Alarm in Der Tiefsee
Druckwellen waren schlimmer als alles andere. Sie warfen die Orca von einer Seite zur anderen, als sei das Boot nur ein Stück Holz. Die beiden Männer waren zum Glück angeschnallt; trotzdem hatten sie bald am ganzen Körper blaue Flecken, und Dark hatte Gelegenheit, für seinen Schutzhelm dankbar zu sein, als er unsanft mit dem Schaltschrank neben sich in Berührung kam.
Die Sonargeräte waren unter diesen Umständen nutzlos, und die Scheinwerfer zeigten ihnen nur aufgewühltes Wasser. Dark konzentrierte sich auf seine Instrumente und beobachtete vor allem seinen künstlichen Horizont, der ihm ihre Schwimmlage anzeigte. Ohne dieses Instrument hätte er bald nicht mehr gewußt, ob das Boot normal lag oder auf dem Kopf stand. Er verließ sich nicht auf die Instrumente, die ihm Tauchtiefe und Sinkgeschwindigkeit anzeigen sollten; die heftigen Bewegungen der Orca mußten diese Geräte unzuverlässig gemacht haben.
»Con! Hörst du mich? Antworte endlich!«
Dark merkte erst jetzt, daß Larry verzweifelt seinen Namen rief. Er schüttelte erstaunt den Kopf.
»Ja, ich höre«, sagte er in sein Mikrophon.
»Das Bodensonar arbeitet wieder«, teilte Larry mit; seine Stimme klang atemlos.
»Endlich! Das ist die erste gute Nachricht, seitdem wir ...«
»Hör zu, verdammt noch mal! Ich bekomme ein starkes Bodenecho, Con! Wir dürfen nicht mehr lange sinken.« Dark hörte ihn nach Atem ringen, als ein schwerer Schlag sie nach vorn gegen die Gurte warf. »Ich kann es nicht genau beurteilen, aber wir sind bestimmt nicht mehr als hundertfünfzig Meter über dem Boden ... Wir müssen hier heraus! «
Bunte Warnleuchten flammten auf ihren Kontrollpulten auf. Selbst die Orca konnte keine zusätzliche Belastung mehr ertragen. Larry hat recht, verdammt noch mal ... wenn wir jetzt auf den Boden prallen, fällt uns die ganze Bescherung auf die Köpfe.
»Okay!« antwortete Dark. »Halt dich fest, es geht los!«
Er schaltete den Hauptantrieb ein und veränderte die Schubrichtung der Wasserdüsen, um zusätzlich Fahrt zu machen. Wenn er in einem weiten Bogen nach Steuerbord schwenkte ...
Das Alarmsignal ertönte wieder. Ein gewaltiger Stoß erschütterte die Orca . Man konnte sich einbilden, das Boot vor Schmerz und Empörung aufschreien zu hören ...
Alarmklingeln schrillten in allen Räumen des Flugzeugträgers Cranshaw auf. Die Warnung kam nur einige Sekunden, bevor das riesige Schiff sich plötzlich im Wasser aufbäumte und klatschend wieder eintauchte. In allen Richtungen schien das Meer zu kochen, als große Blasen an die Oberfläche kamen und zerplatzten. Die Matrosen klammerten sich irgendwo fest, als das Deck unter ihren Füßen zu schwanken begann. Der Bug des Trägers ragte aus dem Wasser, blieb eine Zehntelsekunde lang unbeweglich und fiel dann wieder zurück. Eine ganze Reihe Hubschrauber riß sich los, prallte zusammen und rutschte über Bord. Die Cranshaw schlingerte heftig, dann hörten diese Bewegungen allmählich auf.
Im Operationszentrum standen Männer mit zitternden Knien vor ihren Instrumenten und starrten nach draußen, wo die See noch immer zu kochen schien.
»Das haben sie nicht überlebt«, sagte jemand und meinte die beiden Männer an Bord der Orca .
Er irrte sich.
Dark erfuhr nie, welcher Schlag das Boot zuletzt getroffen hatte, als die Turbinen schrill aufheulten. Jedenfalls war dies das letzte Hindernis gewesen, das sie zu überwinden hatten, bevor sie die Lawine hinter sich lassen konnten, die weiter in die Tiefe strömte. Dark hatte die richtige Entscheidung getroffen, als er beschloß, sich in diesem Strom treiben zu lassen. Es war ihm gelungen, dicht an der Felswand zu bleiben, so daß die Orca nicht von größeren Trümmern getroffen wurde, die hinter ihr herabfielen.
Aber sie waren nur mit knapper Not entkommen.
Das Wasser beruhigte sich allmählich wieder, und die Orca schwankte nur leicht, während Dark sie steigen ließ.
Er dachte an Arnie Bowden und seine Männer. Die Charger und ihre Besatzung lagen für immer unter der zusammengestürzten Felswand begraben.
13
Sie saßen schweigend in dem abgedunkelten Raum, während ein flackernder Lichtschein von der Leinwand her ihre Gesichter ungleichmäßig erhellte. Die kleine Gruppe sah sich dreimal den Film aus der Bugkamera der Orca an. Jede Vorführung dauerte nur zwei Minuten, aber selbst das war mehr als genug. Die Überreste der Charger waren im Licht der Fackeln deutlich erkennbar. Das Bild verschwamm, als die Orca mit
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