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Alarmstufe Blond

Alarmstufe Blond

Titel: Alarmstufe Blond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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ich mich aus meiner Decke und ging ran.
    »Hallo?«¸ krächzte ich in den Hörer.
    »Pippa, ich brauche die Unterlagen vom Jacobs-Interview«, sagte meine Chefin, ohne mich zu begrüßen. Woher zum Henker hatte sie diese Nummer?
    »Ich habe sie nicht hier«, erwiderte ich. Ich weiß nicht mehr, woher ich den Mut nahm, so mit ihr zu reden. Glaubt mir, so eine Antwort hätte normalerweise das Ende des Beschäftigungsverhältnisses bedeutet.
    Für einen winzigen Augenblick war sie sprachlos. »Wo sind sie?«, fauchte sie im Anschluss.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich, genervt und entkräftet. »Ich war die vergangene Woche nicht da. Was weiß ich denn, wo es hin ist. Ich war ja nicht einmal beim Interview dabei.« Es musste die Grippe sein, die aus mir sprach. Eine teuflische Krankheit.
    »Stimmt, du warst nicht da«, fiel es auch meiner Chefin plötzlich ein. »Wo könnte denn diese unsägliche Fiona die Sachen abgelegt haben?«
    Ich besaß heute wirklich nicht die Kraft, mir darüber den Kopf zu zerbrechen, wo meine Vertretung etwas abgelegt haben könnte. »Warum fragen Sie sie nicht selbst?«, antwortete ich.
    Sie schien zu merken, dass ich nicht sonderlich gut drauf war. »Pippa? Alles in Ordnung mit dir?«
    »Nein, ich bin krank.«
    »Ich hoffe, es ist nur eine kurze Krankheit. Wenn du nicht pünktlich in zwei Wochen wieder hier bist, wird Fiona deinen Job übernehmen und du kannst ein Praktikum in der Graphik machen. Oder nein, besser noch, du kannst die Straße fegen.«
    Mit diesen Worten legte sie auf. Das mit dem Straße fegen war ihre liebste Drohung, und sie war nicht leer. Ein Redakteur, der im vergangenen Jahr eine Serie über glückliche Pärchen und ihre Geheimnisse geschrieben hatte, durfte nur noch Hausmeisterdienste erledigen und die Straße fegen, nachdem er die Abgabefrist um eine halbe Stunde überschritten hatte. Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass er recht bald gekündigt hat. Er arbeitet jetzt beim Playboy. Immerhin ist er weich gelandet.
    Nach diesem unerfreulichen Telefonat zog ich den Stecker aus der Dose, schleppte mich in die Küche, aß ein paar Reste von der gestrigen Grillparty und kroch wieder ins Bett.

TAG 10, jedoch erst aufgeschrieben am TAG 11
    12. Juli, noch 5 Tage bis zum Erstschlag
     
     
    Vermutete Vorkommnisse:
    Mir ging es am nächsten Tag immer noch nicht besser. Ich erinnere mich dunkel, dass meine Nachbarin auftauchte, weil sie mir ein weiteres Date mit Jasper vorschlagen wollte, aber dann feststellte, dass ich momentan dazu nicht in der Lage war. Sie wollte sofort den Arzt rufen, als sie mich fiebrig darniederliegen sah, doch ich hielt ihren Fuß fest, bis meine Fingerknöchel weiß hervortraten und sie begriff, dass es auch ohne Doktor gehen musste.
    Daraufhin kochte sie mir eine Hühnerbrühe, ich glaube jedenfalls, es war eine Hühnerbrühe, obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, weil sie merkwürdig schmeckte und sie von einem alten Hausmittel faselte, das schon seit Jahrhunderten in der Familie benutzt wurde. Danach machte sie mir noch einen Tee aus selbstgesammelten Kräutern, der noch garstiger als die Hühnersuppe schmeckte. Später kam Albert, ihr Vater dazu, der kopfschüttelnd daneben stand und immer irgendetwas murmelte, was ich nicht verstand, aber gefährlich oft das Wort »Doktor« enthielt.
    Irgendwann nickte ich wieder weg und hatte seltsame Fieberträume. In einem tauchte tatsächlich Doktor Diercksen auf, der mir eine Spritze gab und meine Waden mit kalten Handtüchern kühlte. In diesem Traum gestand ich ihm, wie sexy ich ihn fand, vor allem bei den Dingen, die er in dem anderen Traum mit mir gemacht hatte, aber er legte mir nur ungerührt ein kaltes Tuch auf die Stirn. Und dann schlief ich irgendwann tief und fest und träumte nichts mehr.

TAG 11
    13.Juli, noch 4 Tage bis zum Erstschlag
     
    Am kommenden Morgen erwachte ich mit einem dröhnenden Schädel und einer Triefnase, aber immerhin hatte ich nicht mehr so hohes Fieber. Die Sonne schien hell und klar vom Himmel, die Schlechtwetterphase war vorüber, was ich von meinem Leben leider nicht behaupten konnte. Denn mit dem schwindenden Fieber kamen die Erinnerungen an meine Dummheit in Bezug auf Doktor Diercksen und an den Abend der Grillparty zurück, wo ich tatsächlich Carolines Rat befolgt und heftigst mit Carl geflirtet hatte.
    Jetzt, nüchtern und mit einem schon fast in die Flucht geschlagenen Grippevirus, suchte ich vergeblich nach einem sanften Kribbeln oder einem zarten Herzklopfen

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