs großen Kinderaugen loderten Fackeln. Aber auch in Spinks’
Gesicht lohten zwei Feuer. Doch es war kein Haß, was auf seinen Wangen glühte, es war etwas, was ich in diesen wenigen Sekunden nicht verstand. Dem schnellen Blick, der mich aus Spinks’ Augen traf, schenkte ich keine große Beachtung. Und als Bob darauf eisig lächelte, wußte ich auch damit nichts anzufangen.
Plötzlich knarrten Ducks Gelenke. Die ganze Zeit über hatte das Metallskelett erstarrt neben Spinks gestanden. Jetzt schob Duck betont langsam einen seiner stählernen Arme wie eine Schranke zwischen mich und Spinks. Ich begriff nichts.
Spinks lachte trocken auf und ließ sich in den Sessel zurückfallen. Duck drehte sich langsam und watschelte zum Bedienungspult der Fäuste, dieser schrecklichen Waffen. Spinks’
Gesicht wurde dunkel. „Herrgott! Herrgott noch mal, was sind wir bloß für Idioten…“, flüsterte er fassungslos, als sich das Metallskelett demonstrativ in den Konturensessel vor dem Bedienungspult setzte.
„Sehen Sie, Magister, wir haben uns mißverstanden“, sagte Bob trocken.
Und auf einmal begriff ich! Bob hatte mir doch berichtet, daß er nicht in der Lage sein würde, die Fäuste zu bedienen, weil kein Synthom die Antiwerfer auszulösen vermochte. Das Pult war räumlich so gelegen, daß Bob es nur ohne Helm erreichen konnte. Weise Voraussicht der korenthischen Konstrukteure.
Die Macht der Waffen gehörte nur dem Kommandanten.
Spinks hatte
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