Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alarmstufe Blond

Alarmstufe Blond

Titel: Alarmstufe Blond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
Vom Netzwerk:
Worten dahingeschmolzen. Aber so wickelte ich nur wortlos die Decke um jene unteren Gefilde, was jedoch ziemlich wehtat. Ich verzog das Gesicht.
    »Was haben Sie da gemacht?«, wollte er wissen, als er näher kam. »Das sieht nicht gut aus.«
    »Ich bin die dusseligste Person auf der ganzen Welt«, schoss es plötzlich aus mir heraus. »Es war die Harke. Können Sie sich das vorstellen? Die Harke!«
    Wenn mein Po nicht so wehgetan hätte und es nicht so traurig gewesen wäre, dass ich schon wieder mit diesem tollen Mann in einem Zimmer saß, nur um über meine Unfälle zu sprechen, hätte ich gelacht. Aber so verging mir das Lachen. Es rollte sogar eine Träne meine Wange hinunter.
    »Warum sind Sie nicht zu mir in die Praxis gekommen? Oder haben angerufen? Sie kennen doch meine Notfallnummer.« Er wirkte wirklich besorgt.
    »Ich wollte Sie nicht schon wieder mit meinen Problemen nerven. Ich hab mich schon schlimm genug Ihnen gegenüber benommen.« Ich war eindeutig voll wie eine Haubitze, sonst hätte ich ihm das niemals gesagt.
    Er verzog den Mund, nur ganz leicht, aber ich konnte es sehen. »Ich bin der Arzt hier, ich bin Einiges gewohnt. Machen Sie sich deswegen keine Sorgen.«
    »Wirklich nicht?«
    »Wirklich nicht.«
    Er holte eine Spritze aus seiner Arzttasche und zog sie auf. Ich sah dabei zu, wie geschickt sich seine schlanken Hände bewegten. Schließlich kniete er sich direkt neben mich.
    »Das piekst jetzt ein bisschen«, warnte er mich.
    Ich wollte noch etwas erwidern, doch da stach er bereits zu. Es war allerdings wirklich nicht schlimm.
    »Werde ich jetzt einschlafen und nie wieder aufwachen?«, fragte ich. Mann, der Wodka konnte ziemlichen Unfug von sich geben.
    Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nur ein lokales Betäubungsmittel. Sie werden jetzt für ein paar Stunden nichts mehr spüren in der Gegend.« Er deutete auf meinen Po.
    »Oh, das ist gut«, seufzte ich erleichtert. »Dann brauche ich das hier alles nicht mehr.«
    Ich zeigte auf die leere Wodkaflasche und die volle, die ich gerade geöffnet hatte.
    Er runzelte die Stirn und deutete auf die leere Flasche. »Haben Sie die etwa schon getrunken?«
    Ich nickte. Mein Kopf fühlte sich auf einmal unglaublich leicht an.
    »Dann wird die Spritze wahrscheinlich schneller und stärker wirken, und die Wirkung des Alkohols wird sich auch noch verstärken. Das wird eine interessante Nacht für Sie.«
    Ich versuchte, ein Schmunzeln auf seinem Gesicht zu entdecken, aber da war keins. Und wenn, dann konnte man es nur mit der Lupe erkennen. Aber auch ernst sah er einfach umwerfend aus.
    »Es tut mir leid«, sagte auf einmal mein Mund.
    »Was tut Ihnen leid?« Er setzte sich zu mir und sah mich an, als erwarte er den Gnadenschuss.
    »Den Mist, den ich Ihnen erzählt habe. Aber ich habe gedacht, Sie wären verheiratet.«
    »Das bin ich nicht mehr.«
    »Nicht mehr?« Ich war überrascht. Der Wodka bemühte sich, mein Gesicht diese Reaktion auch zeigen zu lassen, aber ich glaube, es gelang ihm nicht gut. Zumindest nicht sofort.
    »Ich war mal verheiratet, aber nur kurz, es hat nicht funktioniert.«
    »Warum nicht?«
    »Sie hatte andere Pläne für ihr Leben als ich.«
    »Pläne sind echter Mist.« Konnte dieser Wodka nicht einfach mal die Klappe halten? Er benahm sich, als wäre er froh, endlich Redezeit bekommen zu haben.
    Der Arzt verzog den Mund zu einem Lächeln. »Manchmal schon.«
    »Und nun? Was machen Sie jetzt?«
    »Ich verarzte Städterinnen, die in unser Dorf geschneit kommen, einem Mann den Kopf verdrehen und dann wieder verschwinden.«
    »Welchem Mann?«
    »Mir zum Beispiel.« Seine Stimme war leiser geworden.
    »Ehrlich?«
    »Ehrlich. Ich sag dir das aber nur, weil du dich morgen nicht mehr daran erinnern wirst.«
    »Wie schade.« Der Wodka klang bedauernd. Ich hätte lieber verführerisch sehnsüchtig und sexy romantisch geklungen, aber das war jetzt nicht mehr drin. Ich war schon zu sehr hinüber.
    Er nahm mir die volle Flasche weg, die vor meiner Nase stand. »Die brauchst du nicht mehr.«
    »Doch!« Ich hielt seine Hand fest. Ich war wie ein kleines Kind, dem man das Spielzeug wegnehmen wollte.
    »Pippa, bitte, lass los.« Seine Stimme war noch leiser geworden, fast ein Flüstern. Ich sah in seine Augen, sie waren von einem wunderschönen, samtigen Braun, und betrachtete seinen Mund mit den leicht geschwungenen Lippen, sein Kinn, aus dem ganz feine, dunkle Bartstoppeln ragten. Er war unglaublich sexy.
    Ich richtete mich auf.

Weitere Kostenlose Bücher