Alarm! Kloesschen ist verschwunden - Terror aus dem Pulverfass - Die Falle im Fuchsbach
allerliebste Entenkinder – folgte ihm dicht am Ufer.
Tut mir ja leid. Tim lachte. Aber zum Füttern habe ich nichts bei mir.
Bei der Brücke schob er zwei Finger zwischen die Zähne und pfiff wie ein Rattenfänger.
Hinter dem Teich-Zufluss teilte sich ein Hartriegel- Strauch, und Klößchens dicker Kopf schwebte zwischen klatschnassen Blättern.
»Hier sind wir.«
Klößchen rief halblaut. Seine Miene drückte aus, dass er die Lauschaktion für ungeheuer wichtig hielt.
Karl grinste von Ohr zu Ohr, als Tim sich durch die Büsche zwängte. Seinen Drahtesel lehnte er an einen Haselstrauch und behielt ihn streng im Auge.
»Und?«, fragte Tim. »Läuft was?«
Karl und Klößchen hockten unter einer Edeltanne. Dichte Zweige hielten den Regen ab. Dicht beim Stamm war der Boden trocken.
Klößchen kaute an dem letzten Drittel einer Schoko-Tafel, feixte zufrieden und hielt den Daumen aufwärts.
Zwischen den beiden stand das Walkie-Talkie. Es gehörte Karl. Auch das zweite Sprechfunkgerät war sein Eigentum. Doch das befand sich nicht hier.
»Ist mordsmäßig aufschlussreich, was man so hört«, nickte Karl. »Den anderen Reinsprech-Kasten haben wir auf Senden geschaltet. Weißt ja: Man kann entweder sprechen oder hören mit den Dingern. Beides gleichzeitig – das geht nicht. Da ist das Telefon überlegen. Jedenfalls haben wir das Sendegerät drüben im Pavillon versteckt. Mit dem hier«, er deutete auf das Walkie-Talkie, »empfangen wir.«
»Ihr belauscht harmlose Leute«, stellte Tim fest, »die keine Ahnung davon haben, dass sie belauscht werden.«
»Ist lustig«, nickte Klößchen. »Eben war ein beknackter Typ im Pavillon. Hat Selbstgespräche geführt und nur auf den Regen geschimpft. Irre komisch.«
»Momentan ist niemand im Pavillon«, sagte Karl.
Das traf vermutlich zu, denn aus dem Empfangs-Walkie drang kein Laut.
»Eine gute Gelegenheit, mit dem Unsinn aufzuhören«, meinte Tim. »Ich habe nämlich ein heißes Fett in der Pfanne. Bin auf eine Spur gestoßen. Ein Abgrund tut sich auf. Aber geahnt haben wir’s ja schon lange. Deshalb...«
»Pst! «,zischte Karl. »Jetzt ist wer im Pavillon. Tim, warte noch einen Moment, bevor du erzählst.«
»O Mann!«, stöhnte Tim.
Aber dann hörte er eine Mädchenstimme. Sie klang angenehm, obwohl ein Schluchzen in der Kehle steckte. »Ewald! Ich... ich... schäme mich.«
Sie weinte.
Tim schätzte, dass es sich um ein Mädchen von 16 oder 17 Jahren handelte.
*
Für einen ausgekochten Ganoven gestattete er sich bisweilen zu viel Gefühl, und als Carina jetzt weinte, ging ihm regelrecht das Herz auf.
Hier im Pavillon des Stadtparks, wo sie sich jetzt trafen, war die Luft erfüllt vom Duft der Sträucher. Das trichterförmige Schindeldach hielt den Regen ab. Der Pavillon war sechseckig gebaut. Auf der Holzbrüstung hatten Taschenmesserbesitzer ihre Initialen (Anfangsbuchstaben) verewigt. Auf dem Boden, der jeden zweiten Tag vom Parkwächter gefegt wurde, hatte sich wieder viel Dreck angesammelt: Papierreste, Zigarettenstummel, leer geknautschte Kaugummis, Bierbüchsen und ein neuer Damenhandschuh aus blauem Nappaleder.
Ewald Meisner hatte sich neben Carina auf die Holzbankgesetzt. Er war hoch gewachsen, elegant, hatte einen schmalen Schädel und graue Schläfen. Im September wurde Meisner 59. Woran er nicht gern dachte. Ein 39. Geburtstag wäre ihm lieber gewesen – und etwas weniger Rheuma im linken Knie.
Meisner zog sein Einstecktuch aus der Brusttasche und reichte es dem Mädchen.
»Carina! Was ist los?«
Sie trocknete ihre Tränen: eine 17-jährige, schlanke Italienerin mit langem, dunklem Haar.
Meisner hielt sie für ein großes Talent auf seinem Gebiet: dem Taschendiebstahl. Aber sie war noch eine Anfängerin. Erst seit einem Jahr erteilte er ihr Unterricht. Kostenlos, selbstverständlich! Hatte er sich doch ein Mädchen wie Carina immer als Tochter gewünscht. Vergebens. Er war seit vierzig Jahren Taschendieb. Und ständig auf Achse. Dazu passte keine Frau und keine Tochter. Nicht mal ein Hund.
»Sie... haben mich erwischt«, schluchzte sie.
»Waaas?«
»Im Kaufhaus.« Sie schlug die Augen nieder.
»Dich erwischt?« Er schüttelte den Kopf. »Du bist die begabteste Taschendiebin, die ich kenne. Und ich kenne sie alle. Was hast du falsch gemacht?«
»Ich weiß nicht, Ewald.« Sie duzte ihn trotz des Altersunterschiedes. »Ich hatte eine kleine Ledertasche unter dem Mantel versteckt. Und schon war dieser Mann da. Der Hausdetektiv.«
»In
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