Alasea 02 - Das Buch des Sturms
aufbrechen.«
»Nein, dieser Try’sil könnte sich als wirkungsvolle Waffe gegen die schwarze Magik des Herrn der Dunklen Mächte erweisen. Es wäre töricht, wenn wir schon einmal hier sind, ein solches Werkzeug ungenutzt liegen zu lassen.« Sie sah zu Er’ril auf. »Und außerdem habe ich mein Wort gegeben.«
Er nickte, beinah so, als ob sie eine Prüfung bestanden hätte. Sie merkte, wie in ihr flüchtig Wut über sein Benehmen aufloderte. Sie setzten den Weg schweigend fort.
Mikela und Jaston gingen vor ihnen und unterhielten sich in gedämpftem Ton mit Cassa Dar. Ferndal trottete lautlos hinter ihnen her, ein dunkler Schatten auf der Treppe. Auf halbem Weg nach unten trafen sie einen der Sumpfburschen, der sie mit frischen Getränken und einer Platte voll Käse erwartete. Sie legten eine kurze Rast ein.
Während dieser Pause trat Mikela zu Er’ril und Elena. »Ich habe mit Cassa Dar gesprochen«, sagte sie und ließ sich dabei neben ihnen nieder.
»Hat sie erneut so seltsame Ahnungen gehabt?« wollte Elena wissen. Besorgnis drohte ihre Entschlossenheit ins Wanken zu bringen.
Mikela tätschelte dem Mädchen das Knie. »Nein. Anscheinend ist alles friedlich.«
»Worüber habt ihr dann gesprochen?« fragte Er’ril.
»Ich war neugierig und wollte etwas über die Verbindung zwischen ihrem Geist und dem Land wissen. Das hat mich einfach interessiert. Ich bin schon durch etliche andere Marschgebiete und Sümpfe entlang der Küste gekommen, aber noch nie habe ich eine so giftige Gegend erlebt wie diese hier. Ich kenne mich schließlich mit Giften recht gut aus und kann euch versichern, dass in diesem Sumpfgebiet eine außergewöhnlich große Vielfalt davon vorhanden ist.«
»Und wie erklärst du dir das?« fragte Er’ril und griff nach einem Stück Pfefferkäse.
Mikela senkte die Stimme. »Ich habe da so meine Theorie. Ich glaube, dieses Land ist die Spiegelung ihres Geistes. Als das Land einen Teil ihres Wesens einnahm, hat es wohl auch ein wenig von ihrem Wissen über Gifte übernommen, das ihr von den Meuchlern vermittelt worden war. Es hat sozusagen ihre Fähigkeiten als Giftmischerin zu seinem eigenen Schutz benutzt.«
»Ist das möglich?« fragte Elena. »Ich dachte, die elementare Landmagik beruht lediglich auf dem Wirken roher Kräfte? Glaubst du, in dieser Magik steckt eine Art von Intelligenz? Etwas, das die Erinnerungen der Sumpfhexe auswerten und nutzbar machen kann?«
Mikela zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht genau, aber die Vorstellung beunruhigt mich.« Sie deutete mit einem Nicken die Treppe hinunter, wo Jaston und Cassa Dar immer noch in ein Gespräch vertieft waren. »Aber anscheinend bin ich nicht die Einzige, die die Gesellschaft der Hexe interessant findet.«
Die Zwergenfrau lachte über etwas, das Jaston sagte. Der Sumpfbewohner erzählte lebhaft gestikulierend eine Geschichte. Auch er grinste. Seine Befangenheit wegen seines Aussehens war im Gespräch mit Cassa Dar offenbar vergangen. Anscheinend empfand Jaston seine Narben in Anbetracht des schrumpeligen, vom Alter gezeichneten Aussehens der Zwergin nicht mehr als gar so störend.
Elena sah ihre Tante an. Mikela ihrerseits beobachtete die beiden anderen mit einem etwas verbissenen Gesichtsausdruck. »Vielleicht haben wir uns lange genug ausgeruht«, sagte Mikela. »Ich schlage vor, wir holen jetzt so schnell wie möglich diesen Zwergenhammer und brechen im ersten Licht des Sonnenaufgangs auf. Wir haben noch eine weite Strecke bis zur Küste vor uns.«
Ihre Tante erhob sich und zog sie hinter sich her.
Die letzte Etappe des Weges wurde schweigend zurückgelegt. Jeder war in seine eigenen Gedanken versunken. Der letzte Teil des Abstiegs ging langsam vonstatten. Als Elena sich allmählich fragte, ob die Treppe jemals enden würde, wurden die Stufen auf einmal so breit, dass ein Bataillon von Männern nebeneinander darauf hätte marschieren können, und bald mündete die Treppe in einen höhlenartigen Saal. Verblasste Fresken bedeckten die hohe Decke, vier riesige Kandelaber, lang und dunkel, hingen von ihr herab; ihre einst glänzende Oberfläche war jetzt gefleckt von grünen und schwarzen Narben.
Die Gruppe blieb auf der letzten Stufe stehen, unfähig, den großen Raum zu betreten, da er keinen Boden hatte. Stattdessen spiegelte die glatte Fläche des Sees die dunklen Kandelaber und verblassten Fresken wider. Hier hatte sich der See der Reste der Burg bemächtigt.
Zwei Fackeln erhellten die Stelle, wo die Treppe
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