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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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durchbohrten. »Du hast die Dämonen zu uns gebracht.«
    Moris legte Joach die große Hand auf die Schulter und sah den tobenden Bruder an. »Geral, das liegt ewige Zeiten zurück. Dieses Geschehen ist vorhergesagt worden, bevor A’loatal auch nur einen Namen hatte. Reg dich nicht auf!«
    Geral zückte einen Dolch aus einer Scheide, die er verborgen am Unterarm trug. »Erst wenn ich diese Seuche, die unserer Heimat befallen hat, ausgerottet habe!« Geral stürzte sich auf Joach.
    Joach war so verdutzt, dass er die Beine nicht bewegen konnte. Er hob den Arm und duckte sich, in der Erwartung, dass der Mann sich mit seinem ganzen Gewicht auf ihn werfen würde. Doch das geschah nicht. Nach einem bangen Zögern blickte Joach auf. Ein Stoßseufzer entrang sich seiner Brust.
    Geral wurde mitten im Sprung gestoppt, von einer rauchigen Klaue über dem Steinboden in der Schwebe gehalten. Geral zappelte im Griff dieser Klaue, bis er zur Seite geschleudert wurde. Er prallte mit dem Kopf gegen die Wand und landete als ein Haufen verdrehter Gliedmaßen am Boden.
    »Zurück!« warnte Moris, wobei er Joach mit sich zog. »Ragnar’k kommt.«
    Von ihrer Last befreit, griff die Klaue weiter aus der Wand heraus. Es war eine Skulptur aus tiefschwarzem Rauch. Sie streckte sich zum Höhlenboden und berührte einen kleinen, nassen Fleck auf dem Stein.
    »Natürlich«, flüsterte Moris in plötzlicher Erkenntnis. »Ihr Blut ruft den Drachen. Das Mer’ai-Mädchen ist noch nicht an einen Leibgefährten gebunden. Es liegt in der Natur der Drachen, dass ihr Duft Ragnar’k anlockt. Er kann ihrem Ruf nicht widerstehen. Es ist der uralte Instinkt seiner Gattung.«
    Vor ihren Augen erhob sich ein aus Rauch geformter Drachenkopf aus dem Schlummer, um sich zu dem Blut hinzurecken. Sein schlangenartiger Hals entrollte sich. Unbestimmt in der Form, schob er sich lautlos zu dem Blut hin; Rauchfetzen stiegen von ihm auf wie von einem verglimmenden Feuer. Er wirkte körperlos, doch Gerals reglose Gestalt drückte eine gegenteilige Warnung aus. Der Drache beugte sich über die kleine Blutlache und entwand seinen Körper weiter dem Fels. Er knickte die Vorderbeine ab, um dicht an den Stein zu kommen, und schnupperte. Dann hob er den riesigen Kopf und bemerkte offenbar das Mädchen, das sich in Kasts Armen so klein wie möglich machte.
    Die beiden hatten die große Wurzel erreicht und umrundeten sie. Joach sah, wie Greschym auf der anderen Seite der Wurzel die Hand deutend hob. Trotz seiner schwachen Augen hatte der alte Zauberer den erwachenden Drachen wahrgenommen. Schorkan wandte sich dem rauchigen Ungeheuer zu und musterte es eindringlich. Joach bemerkte mit einer gewissen Genugtuung den überraschten Ausdruck in den sonst so gelassenen Zügen des Prätors.
    »Wir sind nicht in der Lage, von hier aus etwas dagegen zu unternehmen«, sagte Moris hinter ihm. »Ein Eingriff in den Verlauf dessen, was jetzt geschehen wird, übersteigt unsere Fähigkeiten.«
    Während er sprach, löste sich das Ungeheuer noch weiter vom Fels. Flügel aus Rauch breiteten sich an seinem gebuckelten Rücken bis zur Decke der Höhle aus. Zusehends entfernte der Drache sich von dem Felsengefängnis; er schlängelte sich frei, sein Schwanz peitschte hin und her wie der einer zornigen Katze. Er war ein unheimlicher, gewaltiger Schatten, der über dem Blut des Mädchens kauerte. Seine Nase folgte Kasts Weg durch die Höhlenkammer.
    Dann öffnete er das riesige Maul und stieß einen wilden Lustschrei aus. Joach fiel auf die Knie und hielt sich die Hände über die Ohren. Schmerz drohte seinen Kopf zu sprengen. Er bemerkte, dass auch die anderen auf den Steinboden fielen; einige wanden sich in Todesqualen. Joach sah, dass sogar Greschym zusammenbrach; der Poi’holz-Stock fiel ihm aus den erstarrten Händen.
    »Er bringt uns um!« rief Flint, in sich zusammengekauert.
    »Nein«, widersprach Moris. Er hatte es geschafft, auf den Beinen zu bleiben, obwohl sein Gesicht eine schmerzverzerrte Maske war. »Er brüllt seine Herausforderung heraus.«
    Joach fiel auf, dass drei der Anwesenden anscheinend von dem durchdringenden Geschrei nichts mitbekamen. Der Prätor war unbeeindruckt oder einfach taub für das Gebrüll des Drachen, und noch zwei andere: Kast schritt ungerührt über die weiß gewandeten Brüder hinweg zum Ausgang. Das Mädchen lag gekrümmt in seinen Armen, den Blick unverwandt auf die Tunnelöffnung gerichtet.
    Die Aufmerksamkeit des Prätors folgte den beiden quer durch

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