Alarm in Sköldgatan
wohl zum Mittag vorgesetzt bekommen würde, und sich daher nur schwer konzentrieren konnte. Eine Stunde vorher hatte er zu Hause angerufen und seiner Frau gesagt, daß er zum Essen heimkommen wolle. Geschickt hatte er sich überlegt, daß sie auf diese Weise genügend Zeit zur Vorbereitung hatte und er also mit etwas Gutem rechnen konnte.
Martin Beck hatte am frühen Vormittag angerufen und irgend etwas von einer Konferenz beim Polizeichef gebrummt und daß er sich wohl verspäten würde. Kollberg hatte Skacke daraufhin mit einem Auftrag weggeschickt, der für diesen möglicherweise ein Training der Beinmuskeln darstellte, sonst aber absolut sinnlos war.
Er schielte gutgelaunt auf die Uhr, in Erwartung dessen, was da kommen sollte. Da klingelte das Telefon.
Er nahm den Hörer ab: »Ja, Kollberg.«
»Hm, jaja. Hier ist Hjelm. Guten Tag.«
Kollberg konnte sich nicht daran erinnern, in den letzten Tagen vom Kriminaltechnischen Laboratorium eine Auskunft erbeten zu haben, und entgegnete daher ahnungslos: »Tag. Kann ich dir mit irgendwas helfen?«
»Das wäre dann das erste Mal in der Kriminalgeschichte«, gab der Mann am anderen Ende ärgerlich zurück.
Hjelm war ein Nörgler, der schnell in die Luft ging, aber er war ein hervorragender Kriminaltechniker, und die Erfahrung lehrte, daß es unklug war, sich mit ihm zu überwerfen. Daher vermied es Kollberg möglichst, überhaupt mit ihm zu sprechen. So enthielt er sich einer Bemerkung.
»Manchmal glaub ich wirklich, euch geht's nicht gut«, fuhr Hjetm klagend fort.
»Wieso?« fragte Kollberg höflich.
»Vor zehn Tagen schickte Melander mehrere hundert Fundstücke her, die von einer Brandstelle stammen. Lauter Dreck, angefangen bei alten Konservenbüchsen bis zu einem Stein mit Gunvald Larssons Fingerabdrücken drauf.«
»Aha.«
»Aha? Mehr hast du wohl nicht zu sagen? Du brauchst ja nicht hier zu sitzen und tagelang in dem Zeug zu wühlen. Ist ja auch viel einfacher, gefrorene Hundescheiße in eine Plasttüte zu tun und unbekannter Gegenstand‹ aufs Etikett zu schreiben, als selbst rauszufinden, was das für 'n Mist ist. Nicht wahr?«
»Ich weiß, daß ihr viel Arbeit habt«, antwortete Kollberg besänftigend.
»Viel Arbeit? Das soll wohl ein Witz sein? Weißt du, wie viele Proben wir jedes Jahr analysieren?«
Kollberg hatte nicht die geringste Ahnung und versuchte daher gar nicht erst, eine Zahl zu raten.
»Fünfzigtausend. Und weißt du, wieviel Personal wir dafür zur Verfügung haben?«
Einen Moment war es still.
»Na ja«, sagte Hjelm. »Nachdem wir sechs Tage lang gearbeitet haben, ruft Rönn an und sagt, daß die Untersuchung abgeschlossen ist und wir alles in den Müll schmeißen können.«
Kollberg blickte nervös auf seine Uhr. »Stimmt.«
»Aha! Na, mir scheint das aber nicht zu stimmen, denn wir hatten noch nicht mal aufgeräumt, da ruft Gunvald Larsson an und sagt, daß die Untersuchung keineswegs abgeschlossen ist und daß wir weitermachen sollen. Und daß es unerhört wichtig und eilig ist.«
»Dazu war er nicht befugt«, sagte Kollberg hastig. »Der hat einen auf die Rübe gekriegt und spinnt jetzt mehr als früher.«
»Und am Montag treffe ich zufällig Hammar, und der sagt mir dasselbe, was du eben gesagt hast, und daß die Untersuchung abgeschlossen und daß der Fall klar ist.«
»Ja?«
»Eine Viertelstunde später ruft zu allem Überfluß Martin Beck an und fragt so hintenherum, ob wir nicht in dem Material von dem Brand irgendwas ›Komisches‹ finden können.«
»Martin?«
»Ja, der. Alle haben sich in diesen Fall eingemischt. Melander und Rönn und Larsson und Hammar und Beck. Schön der Reihe nach, und jeder hat was anderes gesagt, und wir wissen überhaupt nicht mehr, woran wir eigentlich sind.«
»Ja?«
»Und heute versuch ich nun einen aufzutreiben, der für den Fall verantwortlich ist. Und was stell ich fest? Larsson ist krank geschrieben und liegt zu Hause. Ich ruf ihn an, und er meldet sich nicht. Dann versuch ich Hammar zu erreichen, aber der ist nicht im Dienst. Als ich nach Melander frage, sagt mir einer, daß er vor 'ner Stunde aufs Klo gegangen und noch nicht wieder aufgetaucht ist. Rönn ist heute nicht mehr zu erreichen, und Beck sitzt in einer Besprechung, und Skacke ist los, um Rönn zu suchen. Schließlich werde ich mit Ek verbunden, der ist gerade aus dem Urlaub gekommen und hat keinen blassen Schimmer, wovon ich eigentlich spreche, und sagt, ich soll Hammar anrufen, der nicht mehr im Dienst ist, oder
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