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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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weit gespreizt. Sie schloss die Augen und öffnete diesen Teil von sich.
    Kommt zu mir, meine Kinder.
    Sie spreizte die Knie noch weiter, und sie kamen - krabbelnd, wuselnd, huschend - aus allen Richtungen. Sie wusste, dass sie sie nicht alle retten konnte. Ein solches Unterfangen, abgesehen davon, dass es unmöglich war, wäre auch unnötig gewesen. Sie musste nur einen Teil des Ganzen retten, nur eine kleine Saat, aus der die Horde wieder neu entstehen konnte.
    Kommt, kommt!, drängte sie. Beeilt euch!
    Ihre Kinder krabbelten über ihre Knie und an den glatten Beinen hinauf und kehrten zurück, woher sie kamen. Vira’ni lächelte vor mütterlichem Stolz, während sie ihren Bauch füllten. Sie summte ein Wiegenlied, das sie von ihrer Mutter gelernt hatte, und die Horde strömte weiter in sie hinein, tausende krabbelnder Spinnen, sodass ihr Bauch immer weiter anschwoll. Bald war ihr Bauch so dick wie der einer Mutter kurz vor der Geburt von Zwillingen. Vira’ni spürte, wie sich ihre Kinder in ihrem Bauch einnisteten, und lächelte glücklich.
    Sie trug so viel mehr als nur Zwillinge in sich!
    Als ihr Bauch bis zum Äußersten gedehnt war, schloss sie die Knie. Ein paar verspätete Kinder versuchten, an ihren nackten Beinen hochzukriechen, doch sie streifte sie liebevoll von ihren Schenkeln ab und stand auf.
    Vira’ni ging zu der Stelle, wo sie ihre Habseligkeiten aufbewahrte, zog sich schnell an und warf sich eine Tasche über die Schulter. Der Weg verlief ganz in der Nähe. Trotzdem musste sie sich beeilen, wenn sie den Wald verlassen wollte, bevor das Feuer ihrer habhaft wurde.
    Sie lief mit schnellen Schritten los, wobei sie mit einer Hand die Tasche und mit der anderen ihren Bauch festhielt. Trotz der Anstrengung gestattete sie sich ein Lächeln, das ihr Gesicht erhellte. Sie war eine so gute Mutter!
     

 
     
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    »Weiter!« rief Er’ril; seine Kehle brannte vom Rauch und schmerzte vor Anstrengung. Er sah, wie die Hinterräder des Wagens durchdrehten bei dem Versuch, den halb verbrannten Baumstumpf zu überwinden, der quer über dem Weg lag. »Mogwied, die Pferde dürfen nicht nachlassen! Sei unerbittlich mit ihnen!«
    Ein Kaskade brennender Asche wirbelte über den Waldweg und entfachte immer wieder neu kleine Flämmchen auf der Plane des Wagens. Ein Halt auf diesem Weg würde den Tod bedeuten. Obwohl das Hauptfeuer immer noch gezielt vom Wind des Elv’en vorangetrieben wurde, schwelte hier und da noch die Glut und erschwerte der Reisegruppe den Weg, den sie sich durch den zerstörten Wald bahnte. Der Wagen war am meisten gefährdet, da er den Flammen ein großflächiges, leicht entzündliches Ziel bot.
    »Löscht die Feuer!« brüllte Er’ril, doch seine Worte waren überflüssig. Kral und Ni’lahn, die auf ihren erschöpften Reittieren saßen, umkreisten bereits den Wagen und verspritzten Wasser aus ihren Ziegenlederflaschen. Die kleinen Flammen erloschen zischend und hinterließen schwarze Narben auf der Wagenplane.
    »Allmählich wird unser Wasser knapp«, bemerkte Elena, die neben Er’ril ritt. Sie hustete röchelnd und saß schlaff wie eine in der Hitze welkende Blume im Sattel. Der heiße Atem des rasenden Feuers wurde immer schlimmer, je tiefer sie in den Wald eindrangen, und die Hitze peinigte die Gruppe mehr als die Flammen und die Spinnen. »Und wir haben noch einen schrecklich weiten Weg vor uns.«
    Er’ril zog seine Maske höher über die Nase und versuchte so, seinen besorgten Gesichtsausdruck zu verbergen. »Wir werden es schaffen«, murmelte er.
    Nachdem es ihnen gelungen war, den Wagen zu löschen, lenkte Ni’lahn ihr Pferd neben sie. »Merik ist der Erschöpfung nahe«, sagte sie. »Er gibt es nicht zu, aber ich sehe, wie seine Hände an den Zügeln zittern. Und gerade eben wäre er beinahe aus dem Sattel gekippt.«
    »Er muss durchhalten«, entgegnete Er’ril. »Wenn das Feuer erlischt, bevor wir den Wald durchquert haben, stecken wir in der Falle. Er muss das Feuer in Bewegung halten. Wir können auf keinen Fall Halt machen.« Doch wie seinen Worten zum Hohn läuteten die Glocken des Wagens schrill, da die Hinterräder einfach nicht über den Baumstamm rollen wollten und das Fuhrwerk in den Schlamm zurücksank.
    Die beiden Frauen starrten ihn an.
    Kral kam zu ihnen. Er deutete auf die linke Seite des Weges. »Da sind sie wieder.«
    Er’ril spähte in die Richtung, in die Kral zeigte. Anscheinend hatten die Spinnen ein feines Gespür dafür, wann die Gruppe langsamer wurde.

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