Alasea 02 - Das Buch des Sturms
Landes erkaufen. Er stolzierte mit einem gewissen Maß an Autorität im Schritt über die Schwelle des ›Bemalten Pferdchens‹.
Der Wirt hielt ihn an, als er zur Hintertreppe ging. »Deine großen Freunde sind schon weg«, fuhr der untersetzte Mann ihn an. »Ich soll dir ausrichten, sie treffen dich zum Abendessen.«
Mogwied nickte und war in großzügiger Laune. Er fischte ein Kupferstück aus seiner Tasche und warf es dem Wirt zu. Der Mann fing die Münze aus der Luft auf und ließ sie verschwinden. Mogwied wandte sich zum Gehen um.
»Augenblick noch!« rief der Wirt. »Ein Junge mit einer Nachricht ist eingetroffen, kurz nachdem die anderen weg waren. Er hat mir diesen Zettel dagelassen, den ich euch, die ihr das Lagerhaus abgebrannt habt, geben soll.« Er hielt ein Stück zusammengefaltetes Pergament mit einem ungeöffneten Wachssiegel in der ausgestreckten Hand.
»Von wem kommt das?« wollte Mogwied wissen, während er die Nachricht entgegennahm.
»Es trägt das Siegel der Herren der Festung.« Die Augen des Wirtes leuchteten neugierig.
»Und wer ist das?«
»Die Herren Mykoff und Riemer. Sie wohnen in der Burg. Seltsame Vögel, aber ihrer Familie gehörte die Festung schon, als mein Urgroßvater noch in den Windeln lag.« Der Wirt beugte sich näher zu Mogwied. »Also, was mögen solche wie die wohl von Zirkusleuten wollen, hmm?«
Mogwied zögerte, ein Dorn der Angst stach ihn, als er das Siegel berührte. Sollten sie womöglich für den Schaden am Lagerschuppen bezahlen? Sollte er lieber auf die Rückkehr der anderen warten, bevor er diese Nachricht las? Das gierige Funkeln in den Augen des Wirts erinnerten ihn jedoch an die wichtige Lektion, die er an diesem Morgen in Schattenbach gelernt hatte. Wissen war lebenswichtig.
Er brach das Siegel mit dem Daumen auf und entfaltete das Pergament. Er brauchte nicht lange, um die Nachricht zu lesen.
»Was steht drin?« fragte der Wirt, und es hätte nicht viel gefehlt, dass er auf die schmutzige Theke gesabbert hätte.
Mogwied faltete die Notiz zusammen. »Sie … sie wollen, dass wir heute Abend in der Festung auftreten, gleich bei Einbruch der Dämmerung.«
»Eine Privatvorstellung! Herrje, ihr müsst den Herren angenehm aufgefallen sein! Ich habe noch nie gehört, dass diese Käuze so etwas verlangt hätten. Was für eine Gelegenheit!« Die Nachricht entzückte den Wirt anfänglich, doch dann kniff er die Schweinsaugen zusammen. »Wenn ihr vorhabt, danach in ein besseres Gasthaus umzuziehen, dann vergesst nicht, dass ihr die Zimmer für einen Viertelmond gemietet habt. Ihr müsst trotzdem bezahlen.«
Mogwied nickte und entfernte sich auf wackeligen Beinen. Er stolperte die Treppe hinauf. Dabei hörte er, wie der Wirt hinter ihm die Neuigkeit bereits verbreitete.
Mogwied schloss die Tür zu seinem Zimmer auf und huschte hinein. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Tür, als diese wieder ins Schloss fiel. Zum ersten Mal, seit er die Nachricht gelesen hatte, atmete er tief durch. Er hatte damit gerechnet, ein paar Tage zur Verfügung zu haben, um seine üblen Pläne zu schmieden. Er war davon ausgegangen, dass es einige Zeit in Anspruch nehmen würde, den Aufenthaltsort der Bösewächter und ihres Suchers ausfindig zu machen.
Er faltete die Notiz erneut auseinander und sah sie an - nicht den Wortlaut der Einladung, sondern den Stempel, der in blutroter Tinte unten auf dem Papier angebracht war. Er hatte es so eilig gehabt, die Nachricht zu öffnen, dass er nicht auf das Wachssiegel geachtet hatte. Aber er konnte den deutlichen Abdruck des Stempels auf dem Pergament nicht übersehen.
Die Wappentiere der Herren der Festung waren zwei Geschöpfe, Rücken an Rücken, die geschuppten Schwänze umeinander gewickelt, auf die Hinterbeine erhoben, die Zähne bedrohlich entblößt.
Mogwied berührte das Wappen mit einem zitternden Finger. »Ratten«, murmelte er in den leeren Raum.
Plötzlich wurde ihm die Identität der beiden Bösewächter in Schattenbach klar.
Er hielt ihre Einladung in der Hand.
Während er sich gegen die Tür lehnte, holte er ein paar Mal tief Luft. Ein Plan formte sich in seinem Kopf. Er zog einen Dolch aus der Scheide an seinem Gürtel und beschnitt das Pergament behutsam, um den tintegetränkten Abdruck zu entfernen. Er ging zur Zimmerlampe und hielt den Stempel ins Licht. Die Tinte leuchtete hellrot in der Flamme, so hell wie die Locken von Elenas abgeschnittenem Haar.
Er betrachtete das Wappen eingehend. Seine Hände zitterten
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