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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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einigermaßen vernünftig an. Falls die anderen verdorben wurden, dann spüre ich das schon aus der Ferne und vermeide den Kontakt. Und selbst wenn sie mich in eine Falle locken …«, sie tastete durch ihr dünnes Hemd nach dem Anhänger, »… werden sie von mir nichts erfahren.«
    Ihre Worte jagten Elena einen Schrecken ein, und doch beruhigten sie sie auch. Seit sie und Joach aus ihrer Heimat bei Winterberg vertrieben worden waren, war diese zusammengewürfelte Gruppe ihre Familie geworden. Sie wollte nicht, dass sie in alle Winde zerstreut würden, für immer getrennt, und so gab der Gedanke an eine Wiedervereinigung mit den anderen ihrer Seele Auftrieb. Gleichzeitig sprach die Art und Weise, wie Mikela das Giftfläschchen umfasste, von der Gefahr, die ihnen allen bevorstand.
    Er’ril zog sein Messer aus dem Holz und faltete die Karte wieder zusammen. »Wir sollten jetzt einschiffen«, sagte er und sah die anderen viel sagend an.
    Kral nickte und entfernte sich. Selbst der Name des Schiffs war vor den Zurückbleibenden geheim gehalten worden. Tol’chuk und Mogwied waren im Begriff, Kral zu folgen.
    »Wartet!« Elena rannte zu Kral und schlang ihm die Arme um den Leib; der Gebirgler war von so kräftiger Statur, dass sie nicht ganz um ihn herumreichten. Elena legte die Wange an seinen Bauch und drückte ihn fest an sich. »Komm zurück zu mir«, flüsterte sie an seinem Gürtel.
    Krals Stimme klang belegt. »Keine Tränen, Elena.« Er strich ihr mit der gesunden Hand über den Kopf, dann entwand er sich ihrer Umarmung und kniete vor ihr nieder. »Meine Leute sind Nomaden. Wenn wir unser Winterlager abbrechen, verabschieden wir uns nicht tränenreich voneinander. Wir sagen: To’bak nori sull corum.«
    Elena wischte sich die Tränen aus den Augen. »Was heißt das?«
    Kral legte Elena einen Finger auf die Brust. »›Du bist in meinem Herzen, bis die gewundenen Pfade des Schicksals uns wieder zueinander führen.‹«
    Elena schniefte, sie traute ihrer Stimme nicht. Sie nickte nur und umarmte ihn noch einmal. Dann ging sie zu den anderen.
    Als sie Tol’chuk umarmte, flüsterte er ihr ins Ohr - und sein Atem kitzelte sie am Hals -: »Ich passe auf die beiden auf. Sie werden keinen Schaden erleiden.« Elena lächelte ihn dankbar an. Sie ließ ihn los, damit er sich von Mikela verabschieden konnte. Mutter und Sohn hatten sich einen Großteil der Nacht allein miteinander unterhalten, und als sie sich jetzt umarmten, war in Mikelas Augen ein Glitzern, das verdächtig nach Tränen aussah.
    Elena ging zu Mogwied. Der Gestaltwandler benahm sich wie üblich ziemlich linkisch, ihre Gefühlsbekundungen waren ihm sichtlich unangenehm. Er drückte sie einmal flüchtig und trat zurück. Er nickte seinem Bruder zu und berührte Ferndal kurz am Kopf, bevor er sich zurückzog. Für einen kurzen Moment trafen Mogwieds Augen Elenas. »Wir werden uns wiedersehen«, sagte er.
    Obwohl diese Worte als Trost gemeint waren, hatte Elena plötzlich eine ungute Vorahnung. Hier auf diesem Hafensteg ging etwas zu Ende. Von jetzt an würden unterschiedliche Feuer jeden von ihnen schmieden. Wenn sie sich das nächste Mal begegnen würden, wäre keiner mehr derselbe, der er heute war.
    Ferndal stieß mit der Schnauze an ihre Hand, und sie kraulte ihn gedankenverloren hinter dem Ohr. Der Wolf spürte ihren Schmerz und wollte ihn mit ihr teilen. Neben ihr standen Er’ril und Mikela und sahen den anderen nach, die den Hafen verließen und in Richtung der Straßen von Schattenbach gingen.
    »To’bak nori sull corum«, flüsterte Elena, als ihre Freunde der Sicht entschwanden.
     
    Er’ril beaufsichtigte das Verladen ihrer Pferde auf das Schiff; wenn sie erst die Küste erreicht hätten, würden sie ihre Reittiere wieder brauchen. Das Schiff war ein breiter, tief im Wasser liegender Kahn mit einem notdürftig zusammengezimmerten Pferch in der Mitte für die Tiere. Anfangs hatte der Kapitän gezögert, die Tiere an Bord zu lassen, doch die Menge und der Wert von Mikelas Münzen hatten ihn schnell anderen Sinnes werden lassen.
    Von der Reling aus beobachteten Elena und die Schwertkämpferin, wie Er’ril und die Hilfsmatrosen die Pferde über die Laufplanke auf das Schiff trieben. Elenas Stute Nebelbraut ging ohne große Schwierigkeiten als Erste, angelockt von einem in der Hand eines der Hilfsmatrosen dargebotenen Apfel. Mikelas goldfarbener Wallach lieferte einen kleinen Kampf, bis ein strenges Wort, das Mikela von der Reling hinunterrief, das

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