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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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hatte vor Entsetzen die Augen weit aufgerissen. Er sah seinen Bruder an, als ob in den blassen Zügen seines Zwillings eine Antwort geschrieben stünde. »Ruf die Wachen!« befahl er.
    Mykoff tastete nach der silbernen Glocke. Er läutete und wartete. Nichts geschah. Er sah seinen Bruder verwirrt an. Offenbar war bis jetzt noch nie ein Läuten missachtet worden. Er nahm die Glocke wieder in die Hand und schüttelte sie heftig. »Riemer?« rief er laut, um das Läuten zu übertönen.
    Riemer stakste mit seinen dünnen Beinen zur Haupttür und polterte mit der Faust dagegen. »Wachen! Eure Herrschaft verlangt eure Dienste!«
    Eine schwache Stimme antwortete ihm. »Edle Herren, die Wachen sind geflohen!« Mogwied erkannte die Stimme ihres geckenhaften Burgmarschalls. »Ich kann den Riegel nicht allein heben!«
    »Dann begib dich zu einer der kleineren Türen, Rothskilder, wo die Riegel leichter sind.«
    »Ja, Durchlaucht. Sofort.«
    »Augenblick!« Der Boden bebte erneut. Der Kronleuchter an der Decke tanzte, heißes Wachs tropfte aus den vielen Kerzenhaltern. »Was ist da draußen los?« schrie Riemer.
    Mogwied heulte auf, als ein großer Wachstropfen seine Wange traf. Er machte einen weiten Satz unter dem Leuchter weg und stellte sich näher zum Podest.
    »Rothskilder!«
    Von der anderen Seite der Tür kam keine Antwort. Der Burgverweser war bereits davongerannt, um den Befehl seines Herrn zu befolgen.
    Riemer wandte sich Mogwied zu, während Mykoff ängstlich in seinem Sessel kauerte, die silberne Glocke wie eine Waffe mit der schmalen Hand umklammernd. »Was weißt du über diesen Aufruhr?« fragte Riemer, und sein Gesicht war eine zornige Maske.
    Mogwied trat einen Schritt zurück. »Ich?«
    Der hohe Herr warf seinen Umhang zurück und hob den Dolch. »Dieses Gerede von Hexen war nur eine Finte. Was hast du gemacht?«
    Mogwied überlegte schnell. Der Kerl war von allen guten Geistern verlassen. Wahnsinn lauerte hinter diesen wilden Augen. Mogwied wich vor dem Dolch zurück. Er stand nun wieder zwischen den Requisitenkisten. »Ich habe nicht gelogen. Ich bin hierher gekommen, um euch Mitteilung über die Hexe zu machen.«
    »Lügner!«
    Mykoff hatte sich aus dem Sessel erhoben, seine Lippen zitterten. Plötzlich erschütterte ein starkes Beben einen der vergoldeten Balken im hinteren Teil des Saals. Er krachte mit schrecklichem Getöse zu Boden. »Riemer! Mach, dass das aufhört!«
    »Mach ich, Bruder!« Das mörderische Glitzern in seinen Augen ließ keinen Zweifel an seinen Absichten, als er zu Mogwied stakste. »Indem ich diesen Verräter töte!«
    »Schnell! Wir müssen den Zwerg finden. Er weiß bestimmt, was zu tun ist. Er wird uns das Sakrament erteilen und die Meute befreien. Dann können wir fliehen.«
    Mogwied dachte angestrengt über Mykoffs Worte nach. Anscheinend waren diese beiden abhängig von ihrem Sucher, da nur dieser die Ungeheuer in ihnen freisetzen konnte. Das machte ihm etwas Mut. Wenn ihre Dämonen gefangen waren, konnte er vielleicht gegen die verwöhnten Bürschlein kämpfen. Oder - noch besser … »Warte!« rief er Riemer zu. »Ich kann euch helfen, eure Rattendämonen zu befreien. Ihr braucht euren Zwergenmeister nicht.«
    Riemers Augen zuckten, doch er hielt den Dolch erhoben. Mogwied sah das glühende Verlangen in diesen Augen, sich gegen den Sucher, der ihn beherrschte, aufzulehnen. Riemer stand unter dem Joch des Zwergs; jetzt drängte es ihn danach, frei zu sein, nach eigenem Willen zu handeln. Keiner dieser beiden seidengewandeten Herren schätzte es, Befehle entgegennehmen zu müssen. »Was redest du da?« fauchte Riemer ihn an.
    »Die Schale aus Schwarzstein war nicht der einzige Gegenstand, den ich der Bösewächterin gestohlen habe. Sie trug Talismane, die ihr das Sakrament bescherten, wann immer sie es wünschte.« Mogwied stieg in eine der offenen Kisten. »Ich werde euch etwas zeigen.«
    Mykoff kam von seinem Podest herunter. »Kann es sein, dass er die Wahrheit sagt, Bruder?«
    »Ich habe schon einmal etwas Ähnliches gehört. Nicht alle Bösewächter sind Sklaven ihrer Sucher.« Riemer musterte Mogwied mit zusammengekniffenen Augen. »Führ uns diese Talismane vor!«
    »Ja, ja, natürlich.« Mogwied wühlte in den verpackten Gauklerutensilien, wobei er Riemers Dolch nicht aus den Augen ließ. Mykoff war näher gekommen und stand jetzt neben seinem Bruder. Mogwied betete im Stillen, dass die Gegenstände, die er suchte, sich irgendwo in dieser Kiste befanden. Er entfernte

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