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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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sie laut auf.
     

 
     
    38
     
    Mogwied hörte den Schreckensschrei des Mädchens und wich tiefer in den Tunnel zurück. Was immer ein solches Entsetzen auslösen mochte, musste entschieden schlimmer sein als irgendwelche Kobolde. Vielleicht fände er doch einen anderen Weg, um zu entkommen. Doch die Angst vor den dunklen Gängen und versteckten Höhlenwesen ließ ihn zaudern.
    In der Nähe der Tunnelmündung stand Tol’chuk bei dem Wurzelvorhang, immer noch unfähig, ins Freie zu gelangen. Die Laute des Kampfes hatten das Blut des Og’ers aufgewühlt. Er zerrte wütend an den eisenharten Eichenwurzeln. Mehrere von Tol’chuks Krallen waren aufgerissen und bluteten.
    Mogwied sah, wie der Og’er vom Blutrausch geschüttelt wurde. Plötzlich ließ Tol’chuk von seinem Angriff auf die Wurzeln ab und wandte sich Mogwied zu. Die Augen des Og’ers funkelten, nicht in dem Bernsteinton seines Si’lura-Erbes, sondern in dem roten Feuer eines Og’ers. Er deutete mit einer verletzten Klaue auf Mogwied.
    »Du!« fauchte Tol’chuk und schüttete seinen Zorn über ihm aus. »Du hast es gewusst!«
    Mogwied spürte, wie die Luft dicker wurde, während der Zorn des Og’ers ihn einhüllte. Seine Augen wurden groß bei der Erinnerung daran, wie der Og’er bei ihrer ersten Begegnung den Schnüffler in blutige Fetzen zerrissen hatte. Seine Zunge war wie gelähmt.
    »Du hast genau gewusst, was jenseits des Tunnels wartet, doch du hast geschwiegen.«
    Mogwied bemühte sich, Kehle und Lippen zum Sprechen zu bringen, Worte zu finden, um diese Anschuldigung abzuwehren. Er schaffte es nicht.
    Tol’chuks Stimme dröhnte durch den Gang, füllte den ganzen Tunnel. Mogwied hielt sich beide Arme vor den Kopf. Er spürte den heißen Atemhauch des Og’ers und duckte sich in Erwartung reißender Zähne.
    »Warum?« zischte Tol’chuk mit dünner, tödlicher Stimme, die noch viel erschreckender war als sein lodernder Zorn. »Warum hast du uns betrogen?«
    Mogwied wusste, dass er etwas sagen musste. In seiner gegenwärtigen Raserei würde Tol’chuk ihn bestimmt töten. Aber was sollte er sagen? Er hatte tatsächlich alle betrogen. Nur Rockenheim wären die richtigen Worte eingefallen, um diesem Schicksal zu entrinnen. Mogwied stellte sich das verlogene Auftreten des Mannes vor. Ja, Rockenheim wäre etwas eingefallen, und während Mogwied an ihn dachte, fiel auch ihm plötzlich etwas ein. Rockenheim hatte ihm etwas beigebracht. Warum leugnen?
    Mogwied konzentrierte sich darauf, langsamer zu atmen, und schluckte ein paar Mal. Er versuchte, den beißenden Geruch des aufgebrachten Og’ers nicht zu beachten. »Ich wusste von den geflügelten Ungeheuern«, gab er schließlich mit bebender Stimme zu.
    Tol’chuks Atem streifte ihn. »Du gestehst?«
    »Ja.« Mogwied schloss die Augen. Er stellte sich vor, Rockenheim zu sein. »Aber ich konnte nicht anders handeln. Ni’lahn wurde als Geisel benutzt, um mein Schweigen zu erzwingen. Ihr Leben stand auf dem Spiel.«
    »Du hast uns alle für dieses eine Geschöpf geopfert?«
    »Nein, sie wollten lediglich das Mädchen. Sie haben für alle anderen einen ungehinderten Abzug versprochen.«
    Tol’chuk schwieg nach diesen Worten.
    Mogwied nutzte seinen Vorteil, so wie es Rockenheim bei dem Skal’tum getan hatte. »Ich wusste nichts von diesem Mädchen, aber die Nyphai sind Freunde meines Volkes - auch deines Volkes. Si’lura und Nyphai sind seit längst vergangenen Zeiten Verbündete des Waldes. Ich konnte Ni’lahn um eines weiblichen Menschenkindes willen nicht sterben lassen. Die Menschen haben uns gejagt und abgeschlachtet wie Tiere. Warum sollte ich das Leben einer Freundin für einen unbekannten Feind eintauschen? Deshalb habe ich eingewilligt.«
    »Du hättest uns warnen können«, murrte Tol’chuk, doch Zweifel und Zögern milderten seinen Zorn.
    Mogwied setzte nach. »Meine Zunge hat keine falschen Versprechungen gemacht. Obwohl es sich um einen üblen Pakt handelte, bin ich darauf eingegangen, um unschuldiges Leben zu retten. Nachdem ich mein Wort einmal gegeben hatte, wollte ich nicht davon abweichen. Hättest du das getan? Ist dies Brauch bei dem Volk der Og’er?«
    Tol’chuk ließ sich auf den Boden sinken. »Nein. Es war ebenfalls Betrug, begangen von einem meiner Vorfahren, der meine Reise eingeleitet und mein Volk verflucht hat.«
    Mogwied hatte das Gefühl, dass er jetzt besser schweigen sollte.
    »Ich entschuldige mich«, sagte der Og’er nach einem ausgedehnten Schweigen. »Die

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