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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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der enteh-renden Niederlage? Eins war klar, so nervös, wie er tat, war Spinks bei Gott nicht, das war nur fürs Publikum.
    Auf einmal wurde mir Spinks unheimlich. Die ganze Zeit über hatte ich den Korenther für eine halbwegs ehrliche Haut gehalten, trotz unserer Meinungsverschiedenheiten. Und nun erwies er sich als ein eiskaltes Pokergesicht. Ich versuchte mir vorzustellen, was in seinem Kopf vorging, und mußte feststellen, daß es mir unmöglich war, mich in die Gedankenwelt des Korenthers hineinzuversetzen. Auf jeden Fall versuchte er, uns in Sicherheit zu wiegen. Es war kaum anzunehmen, daß er die Tragweite des Geschehens voll erfaßt hatte.
    Spinks hüstelte unsicher, trommelte mit den Fingerspitzen auf sein Knie. Dann schnaufte er melodramatisch und lehnte sich betont abwartend zurück, den Blick gegen die Decke gerichtet. Würde seine Angst ausreichen, ihn unter den Willen der Liga zu zwingen? Seine Finger begannen wieder ihre rhythmischen Übungen, diesmal auf dem Leder der Armlehne.
    „Na, was ist? Ich mach mit! Ich hänge am Leben, ich will am Leben bleiben! Reicht Ihnen das nicht?“ fuhr er plötzlich auf.
     
    Ich war überrascht und im ersten Augenblick bereit, ihm zu glauben. Aber mein Mißtrauen behielt die Oberhand. So wie er dasaß, ein Häufchen Unglück und ein Bild des Jammers, das paßte ganz und gar nicht zu Magister Spinks, dem großmäuli-gen Schläger. Obgleich ich ihn schon einmal hatte zittern sehen, als ich ihn nach autonomen Sensorkappen fragte…
    Meine Wachsamkeit wurde mit einem kurzen prüfenden Blick des Korenthers belohnt, den dieser auf mich abschoß.
    Nun war ich mir endgültig sicher und konnte ein befreites Kichern nicht unterdrücken. Das war äußerst ungeschickt, aber mir ging es wie dem Schuljungen, der vorn Lehrer zusamme n-gestaucht wird und den Soßenfleck auf dessen Krawatte entdeckt.
    Spinks blickte verwirrt auf und, vergaß für Sekunden seine Rolle. Auch Bob sah mich erstaunt an. Als ich aber das dümm-liche Zwinkern des Korenthers sah, wuchs sich das Kichern zu einem handfesten Lachkrampf aus. Spinks verzog beleidigt das Gesicht.
    Ich zwang mich, ruhig und tief durchzuatmen. Es klappte, der Krampf löste sich, allerdings durfte ich Spinks nicht mehr ansehen.
    „Gut, Sie glauben mir nicht. Sie haben recht, Inspektor, es war zu dick aufgetragen.“ Spinks’ Stimme klang auf einmal gefaßt, wenn auch etwas brüchig. „Also reden wir wie vernünftige Menschen miteinander.“
    Ich blickte überrascht auf. Vor mir saß der alte Spinks, nur etwas bleicher als gewöhnlich und mit etwas weniger Dampf in den muskulösen Oberarmen, wie es schien.
    „Sie verstehen nämlich überhaupt nichts, Inspektor, absolut gar nichts. Können Sie auch nicht.“
    Ich wollte – durch den kategorischen Ton nicht weniger beleidigt – widersprechen, aber Bob gab mir einen schnellen Wink, Spinks reden zu lassen.
    „Sie verstehen nicht die Gefahr, in der wir uns befinden – ja, auch Sie! –, und Sie verstehen nicht meine Angst. Ja, ich habe Angst, eine ganz gewöhnliche, beschissene Angst! Aber das haben Sie schon gemerkt, ich weiß. Ich werde Ihnen jetzt erklären, warum wir uns in Gefahr befinden, und dann verstehen Sie meine Angst: Allein daß die Liga einen Mann im modernsten Zerstörer unserer Wehrflotte hat, spricht für ihre erschreckende Macht. Es handelt sich um die illegale Organisation derjenigen, die alle Werte und Nonnen unserer Gesellschaft leugnen, hassen. Das sind Leute, die den Untergang unseres schönen und freien Korenth herbeizuführen trachten.
    Gewissenlose Schufte und ehrlose Verbrecher. Aber sie sind stark, sehr stark. Sie sitzen überall, und sie vermehren sich wie die Ratten. Und wie Ratten infizieren sie jeden, mit dem sie in Berührung kommen, mit der Pest der Unzufriedenheit und des Hasses.
    Manches, was sie sagen, klingt gar nicht übel, aber das gerade ist die Gefahr. Das Gerede von der Gleichheit der Menschen! So ein Blödsinn! Immer hat es Starke und Schwache gegeben! Genies und Idioten, Führer und Untergebene – sehen Sie sich die Natur an! Die Monde kreisen um die Planeten, diese wiederum um das Zentralgestirn. Und selbst solch ein Gigant wie der Beteigeuze muß seine Macht der noch gewalti-geren des Zentrums der Galaxis unterwerfen. Das ist das Grundgesetz unserer Welt! Man kann nicht wider die Natur handeln.
    Die Ligisten sind nicht eine erbärmliche Handvoll von Anar-chisten oder Terroristen – mit denen würden wir schnell fertig werden.

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