Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alarmstufe Blond

Alarmstufe Blond

Titel: Alarmstufe Blond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
Vom Netzwerk:
Diercksen drehten. War es nur Einbildung oder hatte er mir wirklich tief in die Augen geschaut? Bei dem Gedanken daran fing mein Herz wieder an zu klopfen, als hätte ich gerade einen Marathon gewonnen. Hatte er mir verziehen? Aber warum? Empfand er vielleicht Mitleid mit mir, weil ich so krank war? Sah er mich vielleicht ohnehin nur als seine Patientin und wollte in den Augen checken, wie mein Gesundheitszustand war? Aber warum war er dann gegangen, als Emma-Louise Carls Übernachtung bei mir erwähnte? War das nur Zufall oder gefiel ihm der Gedanke nicht?
    Das waren verdammt viele Fragen, die ich nicht beantworten konnte. Aber sie ließen mich nicht los. Das war insofern von Vorteil, dass die Zeit bei der Arbeit wie im Fluge verging. Von Nachteil war, dass ich abgelenkt öfter mal nicht richtig aufpasste und mir fast eine schwere Verletzung mit der Heckenschere, dem Rasenmäher oder der Spitzhacke zugezogen hätte. Und wenn ich etwas nicht gebrauchen konnte, war das ein weiterer Notfall für Doktor Diercksen.
    Ich hielt bis zum Abend durch. Wir waren fast fertig. Die Rosenbeete sahen gut aus, die Hecken standen stramm und sauber verschnitten, in den Bäumen konnte man inzwischen sogar Obst erkennen und der Rasen lud quasi dazu ein, dass man sich darauf setzte. Es roch nach frisch gemähtem Gras und Rosenblüten.
    Mit einem Juchzer drehte ich mich einmal um mich selbst, um mich danach mit einem lauten Seufzer erschöpft ins Gras sinken zu lassen.  Leider verlor ich bei der Drehung ein wenig die Orientierung – und die Harke, die noch auf dem Rasen lag, aus den Augen. Ich ließ mich fallen und landete mit dem Hinterteil unsanft auf deren Spitzen.
    So schnell hat mich noch niemals jemand aufspringen sehen. Ich tanzte einbeinig mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Rasen herum und hielt meinen Po. Der Gärtner kam eilig zu mir gelaufen. Als er Blut aus meiner Verletzung rinnen sah, wäre er fast in Ohnmacht gefallen. Zum Glück machte er keinerlei Anstalten den Arzt zu rufen, denn dann hätte ich ihn töten müssen. Nie im Leben durfte Doktor Diercksen das sehen. Niemals! Selbst wenn ich dabei draufging.
     
    Nachdem der Gärtner gegangen war, hinkte ich so schnell ich konnte zu meinem Vorrat an Hochprozentigem. Als ich klein war, hatte sich meine Mutter mal schwer die Hand verbrannt. Um die Schmerzen auszuhalten, holte sie den Whiskey aus der Hausbar. Das sind wertvolle Lektionen, die ein Kind nie vergisst. Daher galt mein erster Griff dem Wodka.
    Ich trank einen Becher Wodka mit Orangensaft, um mich nicht ganz wie eine Alkoholikerin zu fühlen. Doch nach zwei Bechern, die offenbar keine Wirkung zeigten, ließ ich den Orangensaft weg. Wem wollte ich denn etwas vormachen? Mir etwa?
    Er schmeckte nicht sonderlich gut, aber das war mir auch egal. Mir tat der A**** weh, und wie. Als ich meine Verletzung im Bad untersuchte, fand ich zwei kleinere Löcher, die mehr wie Schürfwunden aussahen, und ein größeres, aus dem Blut geflossen war. Verzweifelt suchte ich in meiner Kulturtasche nach Jod zum Desinfizieren, aber da war keines. Dafür musste ebenfalls der Wodka herhalten.
    Schließlich lag ich nur mit einem Slip bekleidet auf dem Bauch und kippte noch zwei Becher hinunter. So langsam zeigte das Zeug Wirkung, der Schmerz ließ nach.
    Als ich gerade eine weitere Flasche aufmachen wollte, nur sicherheitshalber, klopfte es an der Tür. Ich nahm an, es sei Carl. »Geh weg, ich kann jetzt nicht.«
    Okay, ich klang nicht gerade wie eine Verliebte, aber das musste am Wodka liegen.
    Doch das Klopfen hörte nicht auf.
    »Nein!«, rief ich. »Lass mich in Ruhe!« Ich bin mir sicher, dass ich das wirklich sagte, aber es muss anders angekommen sein. Oder ich hatte tatsächlich etwas anderes gesagt. Aber vielleicht lag es auch daran, dass ich vor lauter Aufregung über den hartnäckigen Besucher mein Glas umwarf und laut fluchte. Denn auf einmal öffnete sich die Tür.
    Es war jedoch nicht Carl, der eintrat, sondern Doktor Diercksen.
    »Was machen Sie denn hier?«, stotterte ich und hielt die Decke über meinen Busen, wobei mir leider zu spät einfiel, dass nicht er, sondern mein Po blank lag.
    Doktor Diercksen wirkte irritiert. »Ich wollte noch einmal nach Ihnen sehen, weil Sie heute Mittag so schwer gehustet haben. Ob Sie Hustenstiller brauchen. Und als es polterte, dachte ich, Sie seien gefallen.«
    Wenn mir nicht auf einmal die Erkenntnis gekommen wäre, dass er auf mein verletztes Hinterteil starrte, wäre ich bei diesen

Weitere Kostenlose Bücher