Alarm! Kloesschen ist verschwunden - Terror aus dem Pulverfass - Die Falle im Fuchsbach
eine nasse Nase als einen nassen Hintern«, meinte er dazu. »Und jetzt bin ich gespannt. Wenn du die 16-Uhr-Spur vorziehst, muss ja was dran sein.«
Und ob!, dachte Tim. Seit Wochen stochern wir mit einem Strohhalm im Nebel. Null Ergebnis. Aber jetzt hebt sich der Nebel. Ich habe glasklaren Durchblick – auf ein erschreckendes Bild.
Klößchens Mondgesicht spiegelte Erwartung. »Unterwegs«, sagte Tim. »Ich berichte unterwegs. Wir tapern schon mal los. Dass wir nur nicht zu spät kommen.«
Sie schoben die Drahtesel.
Eine alte Oma, die linksbeinig humpelte, kam entgegen. Sie hatte einen großen Plastikbeutel mit Brotresten und begann, die Entenfamilie zu füttern.
Die Jungs beobachteten, wie Erpel und Entenmutter dem Nachwuchs alles wegfraßen. Vielleicht weil die Kleinen sich sonst den Magen verdorben hätten.
»Franzi Lauritzen«, sagte Tim. »Woran denkst du, wenn ich den nenne?«
»Er hatte neulich ein blaues Auge. Und ein geschwollenes Ohr. Sah aus, als wäre er verprügelt worden.« »Aber?«
»Er sagt, er hätte sich gestoßen.«
»Und?«
»Was und?«, fragte Klößchen.
»Und gleichzeitig fiel uns auf, dass Franzi seine Armbanduhr – die goldene – nicht mehr trägt. Habe er verloren, sagte er.«
»Ja«, nickte Klößchen. »So ist es.«
»Ginge es nur um ihn«, sagte Tim, »könnte die Sache ein Zufall sein. Aber was haben wir festgestellt? Roderich Obermeier spart sich 98 Mark Taschengeld zusammen. Eines Tages hat er plötzlich eine Beule am Kopf. Und null Mark in der Tasche. Roderich behauptet, er habe das Geld verloren. Ein ähnliches Bild stellt sich dar bei Hartmut Wanke, Erich Obselt, Mario Plessenschmidt, Jens Radtke, Heinz Obskulla, Gotthelf von Memelstein, Fritz Zwetschel, Odemar Nüpp, Karl-Heinrich Dschuschliczek und Friedhelm Kröns-Aalsen. Richtig? Alles Schüler der Unterstufe. Alle sind plötzlich verletzt. Haben blaue Flecke, können nicht mehr sitzen, humpeln – wirken wie durch den Fleischwolf gedreht. Alle behaupten, sie wären vomRad gefallen, die Treppe runter – oder sonst wie zu Schaden gekommen.
Und allen fehlt was Wertvolles. Die Uhr. Das Taschengeld. Das Kofferradio. So weit die Tatsachen. Da wir ja nicht blöd sind, vermuten wir, dass die Verletzungen in engem Zusammenhang stehen mit dem Verlust der Wertgegenstände. Wir – besonders ich – befragen die Betroffenen. Aber keiner rückt raus mit der Wahrheit. Sie bleiben bei ihrer Behauptung, die Sachen verloren und sich bei Unfällen verletzt zu haben. Dass ich die Lüge nicht glaube, sage ich. Ohne Erfolg. Radtke, Nüpp und Kröns-Aalsen sind zwar käseweiß geworden. Wanke und Memelstein haben gezittert wie Hundeschwänze – kurz bevor der Vierbeiner vorn zubeißt. Aber die Wahrheit ist nicht ans Licht gekommen. Ich hatte Fransen an der Zunge. Das war alles.«
»War alles«, nickte Klößchen.
»Wir, die wir nicht blöd sind, dachten uns: Der oder die Täter haben ihren Opfern fürchterliche Angst eingejagt.« »Sozusagen Todesangst.«
»Na ja. Jedenfalls ausreichend Angst.«
»Angst versiegelt die Lippen«, erklärte Klößchen. »Wie? Ja, richtig. Wir stehen also vor einer Mauer des Schweigens.«
»Weil keiner was sagt. Alle bleiben stumm.«
»Das war die Situation bis heute.«
Sie hatten den Ausgang erreicht, saßen auf und fuhren stadtauswärts.
Ein Nebeneinander war anfangs nicht möglich. Deshalb stockte das Gespräch. Dann – auf der Faulhuber-Allee, wo wenig Verkehr herrschte – rückte Klößchen zu Tim auf.
»Du sagst: bis heute. Also ist es jetzt anders?«
Grinsend klopfte Tim auf seine Hosentasche.
»Den Zettel zeige ich dir nachher. Der ist so explosiv wie Benzin unterm Weihnachtsbaum. Der Wisch betrifft Hans-Peter Mühlsen. Dem ist er vorhin aus der Tasche gefallen. Auf dem Flur.«
»Ach ja?«
»Ich sah’s. Lurch«, das war der Spitzname des Jungen, »hatte nichts gemerkt.Er lief zur Treppe. Ich habe den Zettel aufgehoben, weil ich dachte, es ist was Wichtiges. Ein Glück, dass ich drauf geguckt habe. Ich sage nur: Es haut dir die Kakaobutter aus der Schoko.«
»Wirklich?«
»Es handelt sich um den Befehl eines Erpressers. Der Text besteht aus Druckbuchstaben, die aus einer Zeitung ausgeschnitten wurden. Das heutige Datum steht drauf – und ferner: ›Um 16 Uhr – wenn niemand im MAUSELOCH ist – liegen deine Armbanduhr, dein silberner Kugelschreiber und 50 DM unter deinem Kopfkissen! Halt dich vom Mauseloch fern! Sonst bereite ich dir Höllenqualen. Zado, der
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