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Alarmstufe Blond

Alarmstufe Blond

Titel: Alarmstufe Blond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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breiten Grinsen.
    Ich fluchte innerlich. Das war wirklich keiner meiner größten Momente.
    »Nehmen Sie sich vor den Mücken in Acht«, meinte er noch, bevor er sich mit seinen letzten Angel-Utensilien auf den Weg über den Steg zum Boot machte.
    »Mach ich. Hals- und Beinbruch!«, rief ich ihm hinterher.
    Er drehte sich um. »Petri Dank!« Dann packte er alles ins Boot, löste es vom Steg und ruderte los, um den Schilfgürtel herum und aus meinem Blickfeld.
    Sobald er außer Sichtweite war, ließ ich mich in den Sand fallen, zog die Beine an und schlug den Kopf gegen meine Knie. Idiotischer hätte ich mich wirklich nicht benehmen können. Nicht nur, dass er mich in voller Größe nackt gesehen hatte, ich hatte ihm auch noch die dümmlichsten Kommentare dazu gegeben, die jemals jemand gesagt hatte, seitdem es Männer und Frauen gab. Das ist jetzt trendy? Hallo? Dieser Mann würde mir nie wieder sehnsüchtige Liebesbriefe schreiben, damit war es jetzt aus und vorbei. Für immer.
    Ich stöhnte auf. Das Schicksal war gnadenlos. Wenn ich vielleicht für einen winzigen Moment mit dem Gedanken gespielt hatte, eine Affäre mit einem verheirateten Mann anzufangen (ja, ich gebe es zu, der Gedanke kam mir in der Nacht), so hatte diese Begegnung das Vorhaben endgültig zunichte gemacht. Er würde jetzt wahrscheinlich in seinem Boot sitzen und sich über mich totlachen. Das Licht der Liebe, wie er in seinem Gedicht geschrieben hatte, hatte ich heute definitiv nicht entfacht.
    Seufzend blickte ich auf das Wasser, das sich nach seinen Ruderschlägen wieder beruhigt hatte. Da ruderte er davon, der Traum meines Lebens, aber wahrscheinlich sollte es so sein. Ich musste ihn aus meinen Gedanken verbannen. Es war an der Zeit, sich um die wichtigen Dinge des Lebens zu kümmern: beispielweise Carolines Auftrag an mich.

TAG 6
    8. Juli, noch 9 Tage bis zum Erstschlag
     
     
    Die Handwerker standen pünktlich 10 Uhr vor der Tür.
    Nach meinem gestrigen Badesee-Fiasko hatte ich Caroline angerufen und ihr meine Probleme mit den örtlichen Handwerkern geschildert, woraufhin sie sofort eine städtische Notfallnummer kontaktierte und die Männer für heute zu mir bestellte. Sie musste zwar einen satten Aufpreis für Anreise und kurzfristige Buchung zahlen, aber ich beneidete sie um diesen Luxus der schnell verfügbaren Arbeitskräfte, den nur die Stadt bieten konnte. Es war aber auch dringend nötig, dass das Haus in Ordnung gebracht wurde, wenn wir unseren Zeitplan einhalten wollten.
    Und nun waren sie hier. Fünf Männer in weißen Overalls voller Farbkleckse und mit Eimern voller Farbe sahen sich neugierig im Haus um.
    Ein Typ mit hellbraunen Haaren, die er immer wieder aus seiner Stirn strich, schien der Chef der Truppe zu sein.
    »Was verschlägt denn eine junge Frau wie Sie in dieses Kaff?«, fragte er schließlich und musterte mich mit einem mitleidigen Blick, ob ich entstellt oder todkrank oder einfach nur irre war.
    »Es ist nicht für mich«, erklärte ich, doch er winkte ab.
    »Es geht mich ja auch nichts an.«
    Damit hatte er Recht.
    »Meine Freundin möchte die Räume in folgenden Farben haben«, sagte ich, wobei ich das »meine Freundin« besonders deutlich betonte. Danach zählte ich ihm die verschiedenen Farben auf, während ich ihm die Räumlichkeiten zeigte. Caroline war es extrem wichtig, dass die Zimmer in den ausgewählten Farben gestrichen wurden, damit sie die richtige Aura verströmen konnten. Oder war es Karma? Oder Chi? Jedenfalls etwas, was die Bewohnerin in die richtige Stimmung versetzte. Da sie nur zu Hause arbeitete, war es ganz besonders wichtig, das Heim liebevoll und farblich perfekt herzurichten, damit sie sich rundum wohlfühlte. So durfte das Schlafzimmer auf keinen Fall rot sein, weil diese Farbe sie zu sehr aufregte und nicht schlafen ließ. Das Wohnzimmer hingegen sollte orange sein, damit sie gute Laune bekam, wenn sie sich darin befand. Und das Arbeitszimmer benötigte ein zitroniges Gelb, weil das Studien zufolge die Freude an der Arbeit steigerte. Das hatte sie mir explizit aufgeschrieben, und ich gab es nun an den Malermeister wieder. Ich hatte ein wenig das Gefühl, dass der Chef der Truppe meinen Ausführungen nicht die nötige Aufmerksamkeit schenkte, aber ich schob es darauf, dass er eine lange Fahrt hinter sich hatte. Jedenfalls nickte er jedes Mal zustimmend und sagte »alles klar« oder »okay, machen wir«. Vorsichtshalber ließ ich ihm den Grundriss samt Liste der gewünschten Farben

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