Alarmstufe Blond
Er lächelte, so dass sich die kleinen Fältchen an seinen Augen kräuselten. »Du bist wie ein Wirbelwind, der durch das Dorf braust und mir den Atem nimmt. Du hast die wahre Liebe in mir entfacht. Ich will jeden Tag mit dir genießen, so lange du hier bist.«
»Und alles andere vergessen? Die Frau, die Kinder?«
»Es gibt nur dich und mich.«
Seine Hand strich meinen Hals entlang, während sein Kopf immer näher kam. Ich konnte seinen heißen Atem in meinem Gesicht spüren. Seine Lippen berührten sanft meine Wange, bevor sie den Weg zu meinem Mund fanden.
Er küsste unglaublich gut. Weich und innig, hart und sanft zugleich. Seine Lippen brannten auf den meinen, während meine Hand nun ebenfalls zum Leben erwachte und über seinen Körper strich. Er fühlte sich hart und fest an, sehnig und geschmeidig, ich konnte die Muskeln unter seinem Hemd spüren.
Sein Kuss jagte heiße Schauer durch meinen Körper, so dass ich mehr von ihm wollte, mehr, mehr! Mein Körper vibrierte, als seine Hand über meinen Rücken strich und an meinem Oberschenkel verharrte. In diesem Moment war mir alles egal, seine Frau, die Kinder. Ich öffnete leicht den Mund und ließ meine Zunge zwischen seine Lippen wandern. Ich spürte, wie er kurz zusammenzuckte, aber dann das Spiel aufnahm. Unsere Zungen erforschten einander, während sich unsere Körper immer fester aneinanderpressten.
»Ich will dich, jetzt«, hauchte ich, als ich seine Erregung deutlich spüren konnte. Sein Atem rasselte über meine Haut.
»Oh, Pippa, du machst mich verrückt«, raunte er atemlos.
»Jetzt, bitte, jetzt!«
Auf einmal saß ich aufrecht im Bett. Meine Worte hallten noch von den leeren, froschgrünen Wänden des Hauses wider, während ich versuchte, den Traum aus meinem Kopf zu schütteln. Offenbar fing ich sogar im Schlaf zu reden an, wenn es um Dr. Diercksen ging. Verdammt. Ich konnte spüren, dass mich mein Traum nicht kalt gelassen hatte. Oh Mann, ich musste diesem Arzt in Zukunft besser aus dem Wege gehen. Keine Notrufe mehr, keine Begegnungen am See. Nichts.
TAG 7
9. Juli, noch 8 Tage bis zum Erstschlag
Er war ja wirklich mutig, das musste ich ihm lassen. Augenscheinlich hatte ich es ihm trotz meiner gelegentlichen Anfälle von Lebensunfähigkeit mächtig angetan. Aber er durfte es nicht tun. Es war nicht gut. Gar nicht gut.
Ich drehte die neue rote Rose, die ich heute Morgen in meinem Briefkasten gefunden hatte, in den Händen. Eigentlich hatte ich vor, den Brief ungeöffnet zurückzuschicken, aber dann siegte meine Neugier doch über meine Vernunft. Es war wieder ein Gedicht.
Bezaubernd wie ein Strahl der Sonne
Nimmst du mich in deinen Bann
Mit Schönheit die vom Herzen kommt
Wurdest du überreich belohnt.
Dein Anblick macht mich hilflos schwach
Zitternd lieg ich abends wach
Ich wünsch ich würde von dir träumen
Keine Sekunde dieses Traums versäumen
Verwunschen lieg ich da und denke
Welch Schicksal meine Bahnen lenke
Du ziehst mich an wie ein Magnet
Für deine Liebe sprech ich ein Gebet
Ich möchte deine Nähe spüren
In meine Traumwelt dich entführen
Dir die Gefühle offenbaren
Die nun seit Tagen in mir waren
Noch nie war ich so sehr verliebt
Mein Herz zu deinen Füßen liegt
Könnt ich dich in den Armen halten
Würd sich der Himmel mir entfalten.
Geliebte finde du zu mir
Freudentränen schenk ich dir
Für die die mir so sehr gefällt
Zärtliche Liebe endlos hält.
Der Mann war vielleicht nicht der größte Dichter aller Zeiten, aber er war definitiv fasziniert von mir. Ich hätte seine Geste auch wirklich reizend und romantisch gefunden, wenn da nicht dieses kleine Problem gewesen wäre. Ein Problem, das zu Hause sein Essen kochte und seine Kinder versorgte.
Ich seufzte tief. Warum musste so etwas ausgerechnet mir passieren? Mir, Pippa Stoltz, die doch eigentlich eine aufregende Karriere bei einer großen Frauenzeitschrift machen und dabei in Ruhe darauf warten wollte, dass eines Tages der richtige Mann vor ihrer Tür stand. Ihrer Tür in der Stadt, wohlgemerkt. Selbst wenn sich der Arzt für mich entscheiden und seine Frau verlassen würde, so würde ich doch nie die Stadt für ihn verlassen. Diese Liebe zwischen uns war zum Scheitern verurteilt, bevor sie richtig begonnen hatte.
Wieder ging ich zur Haustür, um Rose und Brief in der Mülltonne zu entsorgen, als es direkt vor meiner Nase laut klopfte.
Verwundert öffnete ich die Tür und traute meinen Augen kaum, als Dr. Diercksen und sechs
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