Alarm in Sköldgatan
wartete und sagte: »Einar? Ich sitze bei Melander. Komm doch mal 'n Moment rüber.«
Es dauerte nur einen Augenblick, dann erschien Rönn in der Tür. Kollberg blickte ihn ernsthaft an.
»Wir sind zu dem Schluß gekommen, daß Malm und Olofsson für eine internationale Liga arbeiteten, 'ne Art Mafia. Wir glauben, daß dieses Syndikat ihrer überdrüssig wurde und einen Berufsmörder herschickte, der die beiden ums Leben brachte.«
Rönn starrte einen nach dem anderen an. Schließlich sagte er: »Was ist denn das für eine Schnapsidee? So was gibt's doch nur im Kino oder in Kriminalromanen. Oder wollt ihr mich veräppeln?«
Kollberg zuckte vielsagend die Achseln.
24
Auf dem Stadtplan von Sundbyberg hatte Benny Skacke die acht Telefonzellen mit schwarzen Kreuzen gekennzeichnet. Dann hatte er um jedes Kreuz mit dem Zirkel einen Kreis geschlagen. Obwohl alle Zellen im Zentrum von Sundbyberg lagen und mehrere Kreise sich überschnitten, kam dabei ein Gebiet von mehr als einem Quadratkilometer heraus. Gunvald Larsson machte sich keine Illusionen, daß Skackes Suche nach einer Spur oder dem Namen des Mannes, der am 7. März die Feuerwehr alarmiert hatte, in diesem dichtbesiedelten Gebiet Erfolg haben könnte. Außerdem war es nur eine Vermutung, daß der Mann aus einer dieser acht Telefonzellen angerufen hatte. Daß er in Sundbyberg gewohnt hatte oder bestenfalls sogar noch dort wohnte, war ebenfalls nur eine Annahme. Und selbst wenn das der Fall sein sollte, so war es nicht so einfach, einen Mann zu finden, von dem man nur wußte, daß er Schwedisch mit ausländischem Akzent sprach.
Skacke machte sich mit großem Eifer an die Aufgabe. In den ersten Wochen hatten ihm die Kollegen von Sundbyberg widerstrebend geholfen; jetzt war er allein. Seine Arbeit bestand darin, alle Mieter in sämtlichen Häusern in dem eingekreisten Gebiet zu befragen, was selbst für einen jungen Mann mit guttrainierten Beinmuskeln ziemlich ermüdend war. Aber Skacke war hartnäckig. Sowohl Gunvald Larsson als auch Martin Beck hatten schon lange die Hoffnung auf ein Ergebnis aufgegeben und fragten ihn nicht mehr, wie weit er sei. Aber er machte weiter und klopfte in jeder freien Stunde an die Türen in Sundbyberg. Abends sank er buchstäblich ins Bett, zu müde für sein sonstiges Trainingsprogramm oder seine Jurastudien. Außerdem hatte er sich nicht um Monica gekümmert, und das war schlimmer.
Skacke hatte Monica vor acht Monaten kennengelernt, als beide an einem Schwimmwettkampf teilgenommen hatten. Seitdem hatten sie sich immer öfter getroffen, und obwohl sie nie direkt vom Heiraten gesprochen hatten, verstand es sich von selbst, daß sie, sobald sie eine leidlich passende Wohnung finden würden, zusammenziehen würden. Skacke hatte ein möbliertes Zimmer, und Monica, die zwanzig war und Krankengymnastikerin werden wollte, wohnte bei ihren Eltern.
Als Monica am 16. Mai abends anrief und zum siebtenmal in dieser Woche vertröstet wurde, ging sie in die Luft.
»Mußt du alle Arbeit bei dieser verdammten Polizei allein machen, oder gibt es vielleicht noch andere Leute außer dir?«
Das war das erste und bestimmt nicht das letztemal, daß Skacke dieses gefragt wurde. Die meisten seiner Vorgesetzten, an der Spitze Martin Beck, kannten diese Frage von ihren Ehefrauen und hatten schon lange aufgehört, nach einer Antwort zu suchen. Aber das wußte Skacke noch nicht.
Das einzige, was er wußte, war, daß ihm eine Aufgabe anvertraut worden war und er sie lösen würde. Deshalb sagte er: »Natürlich gibt es noch andere. Ich hab mir aber fest vorgenommen, den Mann zu finden, der von dem Telefonhäuschen aus angerufen hat. Morgen kann ich wieder den ganzen Tag über an den Türen klingeln, darum muß ich heute unbedingt früh ins Bett.«
Er hörte, wie Monica zu einer passenden Antwort ansetzte, und fügte schnell hinzu: »Sei nicht böse, Liebling, du möchtest doch auch, daß ich vorwärtskomme.«
Monica ließ sich nicht besänftigen, und schließlich warf sie den Hörer auf die Gabel, nicht ohne vorher anzukündigen, daß sie in diesem Fall den Abend mit einem Sportlehrer, der Rulle hieß, verbringen würde. Skacke kannte diesen ihm höchst unsympathischen Burschen nur zu gut; er sah nicht nur glänzend aus, sondern war ihm, Skacke, auch in den meisten Sportarten überlegen, sogar im Schwimmen. Fußball war wirklich das einzige, worin Skacke ihm überlegen war, und er träumte oft von dem Tag, an dem er den anderen auf ein Fußballfeld
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