Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
Vom Netzwerk:
Wie üblich nahmen die Wachen keine Notiz von ihm, als er sich die Stufen hinaufschleppte. Bei jedem durchdringenden Laut, den Ragnar’k von sich gab, pochte sein Herz noch wilder, und er musste beim Aufstieg häufig stehen bleiben; sein alter Körper ermüdete schnell. Schließlich erreichte er die große, eisenbeschlagene Eichentür und schlug kräftig mit den Fingerknöcheln dagegen.
    Schorkan erwartete ihn nicht, und er musste noch ein paar Mal klopfen, bis sich die Tür endlich vor ihm auftat. Greschym hastete in den Raum; er genoss die Wärme und die dicken Teppiche nach den kalten, zugigen Fluren.
    Doch Schorkan empfing ihn keineswegs freundlich. »Warum störst du meinen Schlaf?« fragte er kühl. Der Prätor trug ein schweres rotes Gewand, das um die Hüften mit einer Schärpe umwickelt war. Er hatte offensichtlich geschlafen. Sein schwarzes Haar war zerzaust, was für ihn ganz ungewöhnlich war, und seine grauen Augen schimmerten noch rot vor Müdigkeit. Durch die Fenster des Turmzimmers sah Greschym, dass die Sonne bereits ziemlich hoch stand.
    Er neigte leicht den Kopf; ihn ärgerte die jugendliche Erscheinung seines Gegenübers, durch die er sich verhöhnt fühlte. »Etwas stimmt nicht«, sagte Greschym. »Hörst du das Heulen nicht?«
    »Was schwatzt du da?« entgegnete Schorkan wütend. »Ich habe nichts gehört, außer dass jemand zu früh an meine Tür geklopft hat.«
    Da das Rufen ihn immer noch bis ins Mark erschütterte, war Greschym einigermaßen verblüfft, dass der andere, der viel besser in den schwarzen Künsten bewandert war, nicht einmal ein Kribbeln beim Ruf des Drachens verspürte. Aber andererseits war Schorkan eben auch kein Ho’fro und hatte noch nie die Stimme Ragnar’ks vernommen. Er besaß keine Elementarmagik und kannte die vielen Geheimnisse der Sekte nicht.
    Greschym überlegte kurz, ob er sein Wissen lieber vor Schorkan geheim halten sollte, doch wenn tatsächlich etwas nicht stimmte, war er vielleicht auf die Stärke des anderen angewiesen. »Schorkan«, setzte er an, »obwohl du der Prätor bist, gibt es vieles in Bezug auf die Burg, was du nicht weißt.«
    Schwarzes Feuer loderte in den Augen des anderen auf. Der unbeirrbare Stolz der Jugend floss noch heiß in Schorkans Blut. Der Liebling des Herrn der Dunklen Mächte mochte es nicht, wenn man sein Wissen infrage stellte. Seine Worte hatten einen drohenden Beiklang. »Ich weiß mehr, als du ahnst, Bruder Greschym.«
    »Dann kannst du mir vielleicht genau erklären, warum ausgerechnet diese Insel, und keine andere des Archipels, als Platz für A’loatal ausgesucht wurde.«
    Schorkan runzelte ein wenig betroffen die Augenwinkel.
    »Das weißt du nicht, oder?« Greschym wartete keine Antwort ab. »Und was mich betrifft, weißt du auch vieles nicht. Du weißt, dass ich früher einmal Ho’fro war. Es waren meine prophetischen Schriften, die dir die Anweisungen zur Schaffung des Blutbuches lieferten.«
    »Ich brauche keinen Geschichtsunterricht, Greschym.«
    »Doch, den brauchst du. Denn obwohl du dir meine Visionen zunutze gemacht hast, hast du dir nie Gedanken über die Ho’fro an sich gemacht. Damals waren sie bereits verbannt worden, und du als der kleine brave Magiker, der du warst, fandest dich fügsam mit dem Erlass des Ältestenrates ab, demzufolge es sich bei den Sektenmitgliedern um Häretiker und Anwender von Zauberpraktiken handelte, die keine reinen Geschenke Chis waren. Hast du dir nie Gedanken darüber gemacht, womit sich meine alte Sekte beschäftigte?«
    »Ich wusste genug. Ihr suchtet nach Prophezeiungen, um die Zukunft vorhersehen zu können.«
    »Ja, aber wie, Schorkan? Wie?«
    Der andere zuckte mit den Schultern. »Wen interessiert das schon? Die Ho’fro gibt es schon lange nicht mehr.«
    »Das stimmt nicht ganz«, widersprach Greschym und genoss das verdatterte Gesicht des anderen. »Obwohl ich mich von meinen Brüdern abgewandt habe, bin ich immer noch Ho’fro. So etwas liegt einem im Blut.«
    »Was sagst du da?«
    »Ich sage, dass zumindest ein Mitglied des alten Ordens immer noch in den Gängen der Burg wandelt.«
    »Du?«
    »Ja, ich! Man trat den Ho’fro nicht einfach bei - man musste dazu geboren werden. Um Ho’fro zu werden, musste man mit Elementarmagik begnadet sein, mit Magik, die einen mit der Traumwelt verband.«
    Schorkans Brauen zogen sich zusammen. »Weber! Willst du etwa behaupten, dass die Ho’fro sowohl Magiker als auch Traumweber waren?«
    »Ja. Wir benutzten unsere

Weitere Kostenlose Bücher