Alarmstufe Blond
Wasser war angenehm warm und umspülte sanft meine Glieder. Ich brauchte gar nicht lange, bis ich es wagte, mit dem ganzen Körper einzutauchen, um ein paar Runden zu schwimmen.
Ich schwamm, bis ich mich nach ungefähr hundert Metern in der Mitte des Sees befand. Von dort hatte ich einen hervorragenden Blick auf alle Uferstreifen. Ich war die einzige Badende. Für einen Moment kam mir der Gedanke, dass das vielleicht kein gutes Zeichen war und gleich ein Monster aus der Tiefe auftauchen oder irgendwelche Gifte im Wasser meine Haut in Fetzen vom Körper fallen lassen würden, doch dann schob ich die unheilvollen Gedanken energisch beiseite. Von den Dorfbewohnern, die ich bisher kennengelernt hatte, sah keiner so aus, als würde er gerne im See planschen. Und die Bewohner der umliegenden, größeren Ortschaften hatten ihn vermutlich noch nicht für sich entdeckt. Schließlich gab es hier in der Gegend eine Anzahl weiterer Seen.
Ich legte mich auf den Rücken und paddelte noch ein Weilchen, bis ich zum Ufer und zu meinem Steg zurückkehrte. In Ermangelung eines Handtuches beschloss ich, mich auf die warmen Bretter in die Sonne zu stellen und lufttrocknen zu lassen. Wohlig schloss ich die Augen, breitete die Arme aus und ließ in den warmen Sonnenstrahlen die Tropfen auf meinem Körper verdunsten. Als ich ein leises Rascheln hinter mir hörte, drehte ich mich kurz um, konnte aber weder Wildschwein noch Bären oder andere gefährliche Tiere entdecken, so dass ich mich wieder meiner natürlichen Trocknung widmete, während ich in Gedanken eine Liste anlegte, welche Dinge ich als nächstes erledigen musste:
- Caroline anrufen, damit sie sich um Handwerker kümmerte, da die Ressourcen hier offensichtlich begrenzt waren,
- neues Kapitel in meiner Reportage über das Landleben schreiben, damit sich meine Karriere von der Stelle bewegte,
- in einem anderen Ort einkaufen, damit ich Eiscreme essen konnte,
- den Dorfarzt aus dem Kopf bekommen.
Ich wollte noch zwei Punkte hinzufügen, als ich plötzlich eine Stimme direkt hinter mir vernahm:
»Entschuldigung, aber ich müsste mal vorbei.«
Erschrocken drehte ich mich um und starrte direkt in das Gesicht von Doktor Diercksen. Er sah mir ohne mit der Wimper zu zucken gerade in die Augen. In seinen Händen hielt er eine Angel und einen Eimer. Offensichtlich wollte er zu einem Boot am Ende des Stegs. Hatte ich mir tatsächlich ausgerechnet seinen Steg zum Nacktsonnen ausgesucht?
»Äh, gerne«, stammelte ich und wich zur Seite. Fieberhaft überlegte ich, ob ich es unauffällig zu meinen Sachen schaffen konnte, bevor er vielleicht den Blick senkte, aber sie lagen am Anfang des Steges, zu weit entfernt.
»Danke«, sagte er einfach, wobei er mir immer noch unverwandt in die Augen sah, die im Gesicht, meine ich. Er war ein echter Gentleman.
»Gern geschehen«, erwiderte ich und zog auch noch meinen Bauch ein, damit er auf dem schmalen Steg ungestört an mir vorbeigehen konnte.
Kaum drehte er mir den Rücken zu, flitzte ich zu meinen Sachen und zog mein T-Shirt über. In der Eile wusste ich nicht, wo vorne und hinten war, aber es war mir auch egal, Hauptsache, ich hatte wieder etwas an. Auch die Shorts zog ich mehr oder weniger gerade über meinen Po. Gerade noch rechtzeitig, bis er wieder zurückkam und noch mehr Utensilien holte, die er zum Angeln benötigte und die neben meinen Klamotten auf ihn warteten.
»Ein schöner Tag heute«, meinte er, als er wieder bei mir war und das Angelzeug auflud.
»Ja ja, lädt förmlich zum Baden ein.« Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Ich war viel zu geschockt. Zu allem Überfluss klopfte mein Herz bei seinem Anblick so schnell, dass ich Angst hatte, gleich einem Sonnenstich zum Opfer zu fallen.
»Ihr T-Shirt ist verkehrt herum«, sagte er, wobei ich das Gefühl hatte, dass er sich Mühe geben musste, ein Grinsen zu verkneifen.
»Das ist gerade trendy«, erwiderte ich. »Naht nach außen, total in.«
»Bei Hosen auch?« Er deutete auf meine kurze Hose, die völlig schräg auf meinen Hüften saß.
»Ja, natürlich.«
Jetzt war es deutlich zu erkennen, dass er Mühe hatte, ernst zu bleiben.
Ich versuchte, ihm ganz cool meine neueste Modekreation vorzuführen, wobei ich mich wie ein Model auf dem Laufsteg um mich selbst drehen wollte. Dabei landete ich jedoch fast im Schilf und konnte mich erst in letzter Sekunde gerade so abfangen, trat aber bis zur Wade in dicken Schlamm.
Jetzt war es aus, sein Mund verzog sich zu einem
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