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Alarmstufe Blond

Alarmstufe Blond

Titel: Alarmstufe Blond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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Baseballcap verbarg. Er nuschelte ein wenig beim Reden, was aber nicht wichtig war, weil er ja nicht kam, um einen Vortrag zu halten, sondern um Rasen, Beete und Obstbäume in Ordnung zu bringen.
    Als ich ihm den Garten zeigte, schlug er jedoch erst einmal die Hände über dem Kopf zusammen. Ich erklärte ihm, dass ich leider verhindert gewesen war, sonst hätte ich schon angefangen mit der Arbeit und wenigstens das Gras gemäht. Aber so war es natürlich ein Haufen Arbeit, der gänzlich an ihm hängenblieb.
    Deshalb bot ich ihm an, ihn nach Leibeskräften (und das war heute nicht sonderlich viel) zu unterstützen, wenn er mir sagte, was zu tun war. Er stimmte zu.
    Und so kam es, dass ich in Jeans, Gummistiefeln und T-Shirt und mit einer Heckenschere bewaffnet im Garten stand und die Sträucher verschnitt. Es war nicht sonderlich schwierig und machte sogar Spaß. Ich fand zwei verlassene Vogelnester in der Hecke und eine tote Maus, die ich standesgemäß im hinteren Teil des Gartens beerdigte. Als ich mich an das Verschneiden der Bäume machen wollte, spürte ich jedoch meine Grenzen und schaffte nur die kleinen Zweige, die größeren Äste überließ ich dem Profi.
    Gegen Mittag empfand ich Hunger und wollte mit dem Gärtner Mittag essen gehen, doch der packte seine mitgebrachten Schnitten aus und setzte sich unter den Nussbaum.
    Da fuhr ich eben alleine los. Einkaufen und selbst kochen wollte ich nicht, dafür war ich viel zu hungrig. Mir stand eher der Sinn nach Fisch in Jaspers schönem Jagdrestaurant.
    So wie ich war, in Gummistiefeln und schmutzigen Sachen stieg ich ins Auto und fuhr los, weil ich davon ausging, dass Jasper mir meinen Aufzug nicht übelnehmen und zu dieser Tageszeit ohnehin kaum jemand dort speisen würde.
    Meine erste Annahme war richtig. Jasper freute sich, mich zu sehen, trotz Arbeitskleidung. Mit meiner zweiten Annahme lag ich jedoch völlig falsch. Zuerst erblickte ich ein paar unbekannte Gesichter an den Tischen, dann Emma-Louise und ihren Vater Albert, die mich sofort zu ihren Tisch winkten, als sie mich entdeckten. Ich steuerte sofort auf sie zu, doch als ich sah, wer bei ihnen hinter einem Blumengesteck verborgen saß, stockte mein Schritt. Doktor Diercksen.
    Ich hätte am liebsten auf der Stelle kehrtgemacht, wenn mir eine gute Ausrede eingefallen wäre. Aber da war nichts. In meinem Kopf herrschte gähnende Leere. Ich schniefte daher nur ein kurzes »Hallo«, hängte ein demonstratives Husten dran und setzte mich auf den leeren Stuhl, den sie mir zurechtrückten. Danach vertiefte ich mich in die Speisekarte und hatte nicht vor, jemals wieder hinter dieser Lektüre hervorzukommen.
    Leider ließ mich Emma-Louise nicht gewähren. »Ich habe gesehen, dass heute der Gärtner gekommen ist«, sagte sie und warf mir einen freundschaftlichen Blick zu, als ich vorsichtig hinter der Karte hervorlugte.
    »Ja, wir schneiden die Hecke und die Bäume, mähen dann noch den Rasen und machen, was alles noch erledigt werden muss.«
    Ich vermied es, Leonard anzusehen. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass er aufmerksam seine Fingernägel studierte. Offenbar war ihm meine Anwesenheit genauso peinlich wie mir. Verdammt.
    »Du bist wirklich eine nette Frau, dass du das alles für deine Freundin machst, finde ich toll.« Ich konnte mich zwar nicht daran erinnern, seit wann ich mit Emma-Louise per Du war, aber immerhin schien wenigstens sie ganz hingerissen von mir zu sein. »Nicht wahr, Leo?«
    Er nickte verhalten. »Ja.« Er klang nicht ganz so hingerissen, aber das konnte ich ihm nicht verübeln.
    »Wann kommt sie denn?«, wollte Albert wissen. »Wann haben wir Frankensteiner Männer denn das Vergnügen, noch eine schöne Stadtpflanze bewundern zu dürfen?«
    »In ein paar Tagen«, erwiderte ich.
    »Ach, darauf freue ich mich. Zwei schöne junge Frauen in diesem Dorf, das ist doch mal was, nicht wahr, Leo?«
    »Aha.« Auch das schien den Arzt nicht vom Hocker zu reißen. Aber wieso auch. Ich hatte ihm übel mitgespielt, und noch eine von meiner Sorte konnte er mit Sicherheit hier nicht gebrauchen. Immerhin hatte er die Inspektion seiner Nägel jetzt beendet und widmete sich nun der Betrachtung der Gemälde an den Wänden.
    »Was machst du dann?«, wollte Emma-Louise wissen. »Kehrst du wirklich zurück in die Stadt?«
    »Ja, ich habe dort einen tollen Job, bei dem ich unbedingt vorankommen möchte, und meine kleine Wohnung, die schön eingeräumt und ordentlich ist.«
    Sie legte ihren Kopf schief und

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