Alasea 02 - Das Buch des Sturms
die Höhle. Schorkan trat vor, um sich ihnen in den Weg zu stellen. Offensichtlich hatte die Kraft, aufgrund derer der geheimnisvolle Angriff keine Wirkung auf sie hatte, seinen Argwohn erregt. Er hob die Arme. Schwarzes Feuer züngelte an seinen Ärmeln entlang.
Tränen des Schmerzes trübten Joachs Blick. Die Höhle wurde zu verschwommenen Lichtklecksen - manche dunkel, manche hell. Dann hörte das Gebrüll auf, so jäh, wie es angefangen hatte, und hinterließ eine bebende Leere in seinem angegriffenen Schädel. Er wischte sich die Tränen aus den Augen und sah, wie das unheimliche, schattenhafte Ungeheuer durch die Höhle eilte. Für einen Augenblick stellte es sich als riesige wabernde Wand aus Schatten dar, bevor es innerhalb eines Lidschlags verschwunden war.
Es flog als Rauchschweif, ein Mahlstrom aus Ranken und Wolken, der sich dem ahnungslosen Paar näherte. Es zog als dichter Rauchwirbel um die knorrige Wurzel herum. Joach zuckte zusammen, da er wusste, hier würde Blut vergossen werden.
Der Prätor beobachtete ebenfalls den Flug des Ungeheuers und wich misstrauisch vor ihm zurück. Hinter ihm versuchte Greschym mühsam, sich zu erheben, wobei er seinen Stock als Krücke benutzte. Ohne sich umzuwenden, griff Schorkan nach hinten, und Greschyms Stock flog aus der schwachen Hand des Alten in die Faust des Prätors. Nachdem Greschym plötzlich ohne Stütze war, fiel er auf Arme und Knie. Schorkan erhob den Stock. Schwarze Magik entströmte dem Körper des Prätors und hüllte den Stab in Feuer.
Schorkan hielt die flammende Waffe herausfordern vor sich, bereit zum Kampf. Doch niemand ging auf seine Herausforderung ein. Der Schattendrache huschte, ohne innezuhalten, an dem Dunkelmagiker vorbei, um sich auf seine wahre Beute zu stürzen. Kurz bevor er zuschlug, hatte Kast offenbar die nahende Gefahr gespürt und das Mädchen blitzschnell unter einen Arm verlagert, während gleichzeitig ein Messer, wie aus der Luft gegriffen, in seiner Faust erschien. Das war eine jämmerliche Bewaffnung angesichts dessen, was ihm bevorstand, doch Kast schwankte nicht. Er duckte sich kampfbereit, als der Gegner zuschlug.
Kast und das Mädchen verschwanden im Herzen der Rauchwolke. Ob sie vom Drachen verzehrt oder zermalmt würden - Joach krümmte sich vor Angst. Als er sich schließlich mit Moris’ Hilfe wieder aufrichtete, beobachtete er gebannt das folgende Schauspiel.
Die Wolke umwallte die beiden; gelegentlich tauchte das Bild des Drachen darin auf: ein peitschender Schwanz, entfaltete Flügel, Klauen, die zur Decke griffen wie aufgehende Blüten. Doch nichts war von den beiden zu sehen, die im Inneren begraben waren.
Nicht weit von dem Kampfgeschehen entfernt hatte sich Greschym mühsam aufgerichtet, immer noch in gebückter Haltung, sich mit einer Hand auf dem Knie abstützend. Er zischte Schorkan an, und seine Worte waren laut genug, dass sie an Joachs Ohren drangen. »Töte sie alle, bevor es zu spät ist!«
Der Prätor rührte sich nicht von der Stelle, den Stab von Dunkelfeuer vor sich erhoben. Er machte keinerlei Anstalten, dem anderen zu gehorchen.
»Jetzt ist der einzige Zeitpunkt, zu dem du Ragnar’k aufhalten kannst«, drängte Greschym. »Sobald er sich niederlässt, wird er Fleisch werden.«
In diesem Augenblick zog sich der Rauch dichter um Kast und Saag-wan zusammen; die Ranken verschmolzen, und die Wolke verdunkelte sich. Die Rauchschwaden wurden zu einem Teich mit schwarzen Strudeln.
»Jetzt schlag zu!« brüllte Greschym. »Vernichte ihn!«
»Nein«, entgegnete Schorkan. »Ich will ihn für meinen Herrn und Meister haben. Das Schwarze Herz hat bestimmt eine Verwendung für dieses Magik-Monster.«
»Du Narr!« Greschym taumelte vorwärts und versuchte, dem anderen seinen Stock zu entreißen.
Schorkan stieß ihn mit dem Ellbogen weg. »Zurück!«
Während sie miteinander stritten, wallte der rauchige Nebel plötzlich auf und bildete die Form eines Drachen, den Kopf zur Decke erhoben, die Flügel weit ausgebreitet. Das Ungeheuer brüllte erneut, stieß ein pfeifendes Triumphgeschrei aus.
Der Lärm zerriss Joach innerlich wie eine Explosion und tötete all seine Sinne. Fühllos, wie er war, spürte er nicht einmal den Sturz auf den Steinboden. Im einen Augenblick stand er noch da und starrte ehrfürchtig den triumphierenden Drachen an, im nächsten rappelte er sich mit schmerzenden Zähnen vom Boden auf. Er kratzte sich am Hals, wo ihn ein Rinnsal kitzelte. Sein Ohr blutete.
Diesmal war es
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