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Alarmstufe Blond

Alarmstufe Blond

Titel: Alarmstufe Blond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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ich war mir nicht ganz sicher, ob es auch wirklich das Engelchen war. Irgendwie kam es mir ein bisschen vor, als hätte das Teufelchen gesprochen. Ich konnte förmlich sein Kichern hören.
    Ich sah zum Fenster hinaus und beobachtete, wie Leonard Diercksen in seinen Jeep sprang und Richtung Praxis fuhr. Wenn meine Entscheidung und meine Worte eben richtig gewesen waren, wieso fühlte sich alles auf einmal so falsch an?
     
    ***
     
    Er kam nicht wieder, um beim Malern zu helfen, aber ich konnte es ihm nicht verübeln. Ich verließ das Haus, um noch etwas zu trinken für die Männer zu besorgen, dabei sah ich, dass in der Praxis Licht brannte und er offensichtlich bei der Arbeit war. Es tat mir leid, dass ich ihn so eiskalt abservieren musste, aber es gab keine andere Möglichkeit. Ich wurde sonst noch verrückt bei der ganzen Sache.
    Als ich mich auf der Grolsteiner Landstraße befand und darüber nachdachte, ob ich es mir in diesem Ort jemals wieder erlauben konnte, krank zu werden und einen Arzt zu benötigen, hörte ich die Sirene eines Polizeiwagens hinter mir.
    Ich starrte auf den Tacho. War ich zu schnell gefahren? Hoffentlich musste ich nicht wieder aufs Polizeirevier, denn dieses Mal würde mich Doktor Diercksen mit Sicherheit nicht rausholen.
    Ich fuhr rechts an, ließ das Fenster runter und legte mein unschuldigstes Lächeln auf, als Carl Berger, der jüngere Polizist, dessen Bekanntschaft ich neulich gemacht hatte, auf mich zu geschlendert kam. An meinem Fenster angekommen, nahm er die Mütze ab und legte die Hand auf mein Autodach.
    »Guten Tag, gnädige Frau«, sagte er.
    »Hallo, Wachtmeister Berger. Ich hoffe, ich bin nicht zu schnell gefahren. Und wenn, dann nur, weil im Haus sechst durstige Männer auf mich warten.«
    Das klang nicht ganz sauber, das gebe ich zu. Der Polizist runzelte auch sofort die Stirn.
    »Was machen denn sechs Männer in Ihrem Haus?« Seine Stimme klang fast grollend.
    »Sie streichen die Wände«, lachte ich, um mir neben dem Ruf, eine Stalkerin zu sein, nicht auch noch den einer Hure einzuhandeln.
    Er atmete erleichtert auf. »Ich dachte schon…« sagte er und blinzelte nervös.
    »Nein, nicht das!«, zwitscherte ich und lachte erneut hell auf. Männer liebten es, wenn man viel und hell lachte. Das würde ihn beruhigen.
    Es half nur bedingt, denn nun trat er unruhig auf das andere Bein, als wäre er verlegen. »Ich bin mir nicht sicher, aber haben Sie eigentlich in den letzten Tagen Post erhalten?«
    Ich stutzte. Woher wusste er von den Gedichten? War denn in diesem Dorf nichts heilig? Kannte etwa schon jeder Doktor Diercksens kleine Schwäche für mich?
    »Ach, nur eine Kleinigkeit von einem Freund«, erwiderte ich.
    Doch dieses Mal stutzte Carl Berger. »Was meinen Sie?«
    Was meinte er denn? »Keine Ahnung. Wovon reden Sie?«
    Er räusperte sich. »Ich spreche von Blumen und, äh, zwei kleinen Gedichten, die mir einfielen, als Sie in mein Leben getreten sind.«
    Mir fiel die Kinnlade runter. Er hatte …?
    »Sie haben…?«
    Er lächelte verlegen. »Ja, ich war das. Sie sind eine ganz außergewöhnliche Frau, und ich dachte…naja, ich wollte Sie gerne bitten, mit mir essen zu gehen, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Ich brauchte ein Weilchen, bis ich den Mut aufbrachte, Sie anzusprechen, deshalb die Rosen und die Gedichte.«
    Ich saß noch immer in meinem Auto, als hätte mich ein Blitz getroffen. Dann hatte ich Doktor Diercksen vorhin völlig zu Unrecht abserviert. Er wollte gar nichts von mir, er war einfach nur nett gewesen, und ich hatte ihn unlauterer Dinge beschuldigt. Ich hätte mich am liebsten hier und jetzt übergeben, aber bei dem Gedanken an die Sauerei in meinem Auto ließ ich es lieber bleiben.
    »Hallo?« Auf einmal sah ich das Gesicht von Carl Berger vor meiner Nase. Er wartete offensichtlich auf eine Antwort.
    »Das hat mich jetzt wirklich überrascht«, antwortete ich und versuchte, meine Fassung wiederzugewinnen. »Sehr überrascht.«
    »Wollen Sie denn nun mit mir essen gehen?«
    Ich riss mich aus meiner Starre und betrachtete ihn für einen winzigen Moment etwas genauer. Er sah gar nicht so schlecht aus, hatte kurze blonde Haare, blaue Augen und lange Wimpern.
    »Gerne«, krächzte ich und schaffte es mit Mühe, dabei zu lächeln. »Das würde mich freuen.«
    »Schön.« Er tippte mit der Hand zur Verabschiedung an seinen Kopf und nickte. »Dann hole ich Sie gegen acht ab.«
    »In Ordnung. Bis später.«
    Er setzte sich in sein Auto und fuhr mit

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