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Alarmstufe Blond

Alarmstufe Blond

Titel: Alarmstufe Blond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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bekam ich dadurch jedoch richtigen Hunger und beschloss, die Gunst der Stunde zu nutzen und ein Restaurant aufzusuchen. Es war Mittag, höchste Zeit für etwas Gutes zwischen den Zähnen.
     
    ***
     
    Es dauerte eine Stunde, bis Susan eine geeignete Lokalität für mich fand. In Balhow, etwa dreißig Kilometer von Frankenstein entfernt. Dafür entpuppte es sich als, für ländliche Verhältnisse, absolutes Szenelokal. Es hieß in ergreifender Schlichtheit »Claire’s« und war bis auf den letzten Tisch besetzt. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartete, als ich die Tür öffnete, aber dass mich etwa dreißig Augenpaare anstarrten und das Gespräch schlagartig verstummte, als diese Augenpaare mich erblickten, darauf war ich nicht gefasst. Ich fühlte mich wie eine Pennälerin bei ihrem ersten Vortrag in der Schulaula. Schlagartig war ich nicht mehr hungrig. Am liebsten hätte ich sofort wieder kehrtgemacht, aber das wäre zu peinlich geworden. Und hätte sich mit meinem Stolz nicht vertragen. Also steuerte ich zielstrebig den einzigen leeren Barhocker an und setzte mich.
    Der Barkeeper, ein Mann Mitte vierzig, der ganz klassisch ein Handtuch über die Schulter geworfen hatte, kam mit einem feinen Lächeln auf mich zu.
    »Was darf’s denn sein?«, fragte er, wobei seine Brille bei jedem Wort ein Stückchen weiter Richtung Nasenspitze rutschte.
    »Ein Bier, bitte, und einen Cheeseburger.«
    Er nickte. »Ein Blondes für die Blonde, kommt sofort.« Er zwinkerte mir zu.
    Wenn ich jedes Mal, wenn dieser Spruch gefallen war, einen Cent dafür bekommen hätte, könnte ich mir selbst ein Haus auf dem Land leisten. Falls ich ein Haus auf dem Land wollte. Ich lächelte gequält und sah in den Gastraum, wo die Gäste ihre Gespräche wieder aufgenommen hatten.
    Es saßen hauptsächlich Männer da, einige in Overalls und sonstiger Arbeitskleidung, andere in einfachen Hemden. Zwei Frauen, die um die sechzig waren und strickten, erspähte ich am hintersten Tisch. Eine jüngere Frau im Overall saß an einem Männertisch und hätte dem Äußeren nach auch für einen Mann gehalten werden können, wenn sie nicht lange, flammend rote Haare gehabt hätte, die sie in einem Pferdeschwanz trug.
    »Hier, Ihr Bier«, sagte der Barkeeper und blinzelte mir zu. Ich tat so, als wäre ich kurz vor dem Verdursten und müsste mich sofort auf das Getränk stürzen, ohne ihn anzusehen. Er verstand und ließ mich in Ruhe, bis mein Cheeseburger kam.
    Glücklicherweise hatte ich inzwischen meinen Appetit wiedererlangt und biss herzhaft zu. Er schmeckte sogar sehr gut, um nicht zu sagen, hervorragend, was ich dem Mann hinter dem Tresen auch zu verstehen gab. Er grinste zufrieden.
    Als ich fertig war, verspürte ich das Bedürfnis, das stille Örtchen aufsuchen. Der Barkeeper schien das zu ahnen, denn er wurde hellwach.
    »Sie müssen das Herrenklo nehmen, das Damenklo ist außer Betrieb«, warnte er mich. »Verstehen Sie?«
    Ich nickte. Das war leicht zu verstehen. »Klar, das Herrenklo.«
    Dann stand ich auf und ging um den Tresen herum in einen kleinen Gang hinein, wo sich links zuerst das Herrenklo befand, rechts daneben das Damenklo.
    Ich öffnete die Tür mit dem kleinen Pissjungen, klappte sie jedoch sofort wieder zu. Es roch schlimm darin, so als hätten alle männlichen Gäste Zielpinkeln geübt und verloren. Ich versuchte es zehn Sekunden später noch einmal, aber merkwürdigerweise hatte sich an dem Gestank nichts geändert.
    Am liebsten hätte ich mir alles verkniffen, aber dafür war es inzwischen zu spät. Es drückte. Gewaltig.
    Aber in dem Gestank konnte ich nicht. Und so lange, wie ich normalerweise brauchte, um meine Hose runter- und wieder hochzuziehen und dazwischen mein Geschäft zu erledigen, konnte nicht einmal Jacques-Yves Cousteau die Luft anhalten.
    Ich sah mich um, ob mich jemand beobachtete. Niemand achtete auf mich. Schnell ging ich eine Tür weiter und betätigte die Klinke. Die Tür ließ sich problemlos öffnen. Hier roch es ganz anders, fast sauber. Vorsichtshalber lugte ich in die Kloschüssel, ob vielleicht eine riesige Anaconda oder irgendein anderes unheimliches Getier darin lauerte, weswegen das Klo nicht benutzt werden durfte, aber es war alles in Ordnung. Ich betätigte sogar die Spülung, um zu sehen, ob mir dabei ein Rohr um die Ohren flog. Aber nichts passierte. Zufrieden erleichterte ich mich. Wahrscheinlich waren sie nur zu faul, zwei Klos in Ordnung zu halten.
    Dann zog ich die Hosen wieder hoch, ging zum

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