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Alarmstufe Blond

Alarmstufe Blond

Titel: Alarmstufe Blond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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sah mich mitleidig an. »Es muss so schrecklich sein in der Stadt, immer dieser Lärm und der Dreck. Ich stelle es mir furchtbar vor. Und wenn ich mir überlege, ob ich in diesem Moment lieber Grillenzirpen oder Motorengedröhn hören möchte, würde ich immer Grillenzirpen wählen.«
    »Naja, es ist ja nicht immer so schlimm«, rechtfertigte ich mich. »Am Sonntag ist es weniger laut, und es ist schön, wenn man einfach in ein Café gehen oder zu Hause das Internet nutzen kann.«
    »Ein Café haben wir in Hickelsen, und beim Pfarrer im Gemeindehaus gibt es Internet.«
    Interessante Information. Warum haben sie mir das nicht schon früher gesagt? Klar. Ich hatte nicht gefragt. »Und es ist schön, mit dem Handy zu telefonieren.«
    »Warum?« Sie sah mich so interessiert an, als würde sie von mir nun die Erläuterung der Weltformel erwarten.
    »Äh…« Ich überlegte kurz. »Weil man dann immer und überall erreichbar ist und jeden anrufen kann.«
    »Und das ist gut?«
    »Ja, das ist gut. Zum Beispiel, als ich im Wald war…« Ich sah zu Doktor Diercksen, der sich vom Rehkitz in Öl an der Wand gelöst hatte und mir nun aufmerksam zuhörte. Ich biss mir auf die Zunge.
    Er nickte jedoch. »In dem Falle war es sehr nützlich.«
    »Wieso war es das?«, wollte Albert wissen.
    »Ich…äh, ich hatte …«
    »Sie stand mitten im Gewitter am alten Forsthaus und brauchte Hilfe«, kam mir der Arzt zu Hilfe.
    »Oh«, sagte der Alte. »Das alte Forsthaus, es ist so schade drum.« Dabei sah er Doktor Diercksen nicht an, sondern widmete sich ebenfalls der Speisekarte. Er wirkte betreten, als hätte er gerade ein altes Geheimnis offengelegt.
    Ich hatte keine Ahnung, was dieser merkwürdige Moment bedeutete, bekam aber auch keine Antwort, denn in diesem Augenblick schaltete sich Emma-Louise wieder ein.
    »Es ist wirklich schade, dass es zwischen dir und Jasper nicht gefunkt hat. Ich hätte dich gerne als Schwiegertochter gehabt.«
    Ich konnte sehen, wie bei diesen Worten ein feines Lächeln den Mund des Arztes umspielte. Machte er sich lustig über mich? Ich wollte ihm einen bösen Blick zuwerfen, doch als ich in seinen Augen nur Wärme sah, hielt ich noch rechtzeitig inne. Er sah mich unverwandt an, das Lächeln erreichte inzwischen seine Augen, so dass wieder diese sexy Fältchen sichtbar wurden.
    Ich löste mich nur ungern von diesem Anblick und wandte mich Emma-Louise zu. »Wir passen einfach nicht zueinander«, sagte ich. »Es war nichts Persönliches. Ich bin mir sicher, er ist ein toller Mann.«
    »Das ist er«, nickte sie. »Und es war die richtige Entscheidung, das Restaurant zu übernehmen. Auch wenn es von meinem Ex stammt, möge seine Seele in der Hölle schmoren.«
    Ich sah erneut zu Doktor Diercksen, der immer noch lächelte. Ich wagte es ebenfalls, ihm einen freundlichen Blick samt Lächeln zu schenken.
    »Aber es ist in Ordnung, dass du dich so gut mit unserem Carl verstehst.« Emma-Louise konnte einfach nicht aufhören zu reden. »Und ihr jungen Leute macht ja auch sowieso, was ihr wollt. Da kann er auch mal über Nacht bleiben. Zu meiner Zeit hätte das noch einen Skandal ausgelöst.«
    Das Lächeln auf den Lippen des Arztes erstarb. Meines übrigens auch.
    »Äh«, sagte ich nur und flüchtete mich in einen schweren Hustenanfall, um Zeit zu gewinnen. »Das war nichts weiter«, meinte ich im Anschluss lahm, aber das klang nicht gut, nicht einmal in meinen Ohren.
    Leonard Diercksen stand auf. »Ich muss wieder los, die Patienten warten.«
    Seine Kiefer waren fest aufeinandergepresst, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, legte er etwas Geld auf den Tisch, dann verließ er den Raum.
    Mein Herz klopfte. Was machte ich nur immer falsch? Wieso lief bei mir ständig alles schief? Warum konnte es nicht einmal in meinem Leben einfach und unkompliziert sein?
    »Wir schätzen nur die Dinge, für die wir hart arbeiten müssen«, sagte auf einmal der Alte, als hätte er meine Gedanken gelesen. Seine Tochter machte mit der Hand eine Geste, als wäre er nicht ganz richtig im Kopf.
    Doch er ignorierte sie und nickte mir zu. »Mach dir keine Gedanken. Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist.«
    Ich nickte zwar, konnte aber nicht so richtig glauben, was er sagte.
    Danach vergrub ich meinen Kopf wieder in der Speisekarte und bestellte das Erstbeste.
     
    ***
     
    Den Rest des Nachmittags war ich im Garten beschäftigt. Es machte immer noch Spaß, auch wenn sich meine Gedanken um das verunglückte Mittagessen mit Doktor

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