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Alarmstufe Blond

Alarmstufe Blond

Titel: Alarmstufe Blond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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bei dem Gedanken an Carl. Da war nichts. Dafür brauste ein Sturm los, sobald ich an den Dorfarzt dachte. Doch das war leider die falsche Reaktion, denn er hielt mich entweder für eine Schlampe oder für verrückt. Oder für beides. Aber was machte das noch? Ich würde ohnehin nur noch wenige Tage in diesem Dorf sein, danach war ich hier verschwunden und würde niemanden mehr wiedersehen, außer, ich besuchte Caroline.
    Das war ein Punkt, der mir ebenfalls anfing, Bauchschmerzen zu bereiten. In der Stadt hatten wir uns jede freie Minute getextet und uns so unsere Erlebnisse mitgeteilt. Das würde nun ein für alle Mal der Vergangenheit angehören. Ich musste ja jetzt schon darauf verzichten, was mir zunehmend schwerfiel, je katastrophaler sich mein Leben gestaltete. Wenn nicht noch ein Wunder geschah und die Frankensteiner einen Mobilfunkmast erhielten, lag eine öde Kommunikationszukunft vor mir. Wem würde ich in Zukunft SMS schreiben? Und mit wem traf ich mich, um Kosmetik oder Klamotten übers Internet zu bestellen? Musste ich sie bei jeder Kleinigkeit anrufen? Das war so Retro!
    Ich wurde aus meinen finsteren Gedanken gerissen, als es an der Tür laut klopfte. Das mussten meine Nachbarn sein.
    Ich erhob mich und ging zur Tür, doch davor stand weder Emma-Louise noch Albert, sondern Carl! Er reichte mir einen Beutel mit Lebensmitteln, die aus der Verpackung lecker rochen. Trotz Schnupfennase.
    »Ich hatte gestern versucht, dich anzurufen, aber das Telefon war abgestellt, wurde mir gesagt. Ich wusste nicht, ob es was mit mir zu tun hatte, deshalb habe ich dich lieber in Ruhe gelassen. Aber heute erfuhr ich von deinen Nachbarn, dass du krank bist, deshalb bringe ich dir das hier.«
    War er nicht rührend? Mühsam zündete ein kleiner Funke Zuneigung in meinem Herzen und sorgte für ein zartes Kribbeln im Bauch. Es war nicht stark, aber ein Anfang.
    »Das ist sehr nett von dir«, erwiderte ich und versuchte, ihm ein nettes Lächeln zu schenken. Was dabei wirklich herauskam, weiß ich zwar nicht, aber es schien gelungen zu sein, denn er ging danach vergnügt pfeifend in die Küche und warf meine mitgebrachte Heizplatte an.
    Nur wenig später zog verführerischer Duft durch das Haus und ließ mir das Wasser im Munde zusammenlaufen. Wenig später tauchte auch er wieder auf und brachte mir Gemüse, Fleisch und sogar Kartoffeln. Der Mann konnte richtig gut kochen.
    Er konnte mich sogar richtig gut unterhalten. Bis zum Abend blieb er bei mir und erzählte von seinem Alltag als Polizist, und als ich später schläfrig wurde, las er mir sogar aus einem meiner mitgebrachten Bücher vor, bis ich eingeschlafen war.

TAG 12
    14. Juli, noch 3 Tage bis zum Erstschlag
     
     
    Als ich am Morgen aufwachte, lag Carl in eine Decke gewickelt auf dem Boden neben mir. Ich war richtig erschrocken, als ich ihn sah, weil ich nicht mitbekommen hatte, dass er überhaupt geblieben war. Ich hatte ihn zuerst für ein Walross gehalten, dass irgendwie in meinem Zimmer gestrandet war (fragt mich nicht, wie ich darauf kam, ich weiß es nicht). Dass es sich als Mensch mit Namen Carl Berger entpuppte, beruhigte mich nur bedingt. Nennt mich altmodisch, aber ich hätte es besser gefunden, wenn er mich vorher gefragt hätte, ob er über Nacht bleiben dürfe, Grippe hin oder her. Doch nun lag er hier und schnarchte leise.
    Vorsichtig stand ich auf und schnäuzte meine Nase. Es klang schon viel besser. Auch mein Husten war im Abklingen begriffen. Ich hatte diese Krankheit offenbar ohne größere Schäden überstanden. Allerdings lag ich in meinem Zeitplan weit zurück. Heute würde der Gärtner kommen und den Garten in Ordnung bringen. In ein paar Tagen trafen dann die Möbel ein und im Anschluss Caroline, und ich würde wieder verschwinden. Bis dahin gab es noch Einiges für mich erledigen. Als ich den Stuhl vom Bad in die Küche tragen wollte, merkte ich, dass ich noch längst nicht zu meiner normalen Kraft und Stärke gefunden hatte. Ich sollte alles wohl etwas ruhiger angehen lassen.
    Als der Kaffee durch die Kaffeekanne röchelte, wurde Carl wach und stand auf. Er entschuldigte sich nicht dafür, dass er über Nacht geblieben war, sondern gab mir wortlos einen Kuss auf die Wange, bevor er im Bad verschwand und sich frisch machte. Ich beschloss, nichts zu sagen, sondern einfach abzuwarten, bis er zum Dienst musste.
    Als der Gärtner kam, war Carl gerade gegangen. Der Mann war ein älterer Typ mit Schnauzbart und grauen Schläfen, die er unter einem

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