Alarm! Kloesschen ist verschwunden - Terror aus dem Pulverfass - Die Falle im Fuchsbach
Garage ist leer. Warten wir noch.«
Klößchen holte eine Tafel Schokolade hervor und begann mit der Schlachtung.
Kaum hatte er sich den Mund gefüllt, rollte ein Wagen durch die Einfahrt heran.
Mir bleibt die Spucke weg. Ein BMW-Coupé, reinweiß. Und die Frau ist rotblond.
»Das ist sie«, zischelte er. »Hat am Freitag den blonden Typ vom Tröppelbacher Altwirt abgeholt.« »Donnerwetter!«, meinte Karl.
»Sonderbar!«, flüsterte Gaby.
Oskar kratzte sich hinterm Ohr. Klößchen war mit seiner Schokolade beschäftigt.
Die Frau hielt vor der Garage, schaltete den Motor ab und stieg aus.
Tim schätzte sie auf Mitte dreißig. Sie trug lässig-schicken Look auf der flotten Figur, war etwas mehr als mittelgroß und – im Gegensatz zum Anwesen – topgepflegt: mit Pfirsich-Teint, glänzendem Lippenstift und blauen Lidschatten, die zu der Haarfülle passten. Als Zeichen der Trauer, dachte Tim, ist sicherlich die schwarze Bluse zu werten. Außerdem trägt sie schwarze Pumps und eine dazu passende Handtasche.
Die Frau lächelte. Doch eine nachdenkliche Falte kerbte die Stirn über der Nase.
Wir kommen ihr bekannt vor, dachte Tim. Aber sie weiß nicht, wo sie uns hinstecken soll. Am Freitag auf der Landstraße war sie – zischschsch – vorbei. Außerdem hatten wir andere Klamotten an.
Die Frau verstärkte ihr Lächeln.
»Einer von euch ist sicherlich Willi Sauerlich?« »Üiützsch«, meldete sich Klößchen. Das sollte »ich« heißen.
Weil er den Mund voll hatte, klang es sehr undeutlich. »Dann sind Sie Frau Wendeling«, sagte Tim. »GutenTag! Ich bin Peter Carsten. Meine Freunde Gaby Glockner und Karl Vierstein. Wir haben – wie Sie wissen – den brennenden Wagen gefunden. Hilfe war nicht mehr möglich. Es tut uns leid, dass Sie Ihren Mann verloren haben.«
Claudia Wendeling nickte. Für einen Moment presste sie die Lippen zusammen und ein Zucken lief über das Gesicht.
Aber es kam nicht dazu, dass plötzlich Tränen hervorbrachen. Sie hatte sich im Griff.
Tim zog das Feuerzeug hervor.
»Hier, bitte! Willi hat Ihnen ja alles gesagt.«
Sie nahm den Tausendzünder und schloss die Hand, als wollte sie ihn zerdrücken. Aber ihre zarten Finger hätten vermutlich schon mit einer reifen Banane Schwierigkeiten gehabt.
»Das ist sehr nett von euch. Darf ich mich erkenntlich zeigen?«
Sie öffnete ihre Handtasche und nahm das Portemonnaie heraus.
»Aber ich bitte Sie!«, wehrte Tim energisch ab. »Für alles, was selbstverständlich ist oder mit Hilfe zusammenhängt, nehmen wir kein Geld.«
»Heutzutage ist das selten«, sie lächelte. »Die meisten Menschen verlangen Geld, ohne dafür was zu leisten.«
Ihr Blick ruhte auf Tim und plötzlich flatterten die Lider.
Jetzt!, wusste der TKKG-Häuptling. Jetzt ist ihr eingefallen, woher sie uns kennt.
Sie zögerte. Tim erriet, weshalb. Sollte sie’s sagen, dass man sich am Freitag begegnet war – im Vorüberflitzen? Offensichtlich hatte sie das nicht so gern.
»Sind wir uns schon mal begegnet?«, fragte sie schlau.
Prompt ging ihr Klößchen auf den Leim.
»Aber ja!«, rief er – jetzt mit halb leerem Mund. »Sie sind doch am Freitag an uns vorbeigefahren. Aber da wussten wir noch nicht, wer Sie sind.«
Claudia Wendeling nickte. »Ich war in Tröppelbach. Habe dort einen Mitarbeiter unserer Firma abgeholt. Hätte ich geahnt, dass nicht weit von dort – fast zur selben Zeit – mein Mann umgekommen ist ... « Sie vollendete den Satz nicht, ließ zunächst mal offen, was dann passiert wäre. Erst nach einem tiefen Atemzug setzte sie hinzu: »Ich hätte nicht mehr fahren können. Ich war völlig verzweifelt, als ich später die Nachricht erhielt.«
»Tj a«, nickte Klößchen mitfühlend, »es kommt ja auch nicht jeden Tag vor, dass... ah... Wirklich schrecklich! Ihr armer Mann!«
»Willi, iss Schokolade!«, zischelte Gaby ihn an.
Mit dieser ungewöhnlichen Aufforderung verband sich der Wunsch, dass er den Mund hielt.
Tim beobachtete die Frau. Stark witwentraurig erschien sie ihm nicht. Eher gefasst, als hätte sie der Tod des Ehegatten nur oberflächlich berührt. Freilich – das wusste Tim – kann so ein Eindruck völlig täuschen. Trauer gibt es in vielen Formen und hängt ab vom Wesen des Betreffenden. Der eine trauert äußerlich und mit tiefschwarzer Kluft. Der kann seine Betroffenheit einfach nicht verbergen. Dem anderen merkt man wenig an, obwohl sein Herz erstarrt ist. Den hält man dann womöglich für total gefühllos, obwohl er es in
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