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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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gab noch einen letzten Punkt, der den Traumdrachen betraf, eine weitere Prophezeiung bezüglich Ragnar’ks, und er zögerte, davon zu sprechen.
    Eigentlich handelte es sich mehr um eine Verheißung als um eine Vision. Es hieß, dass Ragnar’k aus seinem ewigen Schlaf erwachen würde, wenn er am dringendsten gebraucht würde, dass er sich vom Felsgestein der Insel lösen und wieder bewegen würde. Sein Erwachen würde den Beginn des Großen Krieges kennzeichnen, die erste bewaffnete Auseinandersetzung ankündigen: die Schlacht um A’loatal.
    Greschym erschauderte. Nein, er wollte nicht, dass Schorkan zu Ragnar’k ging, da er fürchtete, der Prätor könnte den Schlaf des Tieres stören. Aber stimmte es wirklich, dass der Drache schlummerte? Warum hatte Ragnar’k nach so langer Zeit wieder angefangen zu rufen?
    Und warum hörte Greschym hinter dem Lied des Steindrachen den Klang von Schlachthörnern und das Klirren von Stahl?
    Greschym folgte Schorkans breiten Schultern, als dieser zu der Eichentür ging, doch seine Knie zitterten. Irgendwo tief unter der Ordensburg lag ein Tier, vor dem Greschym vor langer Zeit geflohen war.
    Und jetzt, Jahrhunderte später, drängte es ihn keineswegs zur Rückkehr.
    Manche Tiere ließ man am besten schlafen.
     
    Ein Wald aus Steintürmen glitt zu beiden Seiten des Schiffes vorbei. Hier stand die sagenumwobene Stadt A’loatal. Saag-wan musste sich weit zurücklehnen, um die Spitzen der zerfallenen Gebäude zu sehen. Sie bog den Hals nach hinten und blickte hinauf zu den alten Bauwerken der versunkenen Stadt. Algen und Moos bedeckten die Mauern der unteren Stockwerke, während nistende Seeschwalben und Möwen sich in den Ritzen der oberen Geschosse um die Plätze stritten. Fenster, die schon seit langem Wind und Regen offen standen, blickten beinahe anklagend zu ihr zurück. Wie konnte sie es wagen, die Gräber der Toten zu stören?
    Saag-wan merkte, dass sie bei dem Anblick ein wenig zusammenzuckte.
    »Ein bisschen nach Steuerbord!« rief Flint von der Bugspitze her. Der ältere der beiden Männer beugte sich über den Rand des Bootes und suchte das Wasser vor ihnen nach Hindernissen ab. Er hatte ein Paddel quer über den Knien liegen, das er dazu benutzt hatte, langsam durch die ehemaligen Gassen der versunkenen Stadt zu staken. Sie hatten das Segel eingezogen, sobald sie in den nassen Friedhof aus geneigten Türmen, zerbrochenen Kuppeln und bröckelnden Mauern eingefahren waren. Es wäre zu gefährlich gewesen, wenn sie es dem Wind allein überlassen hätten, sie durch dieses tückische Labyrinth zu bringen.
    Kast, der seinerseits mit einem Ruder ausgestattet war, schwenkte dieses zur anderen Seite des Schiffs und stieß sanft gegen das von Algen glitschige Mauerwerk einer nahen Säule. Krebse, die auf dem alten Stein saßen, flitzten vor seinem Ruder davon. Das Boot drehte sich ein wenig nach rechts, und Kast fing wieder an zu rudern.
    Conch tauchte mit einem schwachen Schnauben neben Saag-wan an die Oberfläche. Sie streckte die Hand zu seiner Nase aus, doch er sank wieder ab, zu kraftlos, um länger als für die Dauer eines Atemzugs über Wasser zu bleiben. Der Erschöpfung nahe, schwamm er durch die erstickenden Tangbeete und Riffe aus Mauerwerk und Stein, um mit dem langsam gleitenden Schiff mitzuhalten. Verschiedene Gefühle kämpften in Saag-wan gegeneinander. Sie wusste, dass sie sich beeilen mussten, wenn Conch zu den Heilkundigen gelangen sollte, solange er noch atmete. Aber gleichzeitig hätte sie am liebsten angehalten und hätte dem erschöpften Conch eine Rast gegönnt. Selbst diese mäßige Geschwindigkeit belastete das Herz ihres lieben Freundes in bedenklicher Weise.
    Saag-wan rieb sich die zarten Schwimmhäute zwischen den Fingern, unruhig und besorgt um den Leibgefährten ihrer Mutter. Wenn Conch sterben sollte …
    »Bald sind wir da!« rief Flint mit neuem Schwung in der Stimme.
    Als das Boot einen gewaltigen Turm umrundet hatte, bot sich ihnen ein freier Ausblick auf die Küste vor ihnen. Die Stadt war in mehreren Terrassen angelegt, die an den Hängen des mittleren Bergs der Insel aufstiegen. Nun, da sie näher an der Küste waren, erkannte Saag-wan, dass das, was sie für den gezackten Kamm des Berges gehalten hatte, in Wirklichkeit eine riesige Burg war, die sich auf dem höchsten Punkt des Gipfels erhob. Aus der Mitte dieses wuchtigen, mit verschiedenen Türmen versehenen Bauwerks sprossen die skelettartigen Äste eines ungeheuer großen Baumes,

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