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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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hielt die Schale wie eine Trophäe hoch. »Diesen Gegenstand habe ich einer eurer Bösewächter-Schwestern abgenommen, nachdem ich sie zerstört und ihre Gebeine zu Staub zermahlen hatte. Das soll euch eine Warnung sein!« Er streckte den beiden die Schale entgegen.
    Mit Genugtuung sah er, wie Angst ihr eingefrorenes Lächeln aufweichte. »Schwarzstein«, murmelte einer dem anderen viel sagend zu.
    Mogwied baute seinen geringen Vorteil aus. Er musste erreichen, dass er mit diesen beiden hohen Herren allein war. Wenn er seinen Verrat vortrug, dann wollte er dies in einem Gespräch ohne Zeugen tun. Er wusste nicht, wie dieser Abend enden würde, und wollte den Anschein seiner Treue gegenüber Elena so lange wie möglich aufrechterhalten. »Lasst die anderen gehen, dann bekommt ihr, was ihr wünscht, ohne Blutvergießen. Das schwöre ich.«
    Kral war von hinten nahe an ihn herangetreten. »Tu das nicht«, flüsterte er. »Wir erkämpfen uns gemeinsam einen Weg hier heraus.«
    Mogwied beobachtete, wie sich die beiden Herren einander zuneigten. Ihre Lippen bewegten sich, aber er konnte nichts verstehen. Er hatte einige Augenblicke Zeit. Genauso wie es nötig war, dass er mit seiner List die Zwillinge dazu brachte, die anderen freizugeben, musste er Kral und Tol’chuk dazu überreden, zu gehen. Denn falls sie versuchten, gegen diese Dämonen zu kämpfen, bestand durchaus die Möglichkeit, dass er in der Kampfhandlung getötet würde. Mogwied drehte sich zu Kral um. »Wenn die Zwillinge Bösewächter sind«, flüsterte er ihm zu, »wird Merik bestimmt irgendwo hier im Verlies festgehalten, davon bin ich überzeugt.«
    Kral nickte. »Ich weiß, wo er ist.«
    Diese Mitteilung brachte Mogwied aus der Fassung. Er blinzelte einige Male und hätte beinahe den Faden seines Lügengespinstes verloren. »Du … Wie …?« Er knirschte mit den Zähnen und versuchte sich zu fangen. »Umso besser. Ich werde sie so lange wie möglich ablenken. Ihre beide holt Merik.«
    »Und was wird aus dir?«
    Mogwied gestattete sich ein kleines Lächeln. Er war klug genug, Kral nicht anzulügen. »Ich komme zurecht. Ich habe einen Plan.«
    Kral sah ihn eine Weile eindringlich an, dann sagte er mit Hochachtung in der Stimme: »Du überraschst mich, Gestaltwandler.«
    Mogwieds Wangen röteten sich. »Befreit Merik«, drängte er, dann wandte er sich wieder den hohen Herren zu.
    Als er sie ansah, hoben die beiden gerade die Köpfe - anscheinend hatten sie ihre Beratung beendet. Einer der Herren schob sich mit einem lackierten Fingernagel eine weiße Haarsträhne aus dem Gesicht. »Wir nehmen dein großzügiges Angebot an«, sagte er.
    Der andere zog ein kleines silbernes Glöckchen aus einem Geheimfach in seinem Sessel und läutete zweimal. Noch bevor der Nachhall des Läutens verklungen war, wurde die Haupttür entriegelt und schwungvoll aufgestoßen.
    Rothskilder stand mit geneigtem Kopf an der Schwelle. »Ihr habt gerufen, edle Herren?«
    »Die beiden größeren Artisten sind von einem plötzlichen Unwohlsein befallen worden«, erklärte derjenige mit der Glocke leise. »Geleite sie bitte aus der Festung zurück zu ihrem Gasthaus.«
    »Natürlich, Durchlaucht, sofort.« Rothskilder winkte zwei Wachen, die weiter hinten im Gang postiert waren, zu sich. »Ihr habt den Befehl unserer Herren gehört«, raunte er sie mit einem Fingerschnipsen an, dann drehte er das Gesicht wieder in Richtung des Saals. »Und der dritte Artist?«
    »Sobald die anderen weg sind, werden wir uns an seiner Gesellschaft im Privaten ergötzen.« Mogwied erhaschte das Zucken eines Hohnlächelns auf dem Gesicht des anderen hohen Herrn. Dann wurden dessen Züge wieder ausdruckslos.
    Mogwieds Knie zitterten. Einige Herzschläge lang musste er sich zusammenreißen, damit er nicht die anderen zu sich zurückrief. Tol’chuk hatte offenbar sein Unbehagen gespürt und sah zu ihm zurück. Der Gestaltwandler bedachte den Og’er mit einem schwachen Lächeln. Tol’chuk berührte mit einer Klaue sein Herz und dann seine Lippen. Mogwied kannte das Zeichen. Es war der Abschiedsgruß eines Og’ers an einen Freund.
    Mogwied erwiderte unwillkürlich seinerseits das Zeichen.
    Obwohl es vor allem seinem eigenen Zweck diente, dass er die anderen aus dieser gefährlichen Lage befreit hatte, spürte Mogwied tief im Herzen doch auch einen Anflug von Erleichterung, dass Tol’chuk mit dem Leben davonkommen würde.
    Mogwied verdrängte diese Gefühle. Er musste stark sein. Jetzt brauchte er all sein

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